Frankfurt/Main. .

Trotz vorläufiger Entwarnung bis Dienstag könnte es in der kommenden Woche erneut Flugverbote über Deutschland wegen Vulkanasche geben. In Großbritannien sind die ersten Flughäfen bereits dicht. Am Montag soll die „Wolke“ Deutschland erreichen.

Vier Wochen nach der ersten großräumigen Luftraumsperrung wegen der Aschewolke aus Island müssen jetzt die Pfingsturlauber bangen: Trotz einer vorläufigen Entwarnung bis Dienstag drohen in Deutschland kommende Woche neue Flugverbote. Am Sonntag wurden bereits Flughäfen in Großbritannien geschlossen, nach der Vorhersagen des Volcanic Ash Advisory Centre (VAAC) in London sollte die Asche am Montagmorgen Deutschland erreichen. Ob die Konzentration aber den Flugverkehr gefährden wird, war zunächst unklar. In Deutschland starteten am Sonntag zwei Messflüge.

Keine langfristigen Prognosen möglich

„Es sind leider nur kurze Prognosen möglich“, betonte der Sprecher der Deutschen Flugsicherung (DFS), Axel Raab. Nachdem es am Samstag zunächst geheißen hatte, dass zu Wochenbeginn erneut Flugverbote drohten, gab die DFS am Abend unter Hinweis auf neue Informationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vorläufige Entwarnung. Bis einschließlich Dienstag sei nicht mit einer Beeinträchtigung des Luftverkehrs zu rechnen. Raab betonte aber am Sonntag, dass keine weitergehenden Vorhersagen möglich seien.

Der Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften teilte dennoch mit, der Flugbetrieb gehe „nach der aktuellen Einschätzung“ auch in der kommenden Woche ganz normal weiter.

Passagiere am Flughafen Manchester sitzen fest.
Passagiere am Flughafen Manchester sitzen fest. © AFP

Laut isländischem Zivilschutz nahm die Aktivität des Vulkans Eyjafjallajökull nicht merklich zu, wegen der Wetterlage änderte sich aber die Situation für den Luftverkehr. Nach den VAAC-Prognosen sollte die Aschewolke in der Nacht zum Montag in Deutschland ankommen. Für die neue Woche sagt der DWD teils starken Wind aus nordwestlicher Richtung vorher, was bedeutet, dass weitere Asche aus Island nach Deutschland geweht werden kann. Entscheidend für ein Flugverbot ist aber die Konzentration der Aschepartikel.

Britische Flughäfen teilweise gesperrt

Zur Messung der Aschekonzentration starteten am Sonntag zwei getrennte Messflüge der Lufthansa und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Das DLR-Flugzeug startete um 11.10 Uhr, landete zunächst in Südengland und flog dann weiter Richtung Norden. Die Rückkehr war für den frühen Abend geplant. Die komplette Auswertung der Daten sollte ein bis zwei Tage dauern, aber schon während des Fluges wurden Daten an den DWD übermittelt.

Der speziell ausgerüstete Lufthansa-Airbus A340-600, der in Zusammenarbeit mit dem Mainzer Max-Planck-Institut Messungen vornahm, startete gegen 10.00 Uhr vom Frankfurter Flughafen. Er flog über Norddeutschland, Skandinavien, die britischen Inseln und den Nordatlantik und sollte gegen 17.00 Uhr zurückkehren. Erste Ergebnisse wurden für Dienstag erwartet.

Am Sonntag wurden bereits die Flughäfen in Nordirland, im Norden Englands sowie in Teilen Schottlands geschlossen. Die Londoner Flughäfen, darunter das Drehkreuz Heathrow, sollten mindestens bis zum Abend geöffnet bleiben. In Irland rechnete man damit, dass der Flughafen von Dublin bis mindestens Montagmorgen geöffnet bleiben kann.

Lufthansa setzt neuen Sicherheitspiloten ein

Unterdessen wurde bekannt, dass der Lufthansa-Sicherheitspilot Jürgen Steinberg nach Kritik an der Entscheidung des Unternehmens zu Sichtflügen während des Flugverbots im April diese Position aufgeben wird. Man habe sich in „beidseitigem Einvernehmen“ darauf verständigt, dass Steinberg die Funktion des Sicherheitspiloten ab 1. August nicht mehr ausüben werde, sagte eine Lufthansa-Sprecherin. Er soll aber weiter als Pilot bei dem Unternehmen arbeiten.

Steinberg hatte zusammen mit der Lufthansa-Geschäftsleitung und Flottenführung entschieden, dass während des tagelangen ersten Flugverbots kontrollierte Sichtflüge erlaubt waren. Laut „Spiegel“ erklärte er später nach heftiger Kritik von Lufthansa-Piloten, er würde nicht noch einmal so entscheiden. Daraufhin erklärte die Konzernleitung, es handele sich dabei um seine Privatmeinung.

Millionenstrafe für Ryanair

Wegen der schlechten Versorgung gestrandeter Passagiere im Vulkanasche-Chaos im April muss der größte europäische Billigflieger Ryanair in Italien rund drei Millionen Euro Strafe zahlen. Wie die italienische Luftfahrtbehörde ENAC am Samstag mitteilte, hat die irische Fluggesellschaft in insgesamt 178 Fällen gegen gesetzlich vorgeschriebene Verpflichtungen gegenüber Passagieren beim Ausfall von Flügen verstoßen. Dabei ging es den Angaben zufolge vor allem um gestrandete Passagiere am Flughafen Rom-Ciampino, die von Ryanair nicht mit Getränken, Essen und Hotelgutscheinen versorgt wurden. Stattdessen waren der italienische Zivilschutz und der Betreiber des Flughafens eingesprungen.

Im April hatte der isländische Vulkan Eyjafjöll fast den gesamten europäischen Luftverkehr rund eine Woche lang lahmgelegt. Die Schließung von hunderten Flughäfen hatte ein beispielloses Chaos ausgelöst, mehr als acht Millionen Reisende saßen fest. In Deutschland war der Luftraum für viereinhalb Tage ganz oder teilweise gesperrt. Ab Montag drohen womöglich neue Sperrungen.

Ryanair hatte bereits während der Störungen im April für Wirbel gesorgt: Zunächst wollte der irische Billigflieger Kosten etwa für Unterkunft und Verpflegung nur bis zur Höhe des gezahlten Ticketpreises erstatten. Später versprach Ryanair-Chef Michael O“Leary jedoch, gestrandeten Passagieren doch die gesamten Kosten zu erstatten. Eine Sprecherin der EU-Kommission forderte Ryanair auf, sich wie alle anderen Fluglinien auch an die Regeln zu halten. (apn/afp)