Frankfurt/Main. .
Mit aller Kraft wehrt sich der Augsburger Bischof Walter Mixa gegen die Misshandlungsvorwürfe und zeigt sich erschüttert. Er habe sich immer gegen Gewalt gewandt - und habe deshalb „ein reines Herz“. Dennoch wurden Rücktrittsforderungen aus der Politik laut.
„Die erhobenen Vorwürfe erschüttern mich, weil ich zu keiner Zeit körperliche Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in irgendeiner Form angewandt habe“, sagte der 69-jährige Bischof Mixa der „Bild am Sonntag“. Gewalt zwischen Menschen lehne er grundsätzlich ab, besonders Priester müssten gewaltlos sein. Er habe sich immer daran gehalten und deshalb „ein reines Herz“. In seiner Osterpredigt rief Mixa Missbrauchstäter zur Buße auf. Aus der Politik kamen gleichwohl Rücktrittsforderungen.
Sechs frühere Zöglinge eines Kinderheims in Schrobenhausen bei Augsburg werfen dem früheren Stadtpfarrer in eidesstattlichen Erklärungen vor, gewalttätig gegen sie geworden zu sein. Der „Welt am Sonntag“ sagte Mixa dazu, diese früheren Heimkinder könnten sich in Wirklichkeit gar nicht mehr an ihn erinnern. „Ich erinnere mich auch nicht mehr an sie.“ Als Erzieher und Lehrer der Kirche habe er mit Tausenden jungen Schülern, Messdienern und Chorsängern Kontakt gehabt.
Auf die Frage, warum sich Menschen gegen einen hohen kirchlichen Würdenträger wie ihn wenden sollten, antwortete Mixa: „Ich kann mir das auch nicht recht erklären. Man muss jedoch berücksichtigen, dass die Frauen und Männer, die einen Teil ihrer Kindheit im St. Josefsheim verbracht haben, sicherlich in ihrem Leben insgesamt schlimme Erfahrungen gemacht haben oder sich oft von anderen zurückgesetzt fühlten.“ Der Bischof erneuerte sein Gesprächsangebot: Er wolle gern erfahren, was sie in ihrer Kindheit belastet habe und für sie beten.
„Ethische Werte mit Behutsamkeit vermitteln“
Nie habe er von Fällen körperlicher Gewalt im Kinderheim Schrobenhausen gehört, erklärte Mixa. Er habe auch keinerlei Verständnis dafür, wenn einem Erzieher mal die Hand ausrutsche: „Dann hat er nach heutiger Erkenntnis einen erzieherischen Fehler begangen. Uns werden junge Menschen anvertraut. Wir müssen ethische Werte mit Behutsamkeit vermitteln, nicht mit Angst.“
Mixa selbst wurde nach eigenen Angaben in seiner Kindheit nie geschlagen. „Meine Eltern haben mich immer sehr nobel erzogen. Ich kann mich nicht erinnern, von meinem Vater oder meiner Mutter jemals geschlagen oder nur geohrfeigt worden zu sein.“
„Die ganze Kirche ist bedrückt“
In seiner Osterpredigt rief Mixa zu Umkehr und Erneuerung auf. Es müsse ein neuer Weg und ein neues Denken eingeschlagen werden, sagte der Bischof am Sonntag im Augsburger Mariendom. Das körperliche und seelische Leid, das Missbrauchten „auch von Mitarbeitern der Kirche und Priestern“ zugefügt worden sei, laste wie Blei auf der ganzen Kirche: „Die ganze Kirche ist bedrückt.“ Eine tiefgreifende Erneuerung könne nur durch Christus selbst und die Hoffnung auf ihn kommen.
Besonders erschütternd bei den Missbrauchfällen innerhalb und außerhalb der Kirche sei, dass „gerade die Kleinsten unter den Menschen“ nicht geachtet worden seien. „Es ist Buße zu tun.“
Politiker von FDP und Grünen reagierten am Wochenende mit Skepsis auf Mixas Äußerungen. Der Kirchen-Experte der FDP-Bundestagsfraktion, Stefan Ruppert, legte dem Bischof den Rücktritt nahe. Dem „Tagesspiegel“ sagte Ruppert: „Herr Mixa muss sich fragen lassen, ob er sich wirklich richtig erinnert, und ob das Vertrauen in seine Person noch gegeben ist.“ Die Augsburger FDP-Bundestagsabgeordnete Miriam Gruß sagte: „Wenn eidesstattliche Versicherungen vorliegen, stellt man sich die Frage, ob Bischof Mixa seine Vergangenheit womöglich verdrängt hat.“
Die bildungspolitische Sprecherin der Grünen, Priska Hinz, appellierte an die katholische Kirche, eine unabhängige Untersuchung einzuleiten. Sollten sich die Vorwürfe erhärten, müsse Mixa sein Amt ruhen lassen. (apn)