München. .

Nach den Misshandlungsvorwürfen gegen Bischof Walter Mixa mehren sich die Foderungen, sein Amt ruhen zu lassen. Mixa bestreitet weiter die Vorwürfe und sagt, sich nicht an die betreffenden Personen erinnern zu können. Die Zahl der vermeintlichen Opfer nimmt weiter zu.

Gegen den wegen Misshandlungsvorwürfen unter Druck geratenen Bischof Walter Mixa mehren sich Rücktrittsforderungen. Nach der Reform-Gruppe „Wir sind Kirche“ (WSK) forderten auch Vertreter der Bundestagsfraktionen von FDP und Grünen Mixa auf, sein Amt ruhen zu lassen, solange die Vorwürfe geprüft würden. Auch die Zahl der Misshandlungsvorwürfe nehmen weiter zu. Inzwischen meldeten sich weitere frühere Heimkinder von Schrobenhausen, wo Mixa als Stadtpfarrer eingesetzt war, und berichteten von Schlägen und körperlichen Züchtigungen durch den Geistlichen. Mixa kann sich indes nach eigenen Angaben nicht an die Personen erinnern, die ihm Misshandlungen vorwerfen. Zugleich erneuerte der Bischof sein Angebot, mit ihnen zu sprechen.

„Ich erinnere mich nicht mehr an sie“

Mixa sagte der „Welt am Sonntag“: „Diese Leute können sich doch gar nicht mehr an mich erinnern.“ Angesprochen auf die aktuellen, in Zeitungen veröffentlichten Fotos der Personen fügte er hinzu: „Ich erinnere mich auch nicht mehr an sie.“

Er wolle sich weiterhin „gerne mit den Betroffenen zu persönlichen Gesprächen treffen, um zu erfahren, was ihnen widerfahren ist“, sagte er der „Bild am Sonntag“. Er werde für sie beten, denn für ihn als Seelsorger seien sie Opfer, denen offenbar Unrecht geschehen sei. „Ich hatte als Erzieher und Lehrer der Kirche mit Tausenden jungen Schülern, Messdienern und Chorsängern Kontakt. Mein Credo galt und gilt bis heute: Ich bin gut zu euch, seid bitte auch gut zu mir“, sagte er weiter.

Neue Vorwürfe ehemaliger Schüler

Derweil berichtete ein 40-jähriger Mann aus dem Rosenheimer Raum, der von Mixa in der Grundschule unterrichtet worden war, dem in Ingolstadt erscheinenden „Donaukurier“ (Samstagausgabe) über Misshandlungen durch den heutigen Bischof. „Mixa war nicht nett, er hat uns an den Haaren und den Ohren gezogen“, wird der Mann zitiert. Er sei ganz anders gewesen, als der Augsburger Bischof sich in den Medien darstelle, behauptete der Mann. Es sei Zeit, dass die Dinge ans Licht kämen.

Ein weiterer, in Innsbruck lebender Mann sagte dem Blatt, von Mixa geschlagen worden zu sein, weil er aus dem Heim abgehauen gewesen sei. Als die Polizei ihn zurückgebracht habe, habe er sich „vom damaligen Stadtpfarrer Mixa“ wortlos eine gefangen. Eine Frau aus Weilach behauptete, Mixa habe sie im Firmunterricht geschlagen, danach habe sie ihm die Hand küssen müssen.

Mixa hatte die Beschuldigungen von sechs anderen ehemaligen Bewohnern des Kinder- und Jugendhilfezentrums St. Josef in Schrobenhausen wiederholt strikt zurückgewiesen. „Ich versichere nochmals, dass ich zu keiner Zeit gegen Kinder und Jugendliche körperliche Gewalt in irgendeiner Form angewandt habe“, hieß es in einer persönlichen Erklärung Mixas.

Grünen-Sprecherin: „Zweifel an Mixas Darstellung angebracht“

Unterdessen legte der Kirchen-Experte der FDP-Bundestagsfraktion, Stefan Ruppert, dem Bischof den Rücktritt nahe. Mixa müsse sich fragen lassen, ob er sich wirklich richtig erinnere, und ob das Vertrauen in seine Person noch gegeben sei, sagte Ruppert dem „Tagesspiegel“ (Sonntagausgabe). Die Augsburger FDP-Bundestagsabgeordnete Miriam Gruß warnte das Bistum Augsburg davor, die Vorwürfe beiseite zu schieben. „Wenn eidesstattliche Versicherungen vorliegen, stellt man sich die Frage, ob Bischof Mixa seine Vergangenheit womöglich verdrängt hat“, wird Gruß von der Zeitung zitiert.

Die bildungspolitische Sprecherin der Grünen, Priska Hinz, erklärte, es seien „große Zweifel an Mixas Darstellung angebracht“. Hinz appellierte an die katholische Kirche, eine unabhängige Untersuchung im Bistum Augsburg einzuleiten. Dies sei „dringend geboten“. Sollten sich die Vorwürfe erhärten, müsse Mixa „sein Amt ruhen lassen“. (ddp)