Düsseldorf. .
Der Ex-Chef der knapp vor der Pleite geretteten IKB, Ortseifen, muss sich als erster Bankmanager nach der Finanzkrise vor Gericht verantworten. Ihm werden Börsenpreismanipulation und Untreue zur Last gelegt. Im Prozess wies er die Vorwürfe von sich und machte die Deutsche Bank verantwortlich.
Der frühere Chef der angeschlagenen Mittelstandsbank IKB, Stefan Ortseifen, hat den Vorwurf der Börsenpreismanipulation und der Untreue zurückgewiesen. Ihn treffe „in rechtlichem Sinne keine Schuld“, sagte der 59-Jährige am Dienstag vor dem Düsseldorfer Landgericht. Ortseifen ist der erste Bankmanager in Deutschland, der sich im Zusammenhang mit der Finanzkrise vor Gericht verantworten muss.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem ehemaligen IKB-Chef Börsenpreismanipulation und Untreue in vier Fällen vor. Kurz vor der Beinahe-Pleite der Bank im Juli 2007 soll er in einer Pressemitteilung die Lage bewusst zu positiv dargestellt und Anleger damit zum vermehrten Aktienkauf verleitet haben. Die Pressemitteilung sei einer unangebrachten vollständigen Entwarnung gleichgekommen, sagte Staatsanwalt Nils Bußee in seinem Plädoyer. Ortseifen habe die Lage der Bank bewusst verschleiert, um den Markt zu beruhigen und dabei in Kauf genommen, dass Anleger zusätzliche Aktien erwarben.
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Zur Last gelegt wird dem Ex-IKB-Chef außerdem Untreue vier Fällen, weil er unter anderem das von ihm bewohnte Vorstandshaus auf Bankkosten umgebaut und sein Institut damit um mindestens 120.000 Euro geschädigt haben soll.
Ortseifen will korrekt informiert haben
Ortseifen und sein Verteidiger Rainer Hamm wiesen zu Prozessbeginn alle Vorwürfe entschieden zurück. Ortseifen betonte, er sei 24 Jahre mit der IKB verbunden gewesen und das Schicksal der Bank und der vielen betroffenen Anleger lasse ihn nicht unberührt. Doch habe er nach seinem damaligen Wissensstand korrekt informiert und sich nicht strafbar gemacht.
Zum Zeitpunkt der Herausgabe der Pressemitteilung habe der Subprime-Markt noch funktioniert, betonte der Bankmanager. Ausgelöst worden sei die Krise bei der IKB erst dadurch, dass die Deutsche Bank der IKB die Kreditlinien gesperrt habe. Das habe er nicht voraussehen können. Verteidiger Hamm wies auch den Untreuevorwurf zurück. Angesetzt ist das Verfahren zunächst auf 15 Verhandlungstage bis Ende Mai.
Die IKB war im Sommer 2007 nach massiven Fehlspekulationen als erstes deutsches Geldinstitut in den Sog der US-Immobilienkrise geraten und hängt seitdem am Staatstropf. Im August 2008 wurde die Bank vom US-Finanzinvestor Lone Star für gut 100 Millionen Euro übernommen. Zwei Mal musste der Bankenrettungsfonds SoFFin dem Institut seit dem Eigentümerwechsel unter die Arme greifen - inzwischen beläuft sich der staatliche Garantierahmen auf zehn Milliarden Euro. (apn)