Berlin.

Sie machen reinen Tisch. „Mit sofortiger Wirkung“ hat die Bundesbank Thilo Sarrazin alle Geschäftsbereiche entzogen. Die Abberufung bedeutet für den Banker und Ex-Politiker das Ende einer steilen Karriere. Umstritten war er oft.

Im Vorstand hat Thilo Sarrazin nichts mehr zu sagen, und allzu lange mögen sie ihn nicht mehr in ihrer Mitte ertragen. Der Vorstand be­antragte am Donnerstag die Abberufung. Sarrazin saß da nicht mehr am Tisch. Er hatte sich um Deutschland gesorgt, das sich abschaffe, wie er sein aktuelles Buch betitelte. Nun schafft sich erst einmal die Bank Sarrazin vom Hals. Das ist ein einmaliger Vorgang, aber formal nicht das letzte Wort.

Das gehört Christian Wulff. Sein Vorgänger Horst Köhler hatte Sarrazin auf Vorschlag der Länder berufen. Und nur der Bundespräsident kann jetzt auch die Karriere Sarrazins beenden.

Steile Karriere

Auch interessant

65 Jahre ist er alt. In Gera wurde er geboren, in Recklinghausen ging er zur Schule, in Bonn studierte er. Niemand bestreitet seine Kenntnisse als Volkswirt. Er machte schnell Karriere in der Regierung im Bund wie auch in Rheinland-Pfalz, später als Manager bei der Bahn oder in der Treuhand. Furore machte er als Finanzsenator in Berlin.

Dass er nicht entlassen, sondern abberufen werden soll, hat für ihn den Vorzug, dass er seine Bezüge weiter kassiert. Der Mann fällt tief, aber nur in die politische Bedeutungslosigkeit und nicht etwa in die Armut. Er muss im nächsten Winter nicht daheim Pullover tragen statt zu heizen, was er einst als Berliner Finanzsenator den Hartz-IV-Empfängern empfohlen hatte.

Keine warmen Pullover

Es ist unklar, ob sich Sarrazin zur Wehr setzen wird, aber die vier Zeilen dürre und unterkühlte Mitteilung der Bundesbank ist unmissverständlich. Ihm wird keine Brücke gebaut.

Als hätte es Klaus Wowereit geahnt! Als er Sarrazin vor einem Jahr weglobte, schenkte der Berliner Bürgermeister dem Senator zum Abschied ein Buch von Charles Darwin. Damals dachte man sich nichts dabei. Im Rückblick ist es eine bitterböse Schlusspointe: Darwin steht für die Evolutionstheorie, für die natürliche Auslese. Und Sarrazin wird wiederum zum Verhängnis, dass er über die Vererbung von Intelligenz (und Dummheit) und über die genetische Disposition ein­zelnen Gruppen fabulierte. Nun greift das Recht des Stärkeren im Umgang mit Sarrazin selbst.