Theo Zwanziger hat sich im Interview zum Wettskandal geäußert: "Wir müssen durch ein klares und konsequentes Handeln den Fans das Vertrauen zurückgeben", so der DFB-Präsident.
Im Interview äußert sich DFB-Präsident Theo Zwanziger zum aktuellen Wettskandal im europäischen Fußball.
Frage: "Theo Zwanziger, knapp fünf Jahre nach dem Fall Robert Hoyzer wird der Fußball von einem internationalen Wettskandal noch ungeahnten Ausmaßes erschüttert. In Deutschland liegt offenbar das Zentrum des Skandals, Spieler und sogar ein DFB-Schiedsrichter sollen verwickelt sein. Wie bewerten Sie diese Informationen?"
Theo Zwanziger: "Die Informationen zu dem Schiedsrichter kann ich nicht bewerten. Aber sollte sich das als wahr herausstellen, dann haben die Leute bei uns nichts mehr zu suchen. Wir werden Sie dann auch bestrafen. Jeder, der an den Manipulationen beteiligt ist, ist einer zu viel. Da Schiedsrichter zur Objektivität verpflichtet sind, wäre eine Beteiligung besonders verwerflich."
Frage: "Wie werden Sie gegen möglicherweise beteiligte Vereine, Spieler und Schiedsrichter vorgehen?"
Zwanziger: "Sobald wir wissen, welche Spiele betroffen sind, werden wir der Staatsanwaltschaft alles zur Verfügung stellen. Sobald wir Beweise haben, wird das DFB-Sportgericht schon vor den rechtmäßigen Urteilen Maßnahmen treffen. Der Fußball ist keine heile Welt. Wir sind nicht besser oder schlechter als die Gesellschaft. Wir müssen aber durch ein klares und konsequentes Handeln den Fans das Vertrauen zurückgeben. Viel schlimmer wäre eine Verharmlosung oder Verheimlichung."
Frage: "Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit neun Monaten. Mit der UEFA wurde seitens der Behörden seit Juni kooperiert, der DFB dagegen nicht informiert. Wie bewerten Sie diese Vorgehensweise?"
Zwanziger: "Der Fall Hoyzer war für uns viel schwieriger, weil es keine Staatsanwaltschaft gab, die wir im Rücken hatten. Wir wussten, dass sich die Staatsanwaltschaft Ergebnissen nähert. Und es ist in unserem Sinne, dass die Staatsanwaltschaft ermittelt. Wir haben es mit Kriminellen zu tun, die gibt es überall, nicht nur im Sport. Das ist auch kein Kavaliersdelikt. Leute, die so etwas machen, müssen aus dem Sport entfernt werden. Das ist Schmarotzertum an der Gesellschaft."
Frage: "Betroffen sind in Deutschland bislang Spiele von der 2. Bundesliga abwärts. Sind Sie sicher, dass der Profifußball in Deutschland von dem Skandal nur am Rande berührt ist?"
Zwanziger: "Die 1. und 2. Bundesliga ist durch das Gehaltssystem nicht so sehr bedroht. Da überlegt sich ein Spieler doppelt, ob er seine Existenz aufs Spiel setzen will. Die Ligen darunter sind viel eher gefährdet. Aber solche Situationen werden immer wieder vorkommen. Es müssen nur klare Konsequenzen daraus gezogen werden."
Frage: "Eine Konsequenz ist, dass das Frühwarnsystem des DFB und der DFL offenbar nicht funktioniert hat..."
Zwanziger: "Wir müssen schauen, warum wir nicht gewarnt worden sind. Aber es ist zu früh zu sagen, dass es versagt hat."
Frage: "Dass das Frühwarnsystem nicht angeschlagen hat, könnte aber auch damit in Verbindung stehen, dass ein Großteil der Wetten über illegale Agenten abgewickelt wurde..."
Zwanziger: "Bestimmte Sportwetten sind gefährlich für den Fußball. Sie werden im Internet über Asien und den Balkan Wetten platziert, wo es keine klaren Auflagen gibt. In den Ländern gibt es dann immer wieder Gruppen, die das illegal ausnutzen. Für den Fußball ist das Gefährdungspotenzial dadurch sehr hoch. Die Gefahr für den Fußball wird dann besonders groß, wenn Spitzenwettbewerbe wie die Champions League oder die Europa League betroffen sind. Das macht die Faszination des Fußballs kaputt. Da brauchen wir Hilfe von der EU."
Frage: "Sie wirken trotz der Dimension des Wettskandals recht gefasst. Haben Sie die Entwicklungen der letzten zwei Tage nicht erschreckt?"
Zwanziger: "Ich verstehe die ganze Aufregung nicht, wenn von 1, 4 Millionen Spielen im Jahr 32 untersucht werden. Ich möchte die ganze Sache nicht bagatellisieren, aber im europäischen Rahmen sieht das gleich ganz anders aus. Die Fans müssen wissen, dass der DFB den Fall offen, transparent und konsequent aufarbeiten wird. Schlimm wäre, wenn sie denken würde, dass gemauschelt wird."