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Nach dem Ausbruch eines isländischen Vulkans haben die Flughäfen Düsseldorf und Köln den Flugbetrieb am Freitag Morgen bis auf weiteres gestoppt. Auch am Flughafen Niederrhein fliegt nichts. Der Luftraum über Norddeutschland wurde bereits Donnerstagabend gesperrt.

Nach dem erneuten Vulkanausbruch in Island hat eine gewaltige Aschewolke den Luftverkehr in Nordeuropa am Freitagmorgen weitgehend zum Erliegen gebracht. Die Wolke aus dem Vulkan Eyjafjallajökull bremste den Luftverkehr bereits am Donnerstag aus wie kein Ereignis seit den Anschlägen vom 11. September 2001, zehntausende Passagiere saßen fest. Der Luftraum Großbritanniens, Irlands, Belgiens, Dänemarks, Schwedens und Norwegens wurde gesperrt.

In NRW sind aktuell die Flughäfen Düsseldorf, Köln, Niederrhein (Weeze) und Münster/Osnabrück bis auf weiteres gesperrt. Auch am Flughafen Dortmund sind bis zum Mittag alle Flüge annulliert - der Flugverkehr wurde dort nach Aussage der Flugleitung auf Anfrage von DerWesten jedoch noch nicht ganz abgesagt. Zurzeit gebe es „keinen Flugbetrieb“.

Ebenfalls dicht sind die Flughäfen Berlin-Tegel und -Schönefeld, sagte eine Sprecherin der Deutschen Flugsicherung am Morgen auf Anfrage. Der Flughafen Frankfurt/Main stehe laut Flugsicherung kurz vor der Schließung. Seit Donnerstagabend gesperrt sind bereits die Flughäfen Hamburg, Bremen und Hannover.

„Wir erwarten, dass auch München, Stuttgart und Nürnberg in den nächsten Stunden schließen“ - wahrscheinlich noch im Verlaufe des Morgens, erklärte die Sprecherin. Genau Prognosen seien noch nicht möglich. „Die Asche-Wolke bewegt sich langsam Richtung Süd-Osten über Deutschland.“ Sie betrifft den Luftverkehr auf allen Flughöhen. Insgesamt gibt es an Wochentagen bundesweit bis zu 10.000 Starts und Landungen an den Großflughäfen bundesweit.

200 mal 100 Kilometer große Asche-Wolke über Europa

Der größte europäische Flughafen London-Heathrow machte am Donnerstag komplett dicht, ebenso Airports in Frankreich sowie in Brüssel und Kopenhagen. In Deutschland gab es zunächst ab etwa 20 in Hamburg, Bremen und Hannover keine Starts und Landungen mehr, später am Abend wurden die beiden Berliner Flughäfen geschlossen. Die Regelung der Deutschen Flugsicherung galt zunächst bis zum Freitag Morgen um 8.00 Uhr. Laut Flugsicherung von Freitag-Früh sei aber wahrscheinlich „dass die Sperrungen noch längern dauern“.

Passagiere wurden gebeten, sich im Internet und bei ihren Fluggesellschaften direkt zu informieren. Die Vulkanasche, die sich in einer 200 Kilometer mal 100 Kilometer großen Wolke über Europa ausbreitete, kann Piloten die Sicht nehmen und zu Triebwerksausfällen führen. Außerdem können die Geschwindigkeits-Messsonden durch die Asche verstopfen.

Bilder vom Vulkanausbruch

Eine abgebrochene Straße nahe Reykjavik.
Eine abgebrochene Straße nahe Reykjavik. © BRYNJAR GAUTI
Sie wurde überspült, weil nach dem Vulkanausbruch die Flusspegel durch das Schmelzwasser stiegen.
Sie wurde überspült, weil nach dem Vulkanausbruch die Flusspegel durch das Schmelzwasser stiegen. © BRYNJAR GAUTI
Der Vulkan unter dem Eyjafjallajokull Gletscher brach das zweite Mal binnen eines Monats aus.
Der Vulkan unter dem Eyjafjallajokull Gletscher brach das zweite Mal binnen eines Monats aus. © AP
Riesige Rauchwolken stiegen auf.
Riesige Rauchwolken stiegen auf. © AP
Eismassen stürzen zu Tal.
Eismassen stürzen zu Tal. © AP
Der Krater des Vulkans.
Der Krater des Vulkans. © AP
Hunderte Menschen mussten das Gebiet rings um den Gletscher verlassen.
Hunderte Menschen mussten das Gebiet rings um den Gletscher verlassen. © AP
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© AP
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© AP
Bilder vom Ausbruch Ende März.
Bilder vom Ausbruch Ende März. © HALLDOR KOLBEINS
Bilder vom Ausbruch Ende März.
Bilder vom Ausbruch Ende März. © HALLDOR KOLBEINS
Bilder vom Ausbruch Ende März.
Bilder vom Ausbruch Ende März. © HO
Bilder vom Ausbruch Ende März.
Bilder vom Ausbruch Ende März. © Ragnar Axelsson
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Mehr als 350 Flüge in Deutschland betroffen

Bereits bis zum Donnerstag-Nachmittag waren in Deutschland mehr als 350 Flüge in die betroffenen Gebiete und von dort abgesagt worden, vor allem nach und von Großbritannien. Der Frankfurter Flughafen berichtete, zahlreiche Flüge vor allem nach London seien zudem umgeleitet worden und in Frankfurt gelandet. Die Passagiere sollten so weit wie möglich in Hotels untergebracht werden. Die britische Flugsicherung verlängerte die Sperrung des britischen Luftraums am Abend bis Freitag 14.00 Uhr MESZ.

Der isländische Geophysiker Einar Kjartansson sagte, der Vulkan werde wahrscheinlich noch mehrere Wochen Asche in beträchtlichem Ausmaß produzieren. Wegen der Gefahr einer Flutwelle wurden in Island Hunderte von Anwohnern evakuiert. Nach Angaben des Katastrophenschutzes wurden am Fuße des Vulkans 700 Menschen in Sicherheit gebracht.

Die Deutsche Flugsicherung (DFS) erklärte, es sei schwer vorhersagbar, welchen Weg die Ausläufer der Wolke über Deutschland nehmen würden. Am Abend bewegten sie sich den Angaben zufolge von Norden nach Süden, demnach könnte der größte deutsche Flughafen, Frankfurt, am Freitagmorgen betroffen sein. Die ganze Nacht über wollten bei der DFS Experten tagen und die Wetterdaten ständig analysieren.

Auch Eurocontrol in Brüssel erklärte, die Situation werde von Minute zu Minute neu bewertet. In Paris und an 23 weiteren französischen Flughäfen wurden alle Flüge abgesagt.

Umfassendste Sperrung seit Menschengedenken

In ganz Großbritannien waren nur noch Notfall-Flüge zugelassen - das hat laut der britischen Flugsicherung seit Menschengedenken nicht mehr gegeben. Allerdings wurden nach den Anschlägen vom 11. September 2001 die meisten Flüge abgesagt. Heathrow wurde zuletzt wegen Nebels 1952 für zwei Tage geschlossen. Auf dem Drehkreuz London-Heathrow werden täglich 1.200 Flüge abgewickelt.

Der norwegische König Harald V. und Königin Sonja konnten nicht wie geplant von Oslo aus zum 70. Geburtstag der dänischen Königin Margrethe nach Kopenhagen fliegen. Ministerpräsident Jens Stoltenberg saß in New York fest, weil sein Rückflug abgesagt wurde.

Nichts geht mehr: Der Flugverkehr in London Heathrow kam am Donnerstag zum Erliegen.
Nichts geht mehr: Der Flugverkehr in London Heathrow kam am Donnerstag zum Erliegen. © AP

Der isländische Vulkan war am Mittwoch zum zweiten Mal binnen vier Wochen ausgebrochen. In Island waren der internationale Flughafen und die Hauptstadt Reykjavik nicht betroffen, im Südosten der Insel sank die Sichtweite dagegen zeitweise auf 150 Meter.

Auswirkungen auch noch am Freitag

Die Asche-Wolke des Vulkans Eyjafjallajökull auf Island wird wahrscheinlich auch am Freitag noch den Flugplan über Europa durcheinanderwirbeln. Nach den jüngsten Prognosen zum Asche-Flug wird sich der Viulkan-Staub in der Nacht zu Freitag weiter über Deutschland ausbreiten. Nach Auskunft des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach dürfte die Wolke Freitag-Früh gegen 6 Uhr die Grenze zu Süddeutschland erreichen. Laut amtlicher Wetterinformationen aus Großbritannien dürfte die Grenze dann auf der Höhe Saarbrücken-Nürnberg liegen.

„Die Wolke kommt nachts, das ist gut“, sagte eine Sprecherin der Deutschen Flugsicherung auf Anfrage von DerWesten: „Dann ist wenig Verkehr in der Luft.“ Die Konsequenzen für den Freitags-Luftverkehr in Deutschland waren am Donnerstag-Nachmittag noch nicht absehbar. „Wir gehen nicht davon aus, den Luftraum zu sperren“, erklärte die Sprecherin.

Bei der Flugsicherung werde die Aschewolke „als ein außergewöhnliches Wetterphänomen behandelt“, vergleichbar mit einer schweren Gewitterfront. Man geht also davon aus, „dass die Asche am Freitag auch umflogen werden kann“. Problematisch allerdings ist, dass die Asche optisch kaum erfasst werden kann. „Wir sind auf Berechnungen angewiesen“, erklärte Ansgar Engel, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst. Die Vulkanasche regne nicht als dicker schwarzer Staub vom Himmel, sondern werde in winzigen Partikeln nach Europa gewirbelt. Engel: „Das ist Feinstaub.“

Dutzende Flüge am Donnerstag gestrichen

Bei Lufthansa seien am Donnerstag einige Dutzend Flüge gestrichen worden, sagte Sprecher Thomas Jachnow. Die gesamte britische Insel und Irland sowie das norwegische Stavanger seien davon betroffen. Ob auch am Freitag Flüge ausfallen müssen, sei noch nicht abzusehen. Bei der Lufthansa-Tochter Germanwings waren die Flüge von und nach London, Dublin und Kopenhagen betroffen.

Mächtige Wolke: Auswirkungen des Vulkanausbruchs auf Island sind bis Europa zu spüren.
Mächtige Wolke: Auswirkungen des Vulkanausbruchs auf Island sind bis Europa zu spüren. © AP

Auch bei Ryanair mussten alle Flüge von und auf die gesamte britische Insel und Irland sowie Finnland, Norwegen und Schweden gestrichen werden, wie Sprecherin Henrike Schmidt sagte. Rund 15 bis 20 Flüge seien davon betroffen. Sie gehe davon aus, dass es auch noch am Freitag zu Einschränkungen kommen werde. Bei Air Berlin waren von den Einschränkungen die Flüge nach London, Kopenhagen und Oslo betroffen.

Am Flughafen Düsseldorf waren am Donnerstag 91 Flüge ausgefallen. „Das große Chaos ist hier nicht ausgebrochen“, sagte Sprecherin Sonja Schröder. Insgesamt waren für den Tag 640 Flüge geplant. Am Freitag - zum Wochenende besonders verkehrsreich - sind bis dato 675 Starts und Landungen geplant. Chaos auf dem Flugfeld war laut Schröder für Freitag noch nicht absehbar. (mit apn/ddp)

Die Passagiere werden gebeten, sich vor ihrer Anreise zum Airport für Fluginformationen an ihre Fluggesellschaft oder an ihren Reiseveranstalter zu wenden.