Moskau. .

Die Zahl der Todesopfer der Anschläge auf die Moskauer U-Bahn von Montag hat sich auf 39 erhöht. Unterdessen fahnden die russischen Behörden nach den Drahtziehern der Tat. Russlands Außenminister Lawrow schließt Verbindungen zu El Kaida nicht aus.

Nach dem Doppelanschlag auf die Moskauer U-Bahn ist die Zahl der Todesopfer auf 39 gestiegen. Eine Frau sei in der Nacht zu Dienstag ihren Verletzungen erlegen, zitierten die russischen Nachrichtenagenturen RIA Nowosti und Interfax den Chef der Moskauer Gesundheitsbehörde, Andrej Seltsowski. Bei den Anschlägen waren mehr als 60 weitere Menschen verletzt worden.

Unterdessen fahnden die russischen Behörden nach den Drahtziehern der Tat. Während sich die Ermittlungen am Dienstag auf Rebellen aus dem Nordkaukasus konzentrierten, schloss Russlands Außenminister Sergej Lawrow auch eine Beteiligung des Terrornetzwerks El Kaida nicht aus. International wurden die Anschläge mit mindestens 38 Toten und mehr als 60 Verletzten scharf verurteilt.

Hinweise führen zur Gruppierung „Kaukasus-Emirat“

Die russische Nachrichtenagentur Interfax meldete, der Geheimdienst FSB habe die Identität der beiden Selbstmordattentäterinnen festgestellt, die sich am Montagmorgen im Berufsverkehr in den U-Bahn-Stationen Lubjanka und Park Kultury in die Luft gesprengt hatten. Außerdem seien mit Hilfe von Überwachungskameras zwei mutmaßliche Helferinnen identifiziert worden, die die Täterinnen begleitet haben sollen. Die Frauen und ein möglicher dritten Helfer würden gesucht.

Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat. FSB-Chef Alexander Bortnikow machte Rebellen aus den Konfliktgebieten im Nordkaukasus verantwortlich, in denen die russische Regierung hart gegen Separatisten vorgeht. Nach Einschätzung des auf die Beobachtung islamistischer Webseiten spezialisierte US-Unternehmens IntelCenter deutet vieles darauf hin, dass die Gruppierung Kaukasus-Emirat des tschetschenischen Rebellenchefs Doku Umarow hinter dem Doppelanschlag steckt. Umarow will im Nordkaukasus einen islamischen Staat errichten.

Außenminister bringt Verbindung zu islamistischen Terroristen ins Spiel

Lawrow brachte eine Verbindung der Täter zu islamistischen Terroristen aus dem afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet ins Spiel. Dort würden mehrere Anschläge geplant, die dann nicht nur in Afghanistan sondern auch in anderen Ländern ausgeführt würden, sagte Lawrow nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax. „Manchmal reichen diese Planungen bis in den russischen Kaukasus.“ Die unzugängliche Bergregion zwischen Afghanistan und Pakistan gilt als bedeutenstes Rückzugsgebiet islamistischer Terroristen. Geheimdienste vermuten hier auch El-Kaida-Führer Osama bin Laden.

Die Außenminister der G-8-Staaten verurteilten die Selbstmordanschläge von Moskau scharf. Zum Auftakt ihres zweitägigen Treffens im kanadischen Gatineau prangerten die Chefdiplomaten der sieben führenden Industriestaaten und Russlands am Montag die „feigen Attentate“ an. Zugleich riefen sie dazu auf, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Außerdem kündigte die Ministerrunde eine weitere Zusammenarbeit im Kampf gegen den Terrorismus an.

Barack Obama bietet Unterstützung an

US-Präsident Barack Obama bot seinem russischen Kollegen Dmitri Medwedew telefonisch die Zusammenarbeit beim Vorgehen gegen die Drahtzieher an. Obama habe in dem Telefonat die Bereitschaft der USA bekundet, „mit Russland zusammenzuarbeiten, um die Verantwortlichen für diese Taten zur Rechenschaft zu ziehen“, erklärte sein Büro in Washington. US-Außenministerin Hillary Clinton sagte, die Terroristen seien der „gemeinsame Feind“ aller Länder.

Medwedew hatte am Montagabend Blumen für die Opfer der Anschläge an einem der betroffenen Moskauer U-Bahnhöfe niedergelegt. Er habe keinen Zweifel, dass die Hintermänner „gefunden und vernichtet“ würden, erklärte Medwedew an der Station Lubjanka. Der Moskauer Bürgermeister Juri Luschkow ordnete für Dienstag einen Trauertag in der Millionenmetropole an. Die russische Hauptstadt ist seit den 90er Jahren immer wieder von tödlichen Anschlägen erschüttert worden. (afp)