London. .
Der frühere US-Präsident George W. Bush gerät unter Druck. Laut einem Medienbericht soll er von der Unschuld der meisten Guantanamo-Gefangenen gewusst haben. Aus politischen Gründen blieben diese aber in Haft. Das gehe aus einer Erklärung eines Ex-Stabchefs hervor.
Der frühere US-Präsident George W. Bush und seine engsten Mitarbeiter haben einem Zeitungsbericht zufolge von der Unschuld der meisten Guantanamo-Gefangenen gewusst, diese aber aus politischen Gründen weiter in Haft gelassen. Wie die britische Tageszeitung „The Times“ am Freitag berichtete, erklärte das der damalige Stabschef des ehemaligen US-Außenministers Colin Powell, Lawrence Wilkerson, in einer Stellungnahme für die Klage eines Sudanesen, der in Guantanamo einsaß.
Wilkerson erklärte dem Bericht zufolge, der frühere US-Vizepräsident Dick Cheney und der frühere Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hätten gewusst, dass die Mehrheit der 2002 in Guantanamo festgehaltenen 742 Menschen unschuldig seien. Sie hätten es aber für „politisch unmöglich“ gehalten, sie freizulassen hieß es laut „Times“ in der Erklärung Wilkersons weiter.
Keine belastenden Beweise
Cheney und Rumsfeld befürchteten demnach, dass andernfalls die „unglaublich verworrenenen“ Umstände der Gefangennahme vieler Terrorverdächtigen bekannt werden könnten. Laut Wilkerson wurden viele spätere Guantanamo-Insassen von afghanischen und pakistanischen Sicherheitskräften gegen Bargeld an die USA ausgeliefert, obwohl es kaum oder gar keine belastenden Beweise gegen sie gab.
In Gesprächen mit seinem damaligen Chef Powell habe er erfahren, dass dieser der Meinung war, nicht nur Cheney und Rumsfeld stünden hinter den Entscheidungsfindungen zu Guantanamo, sondern auch Bush, erklärte Wilkerson demnach. Laut „Times“ billigte Powell die für die Klage abgegebene Erklärung seines früheren Mitarbeiters.
Der Sudanese Adel Hassan Hamad hatte am Donnerstag Klage eingereicht. Er gibt an, während seiner Gefangenschaft in Guantanamo von März 2003 bis Dezember 2007 von US-Agenten gefoltert worden zu sein, und fordert der „Times“ zufolge Entschädigungszahlungen. Derzeit werden in Guantanamo auf Kuba noch rund 180 Terrorverdächtige festgehalten, die meisten von ihnen wurden bis heute nicht angeklagt geschweige denn verurteilt. (afp)