Hamburg. .
Entwarnung in Sachen Vulkanasche: Nachdem am Dienstag Flüge über Schottland und Nordirland gestrichen werden mussten, besteht keine Gefahr für Störungen im deutschen Luftraum. „Die Wolke zieht nicht weiter nach Deutschland oder Mitteleuropa“, sagte Andreas Beck vom Deutschen Wetterdienst..
Die Gefahr einer erneuten Störung des Flugverkehrs über Deutschland und Mitteleuropa durch Aschewolken des isländischen Vulkans Eyjafjöll besteht derzeit nicht. Die Asche, die am Mittwochmorgen für Luftraumsperrungen über Schottland und Nordirland führte, werde durch den Wind über den britischen Inseln nach Westen umgelenkt, sagte Andreas Beck von der für Flugmeteorologie zuständige Abteilung des Deutschen Wetterdienst (DWD) in Hamburg. „Die Wolke zieht nicht weiter nach Deutschland oder Mitteleuropa.“ Mit der Situation von Mitte April, als weite Teile des europäischen Luftraums tagelang gesperrt waren, sei die Lage nicht vergleichbar.
Eine Sprecherin der Deutschen Flugsicherung (DFS) betonte, die Entwicklung werde sorgfältig beobachtet. „Natürlich sind wir aufmerksam.“ Eine große Aschewolke des Eyjafjöll hatte vor drei Wochen eine mehrtägige Schließung von hunderten Flughäfen in Europa erzwungen und ein Chaos ausgelöst. In Deutschland war der Luftraum nach DFS-Angaben für insgesamt etwa viereinhalb Tage ganz oder teilsweise gesperrt. Rund 40.000 Flüge fielen während der bislang einmaligen Maßnahme allein hierzulande aus.
Einheitliche Grenzwerte für Vulkanasche
Die EU-Staaten wollen indes einheitliche Grenzwerte für Vulkanasche in der Luft einführen. Diese sollten „ohne Verzögerung“ etabliert werden, erklärten die Verkehrsminister der Union nach einem Sondertreffen in Brüssel. Als weitere Lehre aus dem Chaos im Flugverkehr durch die Aschewolke des isländischen Vulkans Eyjafjöll im April vereinbarten die Minister, die Methoden zur Messung von Aschekonzentrationen zu überarbeiten.
Die einheitlichen bindenden Grenzwerte sollen die Sicherheit von Triebwerken und anderen Flugzeugteilen gewährleisten, die durch Aschepartikel gefährdet sind. In der Krise im April hatte zum Chaos beigetragen, dass es keine klaren internationalen Grenzwerte gibt. Da die Entscheidung über Flugverbote letztlich im Ermessen der einzelnen Staaten liegt, klafften die Gefahreneinschätzungen zum Teil auseinander.
Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hatte im Vorfeld des Treffens auf einheitliche Werte gedrungen. Bei der Einigung auf EU-Ebene spielte nach seinen Worten das neue Flugverbot über Irland am Dienstag eine Rolle. „Diese aktuelle irische Wolke kam gerade zum richtigen Zeitpunkt.“ Sein Drängen habe dadurch einen „konkreten Charakter“ gewonnen, sagte Ramsauer. Die irische Luftfahrtbehörde hatte zuvor ein Flugverbot wegen einer Aschewolke aus dem Eyjafjöll bis Dienstagnachmittag verhängt. Irlands Verkehrsminister konnte deswegen nicht zu der Sondersitzung anreisen.
Bis zum nächsten regulären Treffen der Verkehrsminister wollen sich die EU-Staaten bei Vulkanasche in der Luft an Empfehlungen von Eurocontrol halten. Die europäische Flugsicherheitsorganisation in Brüssel besitzt eigentlich keine Weisungsbefugnis gegenüber ihren Mitgliedern. Schon in der Krise hatten sich diese allerdings auf eine stärkere Koordinierung unter Berücksichtigung der Eurocontrol-Empfehlungen geeinigt.
Einheitlichen europäischen Luftraum vorantreiben
Um die Konzentration der Asche in Zukunft sorgfältiger feststellen zu können, sollen Experten bis zum nächsten Verkehrsrat eine neue Methodik zur Messung von Vulkanasche entwickeln, erklärten die Minister. Dabei würde es etwa darum gehen, welche Daten von Satelliten, Bodenmess-Stationen oder Flugzeugen in die Erhebungen des Volcanic Ash Advisory Center (VAAC) in London eingehen. Dessen Daten liefern wiederum eine Basis für Empfehlungen von Eurocontrol.
Die EU-Minister einigten sich auch darauf, den sogenannten Einheitlichen Europäischen Luftraum (Single European Sky) voranzutreiben. Das Riesenprojekt sieht vor, den europäischen Flickenteppich in der Flugsicherung unter anderem durch größere, landesübergreifende Sektoren zu vereinheitlichen. Diese Sektoren wie auch eine „Krisen-Koordinierungsstelle“ sollten nun schneller eingerichtet werden, erklärten die Minister.
Auch die Rechte von Flugpassagieren auf Ticket-Erstattung oder Ersatzbeförderung bei Flugausfällen waren ein Thema. Diesen Rechten könnte nach Diplomatenangaben eine Beschneidung drohen. Es sei angesprochen worden, ob bei „Massenphänomenen“ wie der Strandung zehntausender Passagiere durch die Vulkanaschewolke die Rechte etwa auf Hotelunterbringung in der derzeitigen Form erhalten bleiben sollten, sagte ein Diplomat. (afp)