Düsseldorf. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf hat Anklage gegen den früheren Chef der maroden Mittelstandsbank IKB, Stefan Ortseifen, erhoben. Sie wirft ihm Börsenpreismanipulation und Untreue in vier Fällen vor.
Die Ermittler legen Stefan Ortseifen unter anderem zur Last, am 20. Juli 2007 eine Pressemitteilung des Vorstandes veröffentlicht zu haben, in der die wirtschaftliche Betroffenheit der Bank von der sich anbahnenden internationalen Finanzmarktkrise bewusst irreführend zu positiv dargestellt worden sei.
Ortseifen hätte damit erreicht, dass Anleger und Investoren wieder vermehrt IKB-Aktien angekauft hätten und der Börsenkurs folglich kurzzeitig gestützt worden sei, hieß es in der Anklage. Nur eine Woche nach der Pressemitteilung stand die IKB AG wegen Fehlspekulationen auf dem US-Hypothekenmarkt jedoch kurz vor der Pleite, ab dem 30. Juli 2007 kam es daher laut Staatsanwaltschaft zu erdrutschartigen Kursverlusten. Ortseifen nahm Ende Juli 2007 seinen Hut.
Darüber hinaus soll der ehemalige IKB-Vorstandschef die Düsseldorfer Mittelstandsbank um 120.000 Euro geschädigt haben, indem er laut Anklage in drei Fällen umfangreiche Bauvorhaben an dem von ihm bewohnten, aber der Bank gehörenden «Vorstandshaus» vornehmen und durch die IKB bezahlen ließ. In einem weiteren Fall soll Ortseifen hochwertige Lautsprecherboxen bestellt und diese ohne Genehmigung über die Bank abgerechnet haben. Laut Staatsanwaltschaft wurde gegen zwei weitere ehemalige Vorstandsmitglieder der IKB wegen der bankinternen Handhabung von Baumaßnahmen an «Vorstandshäusern» der Erlass von Strafbefehlen beim Amtsgericht Düsseldorf beantragt.
Ermittlungen laufen bereits seit Juli 2007
Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf ermittelte bereits seit dem Beinahe-Zusammenbruchs der IKB im Juli 2007 gegen den früheren Bankchef Ortseifen und weitere Verantwortliche des Geldinstituts wegen Untreue und des Verdachts der Börsenmanipulation.
Nach massiven Fehlspekulationen war die einst solide IKB vor zwei Jahren als erste deutsche Bank in den Sog der US-Immobilienkrise geraten. Sie konnte damals nur durch ein 10 Milliarden Euro schweres Rettungspaket ihrer damaligen Hauptaktionärin, der Staatsbank KfW, des Bundes und privater Banken, vor dem Zusammenbruch bewahrt werden. Im vergangenen August wurde die Bank dann vom US-Finanzinvestor Lone Star für gut 100 Millionen Euro übernommen. Nun soll die Bundesregierung der IKB erneut unter die Arme greifen. Das Institut ist in Gesprächen über weitere staatliche Garantien von rund sieben Milliarden Euro. (ap)