Essen. Arcandor-Aufsichtsratschef Janssen tritt zurück. Sein Einfluss war seit Beginn des Insolvenzverfahrens ohnehin begrenzt. Die Macht liegt ganz bei Insolvenzverwalter Görg. Die Gewerkschaft Verdi ist besorgt und verlangt mehr Mitbestimmung und Transparenz.

Karl-Gerhard Eick und Friedrich Carl Janssen haben zwei Gemeinsamkeiten: Beide sind angetreten, um den Essener Karstadt-Mutterkonzern Arcandor zu retten. Und beide haben mittlerweile abgedankt – Eick als Vorstandschef und nun auch Janssen als Vorsitzender des Aufsichtsrats.

Auf der Chefetage werden die Zerfallserscheinungen von Arcandor immer sichtbarer. Mit Beginn des Insolvenzverfahrens Anfang September musste beinahe der gesamte Vorstand abtreten. Nur Versand-Spartenchef Marc Sommer durfte unter der Führung von Arcandor-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg bleiben. Neben Eick waren fünf Vorstände nicht länger erwünscht – unter ihnen Karstadt-Chef Stefan Herzberg. Der 68-jährige Insolvenzjurist Görg verfügt nun über eine Machtfülle, wie sie kein Vorstand erreichen könnte.

Kontrollgremium kopflos

Das klassische Kontrollgremium ist mit dem Rückzug von Janssen kopflos. Allerdings hätte der Aufsichtsrat ohnehin kaum Einfluss im Insolvenzverfahren nehmen können.

„Das ist wie Monopoly ohne Geld”, beschreibt Hans Haarmeyer, Direktor des Deutschen Instituts für angewandtes Insolvenzrecht, die Ohnmacht der Kontrolleure. Zwar existiere der Aufsichtsrat als Gremium weiter, aber er werde „in seiner Verfügungsgewalt vom Unternehmen abgeschnitten”. Sitzungen des Aufsichtsrats hat es seit vielen Wochen nicht mehr gegeben. Insofern hat der Rücktritt von Janssen eher symbolische Bedeutung. Er steht als persönlich haftender Gesellschafter der Privatbank Sal. Oppenheim auch für die gescheiterten Rettungsbemühungen um Arcandor.

Oppenheim war vor einem Jahr bei Arcandor eingestiegen und wurde größter Aktionär. Das Manöver ging gründlich schief. Arcandor musste Insolvenz anmelden, die Bank ist seither schwer angeschlagen. Janssen wolle nun persönlich einen Schlussstrich ziehen, heißt es in seiner Umgebung.

"Stockende Informationsflüsse"

Die Arbeitnehmervertreter rätseln jetzt, ob und wie sie noch über den Aufsichtsrat Einfluss nehmen können. Die Gewerkschaft Verdi fordert Görg auf, für mehr Mitbestimmung und Transparenz zu sorgen. „Die Informationsflüsse sind recht stockend”, kritisiert Verdi-Sprecherin Cornelia Haß. Sie verlangt eine baldige Sitzung des Aufsichtsrats.

Experte Haarmeyer sieht – unabhängig vom Fall Arcandor – grundsätzliche Defizite: „Was fehlt, ist ein unabhängiges Gremium zur Kontrolle eines Insolvenzverwalters.” Oft seien die zuständigen Amtsgerichte „wirtschaftlich blind”, der Insolvenzverwalter könne „wie ein Gutsherr mit Geld anderer Leute umgehen”.