Dresden. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist am Freitag in Dresden mit US-Präsident Barack Obama zu einem Vier-Augen-Gespräch zusammengekommen. Am Nachmittag steht die gemeinsame Besichtigung des ehemaligen KZ Buchenwald in Thüringen auf dem Programm.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist am Freitag in Dresden mit US-Präsident Barack Obama zu einem Vier-Augen-Gespräch zusammengekommen. Die Kanzlerin begrüßte Obama am Vormittag im Hotel Taschenbergpalais Kempinski, wo Obama übernachtet hatte. Anschließend gingen sie gemeinsam zum Grünen Gewölbe des Residenzschlosses zum Eintrag in die Goldenen Bücher der Stadt und des Landes.

Beraten werden soll bei dem etwa einstündigen Treffen unter anderem die Lage im Nahen und Mittleren Osten, in Afghanistan und Pakistan sowie die Bewältigung der Wirtschafts- und Finanzkrise. Merkel und der US-Präsident wollen im Anschluss auf einer Pressekonferenz über das Gespräch informieren.

Gedenken an KZ-Opfer in Buchenwald

Am Nachmittag steht die gemeinsame Besichtigung des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald in Thüringen auf dem Programm. Anschließend wird Obama im US-Militärhospital in Landstuhl in Rheinland-Pfalz erwartet. Der US-Präsident besucht Deutschland im Rahmen einer Reise durch den Nahen Osten und Europa.

In Dresden wird Obama zudem die Frauenkirche besichtigen. Das Gotteshaus war nach seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg von 1994 bis 2005 mit Hilfe von Spendengeldern aus dem In- und Ausland wieder aufgebaut worden. In Buchenwald gedenkt der US-Präsident, dessen Großonkel bei der Befreiung der Außenstelle Ohrdruf des KZ Buchenwald dabei war, der Häftlinge des Lagers.

Merkel will Obama zu Mauerfall-Feierlichkeiten einladen

Einem Zeitungsbericht zufolge will Merkel mit Obama auch über eine mögliche Teilnahme des US-Präsidenten an den Feierlichkeiten zum 20. Jahrestags des Mauerfall sprechen. Merkel plane zu den Feiern im November ein «Stelldichein der großen Staatsmänner in Berlin», berichtete die «Leipziger Volkszeitung» unter Berufung auf Regierungskreise.

Für den offiziellen Teil der Einladung wäre zwar der Bundespräsident zuständig, «aber das Umfeld dieser Obama-Reise ist sehr günstig für eine Vorklärung», hieß es den Angaben zufolge aus der Regierung. Solche Einladungen würden informell «am Besten direkt zwischen den Spitzen» abgesprochen. Käme Obama am 9. November nach Berlin wäre dies auch ein Zeichen an andere bedeutsame Staatschefs, sich am Brandenburger Tor zu treffen. Es wäre Obamas erster offizieller Präsidentenbesuch in der deutschen Hauptstadt.

Nach Landstuhl in die Normandie

Nach Ansicht von FDP-Chef Guido Westerwelle reist Obama diesmal bewusst nicht nach Berlin. Dies dürfe «durchaus als Geste» verstanden werden, sagte er der «Passauer Neuen Presse». Als möglichen Grund nannte der FDP-Vorsitzende, «wie wenig in Berlin die Tiefe und Ernsthaftigkeit des amerikanischen Politikwechsels seit dem Amtsantritt des neuen Präsidenten verstanden wird». Darüber hinaus hätten in Washington «viele nicht vergessen, wie zurückhaltend sich die Bundesregierung gegenüber dem Wunsch des Präsidentschaftskandidaten Obama nach einer Rede vor dem Brandenburger Tor im letzten Sommer verhalten hat».

Am Donnerstag hatte Obama in einer weltweit beachteten Rede die Muslime zu einem Neuanfang in gegenseitigem Respekt aufgefordert. Zudem rief Obama zur entschlossenen Ablehnung von Antisemitismus auf. Versuche zur Leugnung des Holocaust seien «grundlos, ignorant und hasserfüllt», sagte Obama in seiner Ansprache in Kairo. Bei seinem Besuch im ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar wird der Präsident am Freitag von Merkel begleitet. Nach der Stippvisite bei den US-Soldaten in Landstuhl reist der US-Präsident am Abend dann weiter nach Frankreich. Dort nimmt er am Samstag an den Feiern zum 65. Jahrestag der alliierten Landung in der Normandie teil. (ddp/afp)