New Orleans. .

Neun Tage nach der Explosion auf der Bohrinsel „Deepwater Horizon“ verseucht das ungehindert auslaufende Öl die Küste von Louisiana. An der Mississippi-Mündung schwappt der Ölschlick in langen Bahnen an Land. Bemühungen, das Öl zu stoppen, blieben ohne Erfolg.

Die Küste der USA steht vor ihrer schlimmsten Katastrophe seit dem Untergang des Tankers „Exxon Valdez“ vor mehr als 20 Jahren. Neun Tage nach der Explosion der Bohrinsel „Deepwater Horizon“ verseuchen schon Millionen Liter Öl den Golf von Mexiko. Erste Schlieren erreichten am Donnerstag die Küste von Louisiana. Rund 1,50 Meter hohe Wellen machten die Versuche zunichte, das Öl mit schwimmenden Barrieren aufzuhalten.

Geruch kündigte den Öl-Teppich an

Der Gouverneur von Louisiana, Bobby Jindal, rief den Notstand aus. „Das gibt Anlass zu ernster Sorge“, sagte David Kennedy von der Meeresschutzbehörde NOAA. „Ich bin schockiert. Das ist eine sehr, sehr große Sache.“ Hunderte von Fisch-, Vogel- und anderen Tierarten sind akut bedroht. Ebenfalls gefährdet sind Austernbänke und die Fanggründe für Krustentiere im Mississippi-Delta.

„Seit etwa 30 Minuten können wir es riechen“, sagte ein Austernzüchter am Donnerstag in der Ortschaft Empire an der Küste von Louisiana. „Jetzt wissen wir, dass es näher kommt und uns hier treffen wird.“

Bei den Menschen in Louisiana, die ohnmächtig zusehen müssen, wie der Ölteppich sich ihrer Küste nähert, machte sich das Gefühl breit, dass sie wieder einmal, wie schon beim Hurrikan „Katrina“ 2005, von der Regierung in Washington im Stich gelassen werden. Präsident Barack Obama entsandte einige Kabinettsmitglieder, die sich mit der Krise befassen sollen.

Obama erhöhte auch den Druck auf den Mineralölkonzern BP. Er betonte, dass BP für die Bekämpfung des Ölteppichs zur Kasse gebeten werde. Außerdem wurden erste Schadensersatzklagen von Krabbenfischern eingereicht. „Wir sind wirklich angewidert“, sagte der Austernzüchter Byron Marinovitch. „Wir glauben nichts mehr, was von BP gesagt wird.“

BP-Aktienkurs auf Talfahrt

Wegen der Ölpest büßte BP bislang rund 26 Milliarden Dollar an Börsenwert ein. Am Donnerstag setzte der BP-Kurs seine Talfahrt der vergangenen Tage fort und verlor weitere 8,4 Prozent. Die Firma Transocean, von der BP die Bohrinsel „Deepwater Horizon“ gemietet hatte, verlor seit der Explosion rund 4,27 Milliarden Dollar an Börsenwert.

Am Mittwoch wurde bekannt, dass das Öl aus dem Bohrloch aus drei verschiedenen Lecks ins Meer strömt. Pro Tag fließen rund 5.000 Barrel (795.000 Liter) ins Meer, fünf Mal so viel wie anfangs vermutet. Inzwischen wird es für möglich gehalten, dass das Ausmaß der „Exxon Valdez“-Katastrophe von 1989 übertroffen werden könnte. Damals flossen im Prinz-William-Sund in Alaska 41,64 Millionen Liter Öl ins Meer. Im Golf von Mexiko könnte diese Größenordnung in etwa drei Monaten erreicht sein - so lange dürfte es nach Schätzungen dauern, bis ein zweites Bohrloch fertiggestellt ist, um den Druck vom bisherigen Bohrloch der zerstörten Ölplattform zu nehmen.

Die „Deepwater Horizon“ explodierte am 20. April rund 64 Kilometer vor der Küste. Dabei kamen vermutlich elf Arbeiter ums Leben. (apn/afp)