Frankfurt/Main. GM-Europa-Chef Carl-Peter Forster will das Unternehmen verlassen. Der langjährige Opel-Lenker hatte sich für den Magna-Deal stark gemacht. Er wisse nicht, wie Opel nun saniert werden solle: "Ich glaube, die wichtigen Herren wissen es selbst nicht."

Nach dem Stopp des Opel-Verkaufs durch General Motors verlässt Europachef Carl-Peter Forster den Konzern. Wie aus informierten Kreisen am Freitag verlautete, wird GM-Boss Fritz Henderson in der kommenden Woche in Rüsselsheim erwartet. Es werde zu einer einvernehmlichen Trennung mit Forster kommen.

Wie das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» und die Zeitung «Handelsblatt» am Freitag übereinstimmend berichteten, soll Forster von Nick Reilly abgelöst werden, dem Chef des internationalen Geschäfts bei GM. Reilly gilt nach Angaben aus informierten Kreisen allerdings als Übergangslösung.

Das «Handelsblatt» berichtete, der GM-Konzern suche auch extern nach einem neuen Opel-Lenker. Im Gespräch sei dabei auch Magna-Manager Herbert Demel. Der ehemalige Audi-Chef war bereits vor mehreren Tagen als neuer Opel-Boss im Gespräch. Damals wurde aber noch mit einem Einstieg des Zulieferers bei Opel gerechnet. Die GM-Europazentrale in Zürich lehnte einen Kommentar ab. Auch Opel erklärte, man wolle zu Personalspekulationen keine Stellungnahme abgeben.

Verwaltungsrat öffentlich kritisiert

Konzernchef Henderson hatte am Donnerstag angekündigt, GM werde in Kürze ein Übergangsteam bilden, um die Restrukturierung zu leiten. Mit der Ablösung Forsters wird seit längerem gerechnet. Der langjährige Opel-Lenker hatte sich wiederholt für den Einstieg von Magna International und der russischen Sberbank starkgemacht.

Nach dem Scheitern der Transaktion kritisierte er die Entscheidung des GM-Verwaltungsrats öffentlich. «So ein plötzlicher Schwenk ist kaum nachzuvollziehen», sagte Forster. Er hätte sich gewünscht, «dass es zu einem ganz anderen Ergebnis kommt». Er wisse nicht, wie es weitergehen und wie Opel nun saniert werden solle: «Ich glaube, die wichtigen Herren, die das entschieden haben, wissen es selbst nicht.»

Forster wurde 2001 Chef bei der Adam Opel GmbH und verantwortete damals den Umbau des Unternehmens. Im Juni 2004 wurde er Europachef von GM und übernahm damit auch die Verantwortung für die Marken Saab und Vauxhall. Zugleich blieb Forster als Opel-Aufsichtsratschef in enger Tuchfühlung mit der Marke.

Opel-Länder wollen gemeinsam kämpfen

Bei den Verhandlungen über die Zukunft des angeschlagenen Autobauers Opel wollen sich die vier Bundesländer mit Autowerken nicht vom Mutterkonzern General Motors gegeneinander ausspielen lassen. Das sei bei einem Treffen der Ministerpräsidenten mit der Bundesregierung in Berlin vereinbart worden, sagte der nordrhein-westfälische Regierungschef Jürgen Rüttgers (CDU) am Freitag im ZDF. Unterdessen geht die Diskussion über staatliche Hilfen für GM weiter.

Rüttgers warf GM wegen der Kehrtwende beim Opel-Verkauf vor, einen «Chaos-Laden in Detroit» zu betreiben. Den US-Managern sei offenbar klargeworden, dass sie die guten Autos von Opel bräuchten. Der Ministerpräsident forderte erneut, GM müsse nun zügig ein Sanierungskonzept vorlegen.

Bei den betroffenen Ländern handelt es sich neben Nordrhein-Westfalen um Hessen, Rheinland-Pfalz und Thüringen. Alle vier Regierungen wollen die Schließung der Werke Bochum, Rüsselsheim, Kaiserslautern und Eisenach verhindern.

Schäuble schließt Staatshilfen nicht aus

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble schließt indes staatliche Hilfen für GM bei der Sanierung von Opel offenbar nicht aus. Der Hannoverschen «Neuen Presse» sagte er: «Die Verantwortung für die Menschen und die Region kann der Staat nicht für erledigt erklären.» Man werde sich mit den Ländern um Hilfe und Lösungen für die Betroffenen bemühen.

Zur Frage, ob Deutschland Staatshilfen in Aussicht stelle, sagte Rüttgers, dies komme auf das GM-Konzept an. Entscheidend sei die langfristige Standortsicherung, der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen sowie ein sozialverträglicher Stellenabbau. Bisher höre man jedoch aus den USA, der Konzern sei wieder flüssig.

Auch die IG Metall forderte im Gegenzug für Staatshilfen klare Zusagen von GM. Erst wenn ein Konzept vorliege, könne man über Hilfen nachdenken, sagte Gewerkschaftschef Berthold Huber der «Frankfurter Rundschau». «Wenn der Staat Hilfen gewährt, wäre er gut beraten, als Gegenleistung Mitsprache in dem neuen Opel-Konzern zu verlangen.»

GM könnte nach eigenen Angaben einen Teil der US-Staatshilfen in Höhe von 50 Milliarden Dollar für die Opel-Sanierung verwenden. Die Geschäftsleitung bevorzugt aber Kredite von europäischen Regierungen. Außerdem könnte Opel für die Sanierung auch selbst aufkommen und weniger Lizenzgebühren für GM-Technik zahlen, wie Konzernchef Fritz Henderson am Donnerstag sagte.

Opel-Händler ziehen Hilfszusagen zurück

Mit der Absage des Opel-Verkaufs wollen sich die Händler nicht mehr an dem Unternehmen beteiligen. Der Vizepräsident des Verbandes Europäische Opelhändler (Euroda), Albert Still, sagte der «Welt»: «Das Thema ist vom Tisch. Es wird weder eine Beteiligung der Händler an Opel noch einen finanziellen Beitrag geben.» Man habe Jahrzehnte mit GM gelebt und werde das weiter tun.

Die europäischen Händler hatten im Mai erklärt, sich mit einem 400 Millionen bis 500 Millionen Euro schweren Fonds eine Minderheitsbeteiligung an der GM-Tochter sichern zu wollen. (ap)