Essen. .
Durchbruch bei den Miet-Verhandlungen: Der Karstadt-Investor Berggruen hat sich wohl mit dem Vermieter Highstreet geeinigt.
Im Ringen um die Zukunft von Karstadt sind die letzten Hürden aus dem Weg geräumt. Sämtliche Investoren des Vermieter-Konsortiums Highstreet stimmten den von Karstadt-Käufer Nicolas Berggruen geforderten Mietnachlässen grundsätzlich zu, wie die Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag aus Verhandlungskreisen erfuhr. Offen seien nur noch die Unterschriften unter die entsprechenden Verträge.
Ein Highstreet-Sprecher sagte nur, es sei „noch nicht alles finalisiert“. Aus den Verhandlungskreisen verlautete aber, dass die grundsätzliche Zustimmung auch aller sogenannter Mezzanine-Investoren nun vorliege, die Geld in Highstreet investiert haben, aber nicht direkt beteiligt sind. Es seien nur noch die Unterschriften unter die entsprechenden Verträge offen. Ob diese noch am Donnerstag unterzeichnet werden könnten, sei sehr fraglich. Es gehe um die Unterschriften von mehr als 60 Investoren, hieß es.
Am Nachmittag hatte Highstreet mitgeteilt, dass die Gruppe der Anleihegläubiger im Highstreet-Konsortium den Mietnachlässen zugestimmt habe. Ihre Zustimmung galt aber zuvor als unstrittig. Als Knackpunkt der Verhandlungen galt deshalb bis zuletzt die Haltung der sogenannten Mezzanine-Investoren, die Geld in Highstreet investiert haben, aber nicht direkt beteiligt sind.
Amtsgericht entscheidet am Freitag
Eine Einigung über geringere Mieten war Bedingung für den Einstieg des US-Milliardärs Berggruen. Damit ist der Weg für die am Freitag erwartete Genehmigung des Insolvenzplans durch das Essener Amtsgericht frei - mehr als ein Jahr nach
der Pleite des Unternehmens. Die drohende Zerschlagung des über 100 Jahre alten Traditionskonzerns dürfte damit abgewendet sein.
Ein Teil der Gläubiger des Fonds, dem 86 der 120 Karstadt-Warenhäuser gehören, traf sich am Donnerstag in London, um über die von Berggruen geforderten Mietnachlässe zu sprechen. Der Investor hält die Mieten, die für die Immobilien gezahlt werden müssen, für deutlich zu hoch. Die Gläubiger wiederum, die über Anleihen direkt an den Gebäuden oder indirekt an Highstreet beteiligt sind, bangen um ihre Einlagen: Zahlt Karstadt weniger Miete, erhalten sie eine geringere Rendite.
Mit der Einigung auf der Highstreet-Gläubigerversammlung in allerletzter Minute dürfte auch Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg aufatmen, der sich bis zuletzt für das Berggruen-Konzept eingesetzt hatte - auch, als der italienische Kaufhausunternehmer Maurizio Borletti weit nach Ablauf der Frist ein Gegenangebot einreichte. Görg hatte für den Fall des Scheiterns ein Liquidationsszenario vorbereitet, wonach die Sport- und Premiumhäuser bis Jahresende verkauft und alle anderen Filialen bis Ende Februar 2011 geräumt werden sollten.
Laut „Financial Times Deutschland“ soll Borletti versucht haben, die Mezzanine-Geldgeber zum Verkauf ihrer Kredite an ihn zu bewegen. Diese Gläubiger sind mit einer Mischung aus Eigen- und Fremdkapital an dem von Goldman Sachs und Deutsche Bank geführten Highstreet-Konsortium beteiligt und haben deshalb weder Sicherheiten noch Stimmrechte, erhalten dafür aber höhere Zinsen. Zudem hat jeder von ihnen ein Vetorecht, falls etwa die Zinsen gekürzt würden. Das machte eine Einigung innerhalb dieser Gläubigergruppe bis zuletzt so schwierig. (afp/ddp)