Essen. .

25.000 Karstadt-Beschäftigte können aufatmen. Die monatelange Zitterpartie ist vorbei. Der Warenhaus-Konzern - und damit ihre Arbeitsplätze - sind gerettet. Eine Chronik der Karstadt-Rettung.

April 2009: Der Konzern Arcandor prüft die Inanspruchnahme staatlicher Hilfen. Mit einer weiteren Verschlankung und einem neuen Großkredit will er in die schwarzen Zahlen zurückkehren.

21. Mai 2009: Arcandor und Metro prüfen den Zusammenschluss ihrer Töchter Karstadt und Kaufhof in einer „Deutschen Warenhaus AG“.

8. Juni 2009: Der Lenkungsausschuss der Bundesregierung lehnt eine Staatsbürgschaft in Höhe von 650 Millionen Euro für Arcandor ab. Auch der Antrag auf eine Rettungsbeihilfe in Höhe von 437 Millionen Euro wird abgelehnt.

9. Juni 2009: Arcandor gibt seine Rettungsbemühungen auf und stellt Insolvenzantrag. Davon betroffen sind laut Unternehmen in Deutschland 43 000 Mitarbeiter.

1. September 2009: Das Amtsgericht Essen eröffnet das Insolvenzverfahren für zunächst 21 Unternehmen des Konzerns, darunter die Arcandor AG, die Primondo GmbH, die Karstadt Quelle Service GmbH, die Karstadt Warenhaus GmbH sowie die Quelle GmbH.

10. November 2009: Auf der Gläubigerversammlung verkündet Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg die Schließung von sechs Filialen. Die verbleibenden 120 Häuser werden weitergeführt. Die Beschäftigten leisten über einen Zeitraum von drei Jahren einen Sanierungsbeitrag von insgesamt rund 150 Millionen Euro. Im Gegenzug sollen die Jobs weitgehend erhalten bleiben.

Protagonisten der Rettung: Investor Nicolas Berggruen (r.), Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und Karstadt-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg. Foto: ddp
Protagonisten der Rettung: Investor Nicolas Berggruen (r.), Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und Karstadt-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg. Foto: ddp © ddp

1. Dezember 2009: Karstadt geht mit 86 Warenhäusern, 26 Sporthäusern und 8 Schnäppchencentern sowie mehr als 25 000 Beschäftigten auf Investorensuche. In den kommenden Tagen melden sich laut Görg „rund 30 Investoren“. Görg will Karstadt als Ganzes verkaufen. Konkurrent Metro hatte Interesse an Teilen des Konzerns bekundet.

11. Februar 2010: Von den 30 Investoren sind einem Medienbericht zufolge noch sechs übrig.

15. März 2010: Insolvenzverwalter Görg reicht den Insolvenzplan der Karstadt Warenhaus GmbH beim Insolvenzgericht in Essen ein. Karstadt soll weitergeführt und bis Ende April an einen Investor verkauft werden.

23. April 2010: Die deutsche-skandinavische Investmentgesellschaft Triton bietet für Karstadt. Am selben Tag endete die Frist für die Abgabe der Angebote.

28. April 2010: Der Gläubigerausschuss verlängert die Frist für den Abschluss eines Kaufvertrages bis 28. Mai.

21. Mai 2010: Investor Nicolas Berggruen gibt ein detailliertes Kaufangebot für alle Geschäftsaktivitäten von Karstadt ab. Der 48-Jährige ist der Sohn des 2007 gestorbenen deutschen Kunstsammlers Heinz Berggruen.

23. Mai 2010: Einem Medienbericht zufolge will das Immobilien-Konsortium Highstreet die 120 Karstadt-Häuser vollständig übernehmen und als Konzern erhalten.

28. März 2010: Der Gläubigerausschuss verschiebt die Frist zur Unterzeichnung eines Vertrages erneut. Bis 9. Juni muss es nun eine Vereinbarung geben. Am selben Tag geht ein viertes Angebot ein, dem aber wenige Chancen eingeräumt werden.

7. Juni 2010: Berggruen erhält den Zuschlag. Daneben lagen vollständige Offerten von Trition und Highstreet vor. ver.di spricht von einer „vernünftigen Entscheidung“.

30. Juni 2010: Das Bundeskartellamt gibt grünes Licht für die Karstadt-Übernahme durch Berggruen.

9. Juli 2010: Die Karstadt-Tarifkommission der Gewerkschaft Verdi beschließt eine Anpassung des Fortführungstarifvertrags zur Sanierung des insolventen Warenhauskonzerns und erfüllt damit eine weitere Bedingungen für das Inkrafttreten des Kaufvertrags mit Berggruen.

28. Juli 2010: Eine Gruppe von Highstreet-Gläubigern stimmt den geänderten Mietkonditionen für Karstadt zu.

30. Juli 2010: Der italienische Investor Maurizio Borletti gibt ein Angebot für Karstadt ab.

12. August 2010: Borletti verkündet Einigung mit Highstreet über Mietkonditionen für den Fall, dass Borletti doch noch Karstadt übernehmen sollte

26. August 2010: Berggruen und die Valovis Bank einigen sich in allen strittigen Punkten. Die Bank hatte einen bis 2014 laufenden Kredit über 850 Millionen Euro an das Vermieterkonsortium Highstreet vergeben und befürchtete, dass die Rückzahlung des Kredits wegen der bei Karstadt geplanten Mietsenkungen unsicherer sei. Am gleichen Tag kündigt Borletti ein verbessertes Angebot für Karstadt an.

2. September 2010: Highstreet-Gläubiger beraten über die von Berggruen geforderten Mietsenkungen. Am Mittag ist eine weitere Hürde für die Karstadt-Rettung genommen: Ein Teil der Gläubiger stimmt den Mietverträgen zu. Damit der Vertrag in Kraft tritt, müssen jedoch auch die sogenannten Mezzanine-Gläubiger noch ihr Einverständnis geben.

3. September 2010: Die Karstadt-Rettung ist perfekt. Der Karstadt-Investor Berggruen hat sich mit dem Vermieter Highstreet geeinigt. Die Verträge sind unterschrieben. Auch das Amtsgericht Essen hat den Insolvenzplan zugestimmt. Damit kann das Insolvenzverfahren für Karstadt beendet werden. Ende September wird der Insolvenzverwalter die Geschäfte an Berggruen übergeben. (ddp)