Fürth. Der Handelsexperte der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Johann Rösch, hat die geplante Abwicklung des Versandhauses Quelle als Desaster bezeichnet. Damit "stirbt ein Stück deutsche Handelsgeschichte", sagte er am Dienstag. Er befürchte, dass alle 7000 Mitarbeiter arbeitslos würden.
Durch die Abwicklung des Traditionsunternehmens Quelle werden nach Gewerkschaftsangaben «alle Mitarbeiter arbeitslos». Verdi-Vorstandsmitglied Johann Rösch sagte am Dienstag im ZDF-Morgenmagazin: «Es ist eine bittere Stunde für die Beschäftigten und es ist ein Schlag für die Region, in der ohnehin eine hohe Arbeitslosigkeit herrscht.» Betroffen sei aber nicht nur die Zentrale in Fürth. Auch das Schicksal des Logistik-Centers in Leipzig oder der Callcenter mit Tausenden Beschäftigten sei offen. Alleine am vergangenen Freitag hätten bereits 800 Mitarbeiter ihre Kündigung erhalten.
Gewerkschaft fordert weitere Staatshilfen
Die Enttäuschung der Mitarbeiter sei besonders groß, da der Insolvenzverwalter noch in den vergangenen Woche von vier möglichen Investoren gesprochen habe. «Wir wollen wissen, woran ist es letztendlich gescheitert?» sagte Rösch und forderte erneut staatliche Hilfe. «Wir brauchen Lösungen, wie für die Menschen Qualifizierung und Arbeitsvermittlung aktiv betrieben werden kann, denn letztendlich sind die Beschäftigten und ihre Familien heute in der Situation, dass sie nach einem langen Arbeitsleben bei der Quelle vor dem Aus stehen», sagte der Gewerkschafter. Deshalb müsse man «mit der Politik sprechen».
Weiter sagte Rösch, dass Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg nun den Investorenprozess transparent machen müsse. Bis zuletzt habe es von ihm immer wieder positive Signale für eine Lösung gegeben.
Auslandsgesellschaften von Quelle bleiben erhalten
Die insolvente Konzernmutter Arcandor hatte am späten Montag bestätigt, bis zum Ende der Angebotsfrist am Wochenende keine Offerte für die Quelle-Dachgesellschaft Primondo erhalten zu haben. Daraufhin sei der Gläubigerausschuss informiert worden, dass die Verkaufsanstrengungen für Quelle Deutschland erfolglos waren. Nun soll die Sparte zerlegt und in Einzelteilen verkauft werden. Das gesunde Auslandsgeschäft von Quelle werde unverzüglich in einem eigenständigen Verkaufsprozess veräußert. Die internationalen Gesellschaften verfügten nach wie vor über ein stabiles Geschäft und seien solide und zuverlässige Partner.
Wie ein Quelle-Sprecher auf Anfrage erklärte, sollten an diesem Dienstag die Mitarbeiter am Standort Nürnberg darüber informiert werden, was die Abwicklung der Quelle Deutschland für sie und für das Unternehmen bedeutet. Die Versandhandelssparte Primondo hatte zuletzt noch rund 7000 Mitarbeiter. (ddp/ap)