Berlin. Es werden schöne Bilder werden: Obama und Merkel in Dresden. Den Bildern wird man kaum ansehen, dass Irritationen zwischen US-Präsident und Kanzlerin stehen. Aber Obama kommt nicht nach Berlin. Wohl eine Revanche dafür, dass er im letzten Jahr nicht am Brandenburger Tor reden durfte.
Es hätten schöne Bilder werden können: Barack Obama vor dem Brandenburger Tor, umjubelt von einer gewaltigen Menschenmenge. So hatte Obama sich das vorgestellt, als er im vergangenen Jahr Berlin zur ersten Station seiner Auslandreise erhob. Aber Obama war noch Präsidentschaftskandidat, und Bundeskanzlerin Angela Merkel wollte keinen Auftritt am Brandenburger Tor. Tagelang wurden Alternativen gesucht, um dem demokratischen Kandidaten im amerikanischen Wahlkampf nicht zu viel, aber auch nicht allzu wenig Ehre zu erweisen. Dem heutigen US-Präsidenten blieben die verwickelten Planungen nicht verborgen.
Es werden schöne Bilder werden: Obama und Merkel. In Dresden. Den Bildern wird man kaum ansehen, dass Irritationen zwischen dem US-Präsidenten und der Kanzlerin stehen. Aber der Reiseplan Obamas, in dem Deutschland nur als Zwischenaufenthalt vorgesehen ist, spricht drei bis vier Bände. Ständige Änderungen im ohnehin schmalen Programm und der Umstand, dass Obama Berlin ausspart, wirken wie eine Revanche für die ungelenken Platzierungsversuche im letzten Jahr, die schließlich an der Siegessäule endeten. Erst wollte der US-Präsident allein das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald besuchen, an dessen Befreiung 1945 durch amerikanische Soldaten auch Obamas Onkel Charles Paynes beteiligt war. Dann wurde ihm auf diplomatischem Wege noch eine Station in Dresden abgerungen. Es gab eine Zusage für die symbolträchtige Besichtigung der Frauenkirche. Dann kam die Absage.
Treffen im Grünen Gewölbe
Zwischenzeitlich machte sich Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy darüber lustig, dass Merkel den US-Präsidenten nicht in ihrer Hauptstadt empfangen dürfe, wohingegen er, Sarkozy, ihn in Paris und zum 65. Jahrestag der Landung der Alliierten in der Normandie treffen werde. Schließlich kam die Frauenkirche wieder ins Programm.
Obama will Merkel in ihrem Wahlkampf nicht allzu wenig Ehre erweisen, aber auch nicht zu viel. Eine gute Stunde lang werden der Präsident und die Kanzlerin im Grünen Gewölbe in Dresden miteinander sprechen. Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier kommt erst gar nicht, um einen zweitrangigen Eindruck zu vermeiden.
Das Fremdeln zwischen Merkel und Obama beruht auf Gegenseitigkeit, wie aus Washington und Berlin kolportiert wird. Dass die Kanzlerin dem Kandidaten das Brandenburger Tor verwehrte, wurde von Obamas Umfeld auf ihr gutes Verhältnis zu George W. Bush zurückgeführt. Merkel wiederum lehnte eine Einladung Obamas im Frühjahr nach Washington ab, weil ihr die Gesprächszeit zu knapp bemessen schien.
- Diskussion: Die USA und Obama - Revolution im weißen Haus?