Frankfurt..

Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin bringt mit seinen Thesen zur Integration auch den Traumjob seines Chefs in Gefahr. Axel Weber will EZB-Chef werden. Die Causa Sarrazin wird für ihn zur Nagelprobe.


Nicht nur für Thilo Sarrazin, sondern auch für Bundesbank-Präsident Axel Weber geht es um die berufliche Zukunft. Denn Weber will Nachfolger von Jean-Claude Trichet auf dem Chefsessel der Europäischen Zentralbank (EZB) werden – und das geht nur, wenn er sich zuvor keine Schlappe bei der Führung der Bundesbank leistet.

Sarrazin sieht sich wegen seiner umstrittenen Thesen mit Rücktrittsforderungen konfrontiert. Zudem sorgte er mit Interview-Äußerungen für Empörung, Juden teilten ein „bestimmtes Gen“. Bundespräsident Christian Wulff hat der Bundesbank indirekt die Trennung von dem 65-Jährigen nahegelegt. Die Notenbank hatte den früheren Berliner Finanzsenator zu Wochenbeginn bereits gerügt und ihn später zum Rapport bestellt. Eine Entscheidung über die berufliche Zukunft Sarrazins soll am Donnerstag bekanntgegeben werden.

EZB-Entscheidung in einem Jahr

In gut einem Jahr – am 31. Oktober 2011 - wird der wichtigste Posten in Sachen Geld und Zinsen frei, den man als Europäer erreichen kann. Nach dem Niederländer Wim Duisenberg und dem Franzosen Jean-Claude Trichet ist die Bundesregierung überzeugt, dass die Zeit für eine deutsche Besetzung gekommen ist. Geschickt sorgten Berliner Diplomaten bereits dafür, dass als Vize-Präsident ein Portugiese gewählt wurde – Vitor Constancio. Denn dadurch sind die Chancen des Italieners Mario Draghi, des Hauptrivalen von Weber als Kandidat für das Amt des obersten Euro-Managers, merklich gesunken. Aus Proporzgründen ist ein Führungsduo mit zwei Club-Med-Europäern unwahrscheinlicher als ein gemischtes Nord-Süd-Doppel.

Entschieden ist die Sache allerdings noch lange nicht. Die Deutschen können zwar auf Unterstützung der Franzosen hoffen, die sich ihrerseits versprechen, dass im Gegenzug ein Franzose auf dem dann frei werdenden Sitz des Euro-Chefvolkswirts Jürgen Stark Platz nehmen darf. Weber braucht allerdings die einvernehmliche Unterstützung aller Euro-Staats- und Regierungschefs. Und die könnte schwinden, wenn es ihm nicht gelingt, die Bundesbank aus den Schlagzeilen zu halten.