Essen/Berlin. .
Die Kuh ist endgültig vom Eis: Das Amtsgericht Essen hat den Insolvenzplan für Karstadt bestätigt. Damit kann Berggruen Karstadt kaufen und sanieren.
Aufatmen bei allen Beteiligten. Die Rettung der Warenhauskette Karstadt mit 25.000 Mitarbeitern ist nun auch formell besiegelt. Vier Anläufe hatte es dazu gebraucht. Nun endlich billigte das Amtsgericht Essen am Freitag den Insolvenzplan für Karstadt. Die Bedingungen des Kaufvertrages seien mit der Einigung zwischen dem Karstadt-Investor Nicolas Berggruen und dem Vermieter-Konsortium Highstreet erfüllt und damit sei der Kaufvertrag nun wirksam. Laut einem Gerichtssprecher sind alle Voraussetzungen für die Annahme des Insolvenzplanes gegeben. Damit kann Karstadt nun das Insolvenzverfahren abschließen und schuldenfrei weitergeführt werden.
Berggruen hatte sich bereits zuvor in Berlin vor der Presse und Mitarbeitern geäußert. Er sagte, er sei „sehr glücklich“ über den Kauf von Karstadt. Wichtig sei es nun aber für Karstadt, in die Zukunft zu schauen, sagte Berggruen am Freitag in Berlin vor Mitarbeitern des Unternehmens. „Karstadt wird ein sehr aufregendes Leben haben. Und ich bin irrsinnig glücklich, dass ich dabei bin“, sagte der deutsch-amerikanische Investor. Es sei auch ein guter Tag für Karstadt, für alle Mitarbeiter und für die Kunden. Zugleich rief er die Mitarbeiter auf, gemeinsam mit ihm an einen Strang zu ziehen. „Ich sehe mich heute als Arbeiter für Karstadt“, sagte er.
„Noch nicht über dem Berg“
Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) sieht eine gute Überlebenschance für den Konzern mit seinen 25.000 Mitarbeitern. „Karstadt ist zwar noch nicht überm Berg“, sagte sie. Aber es gebe eine realistische Chance dafür, dass das Unternehmen erfolgreich arbeiten werde.
Berggruen werde in „den nächsten Wochen, Monaten und Jahren einen langen Atem brauchen“, sagte von der Leyen weiter. Der US-Amerikaner habe bewiesen, was es heiße für Karstadt einzustehen und für dieses Unternehmen geradezustehen. Er habe sich für Karstadt ganz persönlich in die Pflicht nehmen lassen und unermüdlich an der Rettung gearbeitet.
Das monatelange Ringen um die Rettung der Warenhauskette war am Vormittag beendet worden. Alle Gläubiger des Vermieter-Konsortiums Highstreet hatten den reduzierten Mieten für die Karstadt-Filialen zugestimmt. Damit war die letzte noch offene Forderung für den Vollzug des Kaufvertrags durch Berggruen erfüllt.
In einer Stellungnahme des unter anderem von Goldman Sachs und der Deutschen Bank getragenen Highstreet-Konsortiums hieß es: „Highstreet begrüßt die Einigung mit Herrn Berggruen, die durch die enormen Zugeständnisse der Vermieter möglich gemacht wurde.“ Nun sei Berggruen in der Pflicht, Kapital und Ressourcen einzusetzen. Berggruen und seine Manager müssten jetzt zeigen, dass sie Karstadt operativ führen könnten.
Berggruen hatte seine endgültige Unterschrift unter den Kaufvertrag für Karstadt von einer deutlichen Minderung der Mieten für die Warenhäuser abhängig gemacht. Highstreet besitzt die meisten der 120 Geschäftsimmobilien.
Grund für die letzten Verzögerungen waren die ausstehenden Unterschriften von einigen Geldgebern von Highstreet, mit denen sich die Vermieter erst am Donnerstag geeinigt hatten. Denn mit den Mietsenkungen müssen auch die hinter Highstreet stehenden Kapital- und Kreditgeber Abstriche machen. Der Karstadt-Gläubigerausschuss hatte daher die Frist für Berggruen noch einmal um zwölf Stunden verlängert.
Zu den Kreditgebern von Highstreet gehört auch die Essener Valovis Bank, die dem Pensionsfonds der Karstadt-Belegschaft gehört. Ihr 850 Millionen Euro schwerer Kredit an Highstreet ist mit 37 Warenhäusern besichert. Die Bank hat sich laut Verhandlungskreisen zusichern lassen, dass er 2014 vorrangig abgelöst wird. (rtr/apn/ddp/afp)