Hamburg. .
Noch im September könnte der erste Ex-Guantanomo-Häftling in Deutschland eintreffen. Der 34-Jährige saß mehr als acht Jahre im US-Gefangenenlager auf Kuba. Er wird rund um die Uhr betreut.
Hamburgs Innensenator Heino Vahldieck (CDU) rechnet noch im September mit der Ankunft eines Häftlings aus dem US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba. Einen genauen Zeitpunkt für das Eintreffen des 34-jährigen Ayman Muhammad Ahmad S. gebe es jedoch noch nicht. „Das wird eine Sache von wenigen Stunden sein“, sagte Vahldieck am Montag in Hamburg. S. werde von den Amerikanern in die Bundesrepublik gebracht und dann von deutschen Beamten nach Hamburg geholt.
Der 34-Jährige ist einer von zwei Guantanamo-Häftlingen, deren Aufnahme „aus humanitären Gründen“ Bundesinnenminister Thomas de Maiziere im Juli offiziell angekündigt und dessen Unterkunft in Hamburg der damalige Bürgermeister Ole von Beust (beide CDU) zugestimmt hatte. Der zweite Mann wird von Rheinland-Pfalz aufgenommen.
Bei S. handelt es sich Vahlideck zufolge um einen im saudi-arabischen Dschidda geborenen Staatenlosen palästinensischer Herkunft. Er soll im Sommer 2001 nach Afghanistan gegangen sein, um sich dort dem Dschihad, dem sogenannten Heiligen Krieg, anzuschließen. Dazu sei es jedoch nicht mehr gekommen, da S. schon im Januar 2002 gefangen genommen worden sei. Es gebe keine Erkenntnisse zu tatsächlichen terroristischen Aktivitäten des Mannes.
Nach acht Jahren Guantanamo „psychisch instabil“
Vahldieck räumte ein, dass bislang nur sehr spärliche Informationen vorlägen. Der Häftling sei nur einmal von deutschen Beamten in Augenschein genommen worden. Demnach sei S. zwar „physisch sehr stabil“, aber von mehr als acht Jahren Guantanamo geprägt und entsprechend „psychisch instabil“. Nichts bekannt ist über Ausbildung, Beruf und Sprachfertigkeiten. Der Mann spreche jedoch kein Deutsch und habe keine Familie, wolle aber eine gründen.
Vahldieck zufolge sieht sich Hamburg gut gerüstet. Seine Behörde sei sich jedoch bewusst, dass es Bedenken in der Bevölkerung gebe. S. habe ausdrücklich Deutschland als Wunschland genannt, er habe nach eigenem Bekunden einer Teilnahme am Dschihad abgeschworen und wolle nur in Ruhe leben. „Aber wir sind nicht naiv und haben Verantwortung für diese Stadt“, sagte Hamburgs Innensenator.
Betreuung in „enger Manndeckung“
Nach seiner Ankunft werde S. umfassend medizinisch in einem Krankenhaus untersucht und danach in eine bereits für ihn gemietete Wohnung gebracht. Aus Sicherheitsgründen erführen jedoch nicht mal die Nachbarn, wer neben ihnen eingezogen sei. Während seines zunächst auf ein Jahr befristeten, aber verlängerbaren Aufenthalts werde ihm rund um die Uhr ein Betreuer mit arabischer Muttersprache und eigenem Migrationshintergrund zur Seite gestellt. Dieser Betreuer mit sozialpädagogischer Ausbildung nehme S. in „enge Manndeckung“ und sei ausschließlich für ihn da. Der 34-Jährige könne sich in Hamburg frei bewegen, sei aber gehalten, in der Stadt zu bleiben. Die „erheblichen Kosten“ für die Betreuung würden zumindest anfänglich vom Bund in sechsstelliger Höhe mitgetragen.
Obwohl für S. keine Polizisten aufgeboten würden, sei die Innenbehörde „wachsam, dass es keine Re-Integration in islamistische Strukturen gibt“, betonte der Senator. Dazu werde man auch die bekannten islamistischen Strukturen selbst im Blick haben. „Ich glaube, für die Bevölkerung besteht kein Anlass zur Furcht“, sagte Vahldieck. Allerdings müsse die Zukunft zeigen, ob dem wirklich so sei. (dapd)