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Der Flugverkehr in Europa dürfte noch für mehrere Tage durch Vulkan-Asche aus Island gestört bleiben. Laut Deutschem Wetterdienstes bleibt die Wetterlage über dem Atlantik stabil. Der Vulkan sei unvermindert aktiv. Die Asche legte am Freitag den Flugverkehr über Deutschland lahm.

Es ist eine Ausnahme-Situation, die in dieser Form in West-Europa noch nicht zu spüren war. Und: Sie bleibt sehr wahrscheinlich noch einige Tage erhalten: Der Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull auf Island wird den Flugverkehr in Europa mindestens noch bis zum Anfang kommender Woche stören. Grund ist eine verhängnisvolle Wetterlage über dem Atlantik: Der Wind weht aus westlicher Richtung und treibt die Asche in Höhen bis zu 14.000 Metern nach Nord-West-Europa.

Ungünstige Wetterlage

„Die Wetterlage wird sich noch mindestens bis Wochenbeginn halten“, erklärte am Freitag Helmut Malewski, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst in Offenbach, auf Anfrage von DerWesten. Und: Aktuelle Satelliten-Fotos zeigen, dass der Vulkan noch aktiv ist. „Wir sehen eine deutliche Rauchfahne“. Der Nachschub an Asche ist also da.

Radarbild vom Krater des Gletscher-Vulkans Eyjafjallajokull auf Island.
Radarbild vom Krater des Gletscher-Vulkans Eyjafjallajokull auf Island. © AFP

Das Problem: „Wir hatten den ganzen Winter über nicht solche eine Wetterlage über dem Atlantik“, sagt Malewski. Würde der Wind wie üblich wehen, „würde die Asche irgendwo bei Spitzbergen landen“. So wirbelt er die Flugpläne in Europa durcheinander. Alleine in Deutschland werden an verkehrsreichen Tagen insgesamt 10.000 Starts- und Landungen an den Verkehrsflughäfen gezählt.

Die Asche-Wolke bewegte sich am Freitag mit etwa 35 Stundenkilometern Geschwindigkeit über Deutschland in süd-westlicher Richtung. Am Morgen hatte die Front die Main-Linie überschritten. Zahlreiche Deutsche Flughäfen haben am Freitag den Flugbetrieb bis auf weiteres eingestellt. Nur an vier der 16 internationalen Airports zwischen Hamburg und München gab es am Vormittag noch Starts und Landungen. Dort auch in Stuttgart, Nürnberg und München stehen nach Auskunft der Flugsicherung bis zum Abend Sperrungen bevor.

Sand aus der Sahara

Selbst wenn sich die Wetterlage in der kommenden Woche ändert - die Asche könnte sich noch Monate in der Erd-Atmosphäre halten, heißt es beim Deutschen Wetterdienst: „Je kleiner die Partikel sind, desto länger bleiben sie in der Luft“. Allerdings dürfte sich die Konzentration über die Wochen verringern, „die Asche verflüchtigt sich, manches regnet dann auch ab“, sagt Meteorologe Helmut Malewski.

Dass Wind Staub oder Sand über Tausende Kilometer transportiert ist kein ungewöhnliches Wetterphänomen. „Wir haben regelmäßig im Jahr Sahara-Sand bei uns“, sagt Malewski. Im Unterschied zu den Aschepartikeln werde der allerdings nur in vergleichbar geringen Höhen von 4000 bis 5000 Metern verweht. Die Aschepartikel erreichen auch Luftschichten von 12.000 Metern und aufwärts - auf denen Interkontinental-Flüge verkehren.


Hinzu kommt, dass Vulkan-Asche gefährlicher für Flugzeuge ist als Sand: „Dadurch können die Messsonden verkleben“ oder Düsen-Triebwerke verstopfen, erklärt eine Expertin der Deutschen Flugsicherung. Das kann dramatische Folgen haben, wie vergangene Flugzeugkatastrophen zeigen: Der Absturz eines Air France-Airbus im vergangenen Jahr auf dem Flug von Rio de Janeiro nach Paris wird auf Fehler der Messsonden zurückgeführt, sie waren womöglich vereist. Eine durch Insekten verstopfte Messsonde war vermutlich verantwortlich für den Absturz eines voll besetzten Urlaubsjets der Birgen Air vor der Dominikanischen Republik im Jahr 1996. Beim Flug eines Jumbo-Jets der British Airways 1982 führte die Route unbemerkt durch die Asche-Wolke eines auf Indonesien ausgebrochenen Vulkans. Alle Triebwerke fielen aus. Der Crew gelang jedoch eine Notlandung. Kein Passagier wurde verletzt. Die Cockpitfenster waren von der Asche blind geschmirgelt worden.

Bilder vom Vulkanausbruch

Eine abgebrochene Straße nahe Reykjavik.
Eine abgebrochene Straße nahe Reykjavik. © BRYNJAR GAUTI
Sie wurde überspült, weil nach dem Vulkanausbruch die Flusspegel durch das Schmelzwasser stiegen.
Sie wurde überspült, weil nach dem Vulkanausbruch die Flusspegel durch das Schmelzwasser stiegen. © BRYNJAR GAUTI
Der Vulkan unter dem Eyjafjallajokull Gletscher brach das zweite Mal binnen eines Monats aus.
Der Vulkan unter dem Eyjafjallajokull Gletscher brach das zweite Mal binnen eines Monats aus. © AP
Riesige Rauchwolken stiegen auf.
Riesige Rauchwolken stiegen auf. © AP
Eismassen stürzen zu Tal.
Eismassen stürzen zu Tal. © AP
Der Krater des Vulkans.
Der Krater des Vulkans. © AP
Hunderte Menschen mussten das Gebiet rings um den Gletscher verlassen.
Hunderte Menschen mussten das Gebiet rings um den Gletscher verlassen. © AP
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© AP
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© AP
Bilder vom Ausbruch Ende März.
Bilder vom Ausbruch Ende März. © HALLDOR KOLBEINS
Bilder vom Ausbruch Ende März.
Bilder vom Ausbruch Ende März. © HALLDOR KOLBEINS
Bilder vom Ausbruch Ende März.
Bilder vom Ausbruch Ende März. © HO
Bilder vom Ausbruch Ende März.
Bilder vom Ausbruch Ende März. © Ragnar Axelsson
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