Brüssel. .

Die EU hat am Mittwoch die Hilfe für Pakistan nach der Hochwasser-Katastrophe von 30 auf 70 Millionen Euro erhöht. Unterdessen ruft die Uno zu mehr privaten Spendena uf. Das „Bündnis Entwicklung Hilft“ kritisiert das Engagement Bundesregierung.

Angesichts wachsender Kritik an der schleppenden Hilfe für die Millionen Flutopfer in Pakistan hat die Europäische Union ihre Unterstützung für das Land auf dem Subkontinent fast verdoppelt. Die Kommissarin für Humanitäre Hilfe, Kristalina Georgiewa, teilte am Mittwoch in Brüssel mit, die EU werde weitere 30 Millionen Euro und damit ingesamt 70 Millionen Euro bereitstellen. Zudem kündigte die EU-Kommissarin an, am kommenden Montag nach Pakistan zu reisen.

Durch die Überschwemmungen infolge anhaltender Monsunregen starben in Pakistan mindestens 1600 Menschen. 20 Millionen Pakistaner, davon ein Drittel Kinder, sind von der Naturkatastrophe betroffen und brauchen dringend Hilfe.

Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR warnte unterdessen, das endgültige Ausmaß der Katastrophe sei immer noch nicht absehbar. Jeder achte Bewohner sei obdachlos geworden, außerdem gebe es aus Furcht vor weiteren Überschwemmungen auch Flüchtlingsbewegungen. Es würden dringend mehr Spenden benötigt, erklärte das UNHCR.

Hilfs-Organisation kritisiert Bundesregierung

Eine Woche nach dem dramatischen Spendenaufruf der Uno reißt die Kritik an der zögerlichen Hilfsbereitschaft der internationalen Gemeinschaft nicht ab. Das Bündnis Entwicklung Hilft erklärte am Mittwoch, die 15 Millionen Euro Soforthilfe aus Deutschland seien „ein enttäuschender Beitrag“. Von den von der UNO geforderten 460 Millionen Dollar wurde bislang rund die Hälfte zugesagt.

„Die Erhöhung von zehn auf 15 Millionen Euro Soforthilfe vonseiten der Bundesregierung kommt spät und ist gemessen am Bedarf in der Katastrophenregion ein äußerst geringer und deshalb enttäuschender Betrag“, sagte der Geschäftsführer vom Bündnis Entwicklung Hilft, Peter Mucke, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Mittwochsausgabe). Immerhin hätten die privaten Spenden mittlerweile deutlich zugenommen.

Nach Einschätzung der Hilfsorganisation Care ist die Flutkatastrophe in Pakistan ein Prüfstein für das humanitäre Engagement der wohlhabenden westlichen Länder. Staaten wie Deutschland hätten einen „Wertekanon“, der sie zu Humanität und Solidarität verpflichte, sagte der Pressesprecher von Care Deutschland, Thomas Schwarz. „Wir müssen das mit Substanz füllen und wir müssen unseren eigenen Ansprüchen gerecht werden.“

Von Polenz fordert Geber-Konferenz für Pakistan

Auch das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR erklärte, es würden „dringend mehr Spenden“ benötigt. Schließlich sei durch die Überschwemmungen jeder achte Bewohner Pakistans obdachlos geworden. Laut UN-Büro für Humanitäre Koordination (OCHA) haben immer noch mehr als 650.000 Familien nicht einmal eine Notunterkunft. Insgesamt sind rund 20 Millionen Menschen direkt oder indirekt von den Überschwemmungen in Pakistan betroffen.

Die UNO hatte am Mittwoch vergangener Woche die internationale Gemeinschaft aufgerufen, 460 Millionen Dollar (knapp 360 Millionen Euro) als Soforthilfe für Pakistan bereitzustellen. Seither wurden laut UNO 54,5 Prozent der Summe zugesagt. Einige Zusagen müssten allerdings noch umgesetzt werden.

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Ruprecht Polenz (CDU), forderte in einem Medienbericht eine internationale Geberkonferenz für Pakistan. Zudem unterstützte er Frankreichs Vorschlag einer Katastrophen-Eingreiftruppe der EU. Diese stockte am Mittwoch die Hilfe für Pakistan deutlich von 40 Millionen auf 70 Millionen Euro auf. Die Kommissarin für Humanitäre Hilfe, Kristalina Georgiewa, kündigte außerdem in Brüssel an, dass sie das Land kommenden Montag besuchen werde.

„Tragödien einen Länder“

Der Beauftragte für Humanitäre Hilfe der Bundesregierung, Markus Löning, wollte am Donnerstag zu einem dreitägigen Besuch in Pakistan aufbrechen. Er werde sich deutsche Hilfsprojekte ansehen und Islamabad Unterstützung signalisieren, erklärte das Auswärtige Amt.

Pakistans Staatschef Asif Ali Zardari beschwor die einigende Wirkung der Flutkatastrophe. „Pakistan wird daraus als stärkeres Land hervorgehen“, sagte er bei einem regionalen Gipfel mit seinen Kollegen aus Russland und Afghanistan, Dmitri Medwedew und Hamid Karsai, in der russischen Schwarzmeer-Stadt Sotschi. „Wir haben (... ) die Ressourcen, wir haben die Menschen, und alle Tragödien einigen Länder immer.“ Zardari war in seiner Heimat massiv kritisiert worden, weil er nach dem Beginn der schweren Überschwemmungen eine mehrtägige Europareise fortgesetzt hatte.

Unterdessen meldet die Caritas im Bistum Essen am Mittwoch steigende Spenden für Pakistan. Montag und Dienstag dieser Woche sind rund 11.000 Euro an Spenden bei dem katholischen Wohlfahrtsverband eingegangen, heißt es. Schwerpunkt der Hilfen für die Spenden aus Essen bleibe die medizinische Notversorgung im Norden des Landes. Ziel sei es, rund 30.000 in Not geratene Menschen zu versorgen.

Informationen zu seriösen Hilfsorganisationen und Spenden-Konten für Pakistan finden sich auf der Seite des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI). (mit afp)