Rom. Der umstrittene Bischof Richard Williamson von der fundamentalistischen Piusbruderschaft will erst "historische Beweise" für den millionenfachen Mord an den Juden, bevor er dessen Leugnung zurücknimmt. Die Deutschen Bischöfe fordern seinen Rauswurf aus der Kirche und aus dem Klerikerstand.
Trotz des Aufrufs des Vatikans zum Widerruf seiner Holocaust-Leugnung ist der umstrittene Bischof Richard Williamson nicht von seinen Äußerungen abgerückt. Er wolle zunächst die historischen Beweise für den Holocaust prüfen, sagte Williamson dem «Spiegel» laut Vorabbericht vom Samstag. Die Wiederaufnahme von Williamson und drei weiteren Piusbrüdern löste laut einem Vatikan-Experten bereits eine Austrittswelle von Katholiken aus.
Zweifel an den Grundlagen
Aufgrund seiner «Recherchen in den achtziger Jahren» sei er von der Richtigkeit seiner Äußerungen über den Holocaust überzeugt gewesen, sagte Williamson. Bei der Bewertung des Holocaust gehe es «um historische Beweise, nicht um Emotionen». «Und wenn ich diese Beweise finde, dann werde ich mich korrigieren», fügte Williamson hinzu. Wenn die Beweise ihn aber nicht überzeugten, «dann tue ich alles, was in meiner Kraft liegt, um unter keinen Umständen die Kirche und die Priesterbruderschaft weiter zu beschädigen».
Zur Darstellung, der Vatikan kenne ihn nicht richtig, sagte Williamson, er sei mit zwei weiteren exkommunizierten Bischöfen der Piusbruderschaft im Jahr 2000 bei einem privaten Essen bei Kardinal Darío Castrillon Hoyos gewesen. Dabei sei auch über theologische Fragen gesprochen worden. Hoyos ist Leiter der für Williamsons Wiederaufnahme zuständigen päpstlichen Kommission.
Der Vatikan hatte Williamson am Mittwoch aufgefordert, er solle seine Äußerungen zum Holocaust öffentlich und eindeutig widerrufen. Williamson hatte in einem Interview mit dem schwedischen Fernsehen gesagt, er denke, dass «200.000 bis 300.000 Juden in den Konzentrationslagern gestorben» seien, aber «nicht ein einziger von ihnen in Gaskammern».
Williamson erneuerte zudem seine Kritik am Zweiten Vatikanischen Konzil. Die daraus hervorgegangenen Texte seien zweideutig, dies führe «zu diesem theologischen Chaos, das wir heute haben». Auch die Anerkennung der allgemeinen Menschenrechte lehnt der umstrittene Priester ab. «Wo die Menschenrechte als objektive Ordnung verstanden werden, die der Staat durchsetzen soll, da kommt es immer wieder zu einer antichristlichen Politik», sagte er.
Nach Angaben des Leiters der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan, Pater Eberhard von Gemmingen, hat wegen Williamsons Wiederaufnahme in die Kirche eine Austrittswelle eingesetzt. Der geplante Papstbesuch in Deutschland im kommenden Jahr könne die Lage möglicherweise verbessern, hofft er.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, aus, hat sich für den Ausschluss von Williamson aus der Kirche ausgesprochen: «Herr Williamson ist unmöglich und unverantwortlich», sagte Zollitsch. «Ich sehe jetzt keinen Platz für ihn in der katholischen Kirche.» Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller forderte den völligen Ausschluss Williamsons aus dem Klerikerstand. (afp)