Fürth. Alles muss raus: Bei Quelle bereitet man sich auf einen riesigen Ausverkauf vor. 18 Millionen Artikel liegen noch in den Lagern. Sie sollen mit "ordentlichen Rabatten" an den Mann gebracht werden. Den Mitarbeitern schlägt unterdessen eine große Welle an Hilfsbereitschaft entgegen.
Nach dem Aus für Quelle laufen bei dem Versandhaus die Vorbereitungen für den Ausverkauf von rund 18 Millionen Artikeln. Erst wenn in den kommenden Tagen der Ablauf der Lagerräumung geklärt sei, könne es Klarheit über weitere Entlassungen geben, sagte Insolvenzverwalter-Sprecher Thomas Schulz am Donnerstag der AP. «Wir müssen erst einmal wissen, welche Strukturen und Prozesse wir für den Ausverkauf noch brauchen.»
Ablauf muss noch organisiert werden
Arcandor-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg hatte angekündigt, in den kommenden Wochen würden mit ordentlichen Rabatten die Lager bei Quelle geräumt. In der Region Nürnberg und Fürth müssen 4.000 Quelle-Mitarbeiter voraussichtlich bereits zum 1. November gehen. Quelle-Gesamtbetriebsratschef Ernst Sindel sieht weitere 3.000 Jobs an anderen Standorten gefährdet.
In den großen Call-Centern der Primondo-Gruppe in Berlin und Magdeburg arbeiteten insgesamt 2.000 Beschäftigte ausschließlich für die Quelle GmbH, sagte Sindel der AP. Ihre Arbeitsplätze seien ebenso gefährdet wie die rund 500 in den Call-Centern in Cottbus und Görlitz sowie 800 im Logistikzentrum in Leipzig.
Wann den Mitarbeitern an diesen Standorten gekündigt werde, sei noch unklar. Ein Teil von ihnen werde wohl noch für den Verkauf der letzten Waren benötigt, erklärte Sindel. Von der Insolvenz nicht betroffen sind dagegen etwa 3.500 Mitarbeiter der 17 Quelle-Auslandstöchter und der 15 Spezialversender der Primondo-Gruppe.
800 Quelle-Mitarbeiter haben bereits neuen Job
Sindel warf Görg vor, er durchschaue die komplizierten Verflechtungen bei Quelle nicht. «Was der Insolvenzverwalter für Zahlen rauslässt, ist zum Teil hanebüchen», sagte Sindel. Görg hatte am Dienstag gesagt, er gehe davon aus, dass etwa 5.000 Quelle-Mitarbeiter ihre Arbeit verlieren werden. «Das zeigt, dass die Insolvenzverwaltung ein weiteres Mal die Komplexität des Unternehmens weit unterschätzt», kritisierte Sindel. Die Abhängigkeiten zahlreicher anderer Gesellschaften innerhalb der Primondo-Gruppe von der Quelle GmbH würden nicht erkannt.
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Für 450 Beschäftigte, die zum 1. Oktober in die inzwischen wieder aufgelöste Transfergesellschaft gewechselt seien, sei eine Lösung gefunden worden, erklärte Sindel. Obwohl sie die Quelle GmbH offiziell verlassen hätten, würden sie im Oktober noch wie Angestellte behandelt und ihr normales Gehalt erhalten.
Insgesamt hätten bereits etwa 800 Quelle-Beschäftigten eine neue Stelle gefunden. Der Betriebsratschef berichtete zudem von Solidaritätsbekundungen von Unternehmen aus dem ganzen Bundesgebiet. Fast täglich gingen im Betriebsratsbüro Jobangebote für die Quelle-Mitarbeiter ein. «Diese Welle der Hilfsbereitschaft ist schon bemerkenswert», sagte Sindel.
Auch der Fürther Fußball-Zweitligist Greuther Fürth will sich mit den Versandhaus-Mitarbeitern solidarisch zeigen. Der Club stellte ihnen 1.000 Karten für das Heimspiel am kommenden Freitag kostenlos zur Verfügung. (ap)