Düsseldorf. .

Zehntausende Gläubige strömten in die Ostergottesdienste - der christliche Glaube stand im Mittelpunkt der Predigten. Der Papst ging bei einer feierlichen Ostermesse nicht auf die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche ein. Dagegen verurteilten Bischäfe aus NRW die Vorfälle.

Zehntausende von Gläubigen sind in Nordrhein-Westfalen an Ostern in die Gottesdienste der beiden großen Kirchen geströmt. Im Mittelpunkt der Predigten stand der christliche Glaube. In Rom spendete Papst Benedikt XVI. den Ostersegen und sprach die traditionellen Segensworte „Urbi et Orbi“ - der Stadt und dem Erdkreis. Bei einer feierlichen Messe unter freiem Himmel forderte das Oberhaupt der katholischen Kirche die Menschen zu einer geistigen und moralischen Umkehr auf. Auf die jüngsten Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche ging der Papst nicht ein. Bischöfe in NRW verurteilten indes die Missbrauchsfälle.

Meisner könne nur Hoffnung und Zukunft geben

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, sagte in seiner Predigt am Sonntag in der Düsseldorfer Johanneskirche, Ostern bedeute Befreiung. Die Auferstellung Jesu Christi sei Zeichen dafür, dass der Tod nicht das letzte Wort über die Menschen hat: „Gott hat Jesus Christus nicht dem Tod überlassen, und Gott wird auch uns nicht dem Tod überlassen“, sagte Schneider, der auch Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland ist.

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner beklagte, das „Glaubensleben und Glaubenswissen ist so eingetrocknet, dass ein Großteil der Europäer nicht mehr weiß, was die Christen an Ostern feiern“. An die Stelle des Osterglaubens sei der Glaube an den menschlichen Fortschritt gerückt. Zu keiner Zeit sei so viel über die Menschenrechte gesprochen worden wie heute, „weil man schon spürt: Menschenrechte sind nicht durch Menschen begründbar, sondern nur durch den, der mehr ist als Mensch, und das ist der Gottmensch Jesus Christus, der selbst den Tod besiegt hat“. Er könne nur Hoffnung und Zukunft geben.

Paderborns Erzbischof Hans-Josef Becker rief in seiner Osterpredigt die Menschen dazu auf, die Botschaft von der Auferstehung Jesu in den Alltag mit hineinzunehmen und lebendig werden zu lassen. Für Christen müsse „Auferstehung von den Toten“ mehr sein als „nur ein Glaubenssatz aus dem Credo“.

„Schreckliche Verbrechen“

Der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff bat in der Osternacht um Verzeihung bei den Opfern sexuellen Missbrauchs. Er versicherte, dass das Bistum die Taten vollständig aufklären und dafür sorgen werde, dass die Täter bestraft würden. Dazu arbeite die Kirche mit den zuständigen Behörden zusammen. Den Opfern biete sie menschliche, therapeutische und pastorale Hilfen an. Mussinghoff bezeichnete die „schrecklichen Verbrechen“ als eine Last, unter der „wir als Kirche leiden“.

Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck räumte derweil im Umgang mit Opfern von sexuellem Missbrauch Versäumnisse der Kirche ein. „Die Kirche habe „eindeutig“ zu wenig auf die Opfer geschaut, sagte Overbeck. „Man hat den Kindern nicht geglaubt, wenn sie von Missbrauch erzählten. Vielmehr hat man oft gesagt: Das tut ein Geistlicher nicht. Da ist man heute wesentlich sensibler, Gott sei Dank“, sagte Overbeck. Die Bischöfe müssten lernen, mit den Missbrauchs-Vorwürfen transparent umzugehen. „Das war nicht immer der Fall.“

Vorfall in Münster

Während des Oster-Hochamtes im Dom von Münster ist Bischof Felix Genn von einem Mann mit einem Besenstiel angegriffen worden. Glenn wehrte den Angriff mit Hilfe seines Weihrauchfasses ab und blieb unverletzt, wie ein Polizeisprecher am Sonntag der Nachrichtenagentur DAPD sagte. Damit korrigierte die Polizei ihre ursprünglichen Angaben, wonach der Bischof nicht tätlich angegriffen worden sei.

Zu Beginn der Messe stürmte der 44-jährige Angreifer laut Polizei mit einem etwa ein Meter langen abgebrochenen Besenstiel in den Altarraum. „Er schwang den Stock wild durch die Luft, lief zur Osterkerze und stieß diese mitsamt dem Ständer zu Boden“, erklärte der Polizeisprecher. Anschließend lief der Angreifer auf Bischof Genn zu, der 60-Jährige konnte sich aber verteidigen. Zum Zeitpunkt der Störung war der Dom bis auf den letzten Platz mit Gottesdienstbesuchern gefüllt.

„Couragierte Vertreter der Kirche und weitere Gottesdienstbesucher konnten den Mann bis zum Eintreffen der Polizei festhalten“, sagte der Polizeisprecher. Zunächst hatten die Ermittler mitgeteilt, der Angreifer sei zwar in Richtung des Bischofs gelaufen, habe aber angehalten. Diese Fehlinformation erklärte die Polizei am Nachmittag damit, dass Bischof Genn den Gottesdienst zu Ende gefeiert habe, und man ihn erst anschließend habe befragen können.

Was der 44-jährige Störer mit der Aktion bewirken wollte, ist laut Polizei noch unklar. „Der Mann befand sich in einem Zustand, in dem er nicht ansprechbar war“, hieß es. Der 44-Jährige wurde in eine neurologische Fachklinik eingeliefert. Er sei bereits mehrfach wegen psychischer Probleme in Erscheinung getreten. (ddp/apn)