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Der Ölteppich im Golf von Mexiko nimmt immer gewaltigere Ausmaße an. Knapp zwei Wochen nach dem Untergang der Bohrinsel „Deepwater Horizon“ stömt weiter ungehindert Öl aus dem Bohrloch ins Meer. Der Konzern BP hat das Ausmaß der Katastrophe völlig unterschätzt.

Der Ölteppich im Golf von Mexiko breitet sich immer schneller aus - und bedroht das Leben im Mississippi-Delat und die Vernichtung tausender Arbeitsplätze. Der BP-Konzern, dessen Bohrinsel „Deepwater Horizon“ der Verursacher der Katastrophe ist, hat die Gefahren offenbar völlig unterschätzt: Aus einer Risikoanalyse von BP für die Bohrinsel geht hervor, dass das Unternehmen die Möglichkeit eines Unglücks mit verheerenden Wirkungen heruntergespielt hat.

In der 52 Seiten umfassenden Einschätzung heißt es, ein Unfall mit ernsten Umweltgefahren sei unwahrscheinlich oder nahezu unmöglich. Was sich im Golf von Mexiko ereignet habe, sei beispiellos, sagte ein Konzernsprecher. Der BP-Vorstandsvorsitzende Lamar McKay erklärte am Sonntag, in rund einer Woche könnte eine Kuppel über dem Bohrloch in 1.500 Metern Tiefe errichtet werden.

Alle Versuche, das austretende Öl irgendwie aufzuhalten, damit es nicht die Küste erreicht, blieben bis zum Sonntag weiter erfolglos. Sorgen bereitete Experten vor allem die Tatsache, dass sich die Größe des Ölteppichs innerhalb eines Tages fast verdreifachte. Außerdem wurde befürchtet, dass das Öl über den Golfstrom innerhalb kürzester Zeit bis zur Küste von Florida gespült werden könnte.

Immer noch kein Konzept für den Küstenschutz

Der Gouverneur von Louisiana, Bobby Jindal, kritisierte BP, weil der Konzern nach seinen Angaben noch immer kein Konzept für den Schutz der Küste vorgelegt hat. Entsprechende Pläne habe er bereits vor mehr als einer Woche angefordert, Jindal am Samstag. Der Ölteppich „bedroht buchstäblich unsere Lebensweise“, erklärte er. Jindal wollte am Sonntag gemeinsam mit US-Präsident Barack Obama in das betroffene Gebiet reisen.

Die Justizminister von Alabama, Florida, Mississippi, Louisiana und Texas wollten über die rechtlichen Optionen beraten, den Auswirkungen des Ölteppichs zu begegnen. Dazu zähle auch die Möglichkeit, BP und andere Firmen zu verklagen. BP betrieb die Ölbohrplattform, deren Havarie am 20. April die Katastrophe auslöste.

Ölteppich umfasst Hälfte der Fläche von Rheinland-Pfalz

Das Öl breite sich weit schneller aus als bislang gedacht, erklärte Hans Graber von der Universität von Miami nach der Auswertung von Satellitenbildern. Hatte der Ölteppich am Donnerstag noch eine Größe von fast 3.000 Quadratkilometern, so waren es am Freitagabend rund 9.900 Quadratkilometer. Das entspricht ungefähr der Hälfte der Fläche von Rheinland-Pfalz.

Nach Angaben der Küstenwacht treten täglich fast 800.000 Liter Öl ins Meer aus. Der von Obama zur Bewältigung der Krise eingesetzte Admiral Thad Allen von der Küstenwacht erklärte dagegen, es sei völlig unmöglich eine genaue Schätzung abzugeben.

BP lieh sich bei Konkurrenten Ideen, um das austretende Öl zu bekämpfen. So wurde Chemikalien zum Auflösen des Öls auch unter Wasser eingesetzt, damit dieses erst gar nicht an die Oberfläche kommt. Außerdem wird ein weiteres Loch in der Nähe des beschädigten Bohrlochs gebohrt, um das Hauptbohrloch mit Schlamm und Beton zu schließen. Das kann aber bis zu drei Monate dauern.