Essen. Etwa alle drei Jahre schlägt in ein großes Passagierflugzeug der Blitz ein. In den meisten Fällen geht es glimpflich aus: Die technik ist speziell gegen solche Vorfälle geschützt.
Ein Blitzeinschlag, der als Ursache des Absturzes eines Air-France-Jets über dem Atlantik am Montag nicht ausgeschlossen wurde, kann einem modernen Passagierjet eigentlich nichts anhaben. Ein Flugzeug sei wie ein Auto ein Faradayscher Käfig, erläutert der Sprecher der Vereinigung Cockpit, Jörg Handwerg: «Der Blitz sucht sich den kürzesten Weg zum Boden und tritt irgendwo wieder aus dem Flugzeug aus.»
In der Regel passiert nichts
Die Technik sei so geschützt, dass sie bei einem Blitzeinschlag fast nie beeinträchtigt werde, erklärte der Flugkapitän weiter. «In der Regel passiert da nichts.» Da es an Bord je nach Flugzeugtyp bis zu drei unabhängig voneinander arbeitende elektrische Systeme gebe, sei ein Strom-Totalausfall höchst unwahrscheinlich. Zudem gebe es Notsysteme: Der Airbus A320 beispielsweise verfüge in einer Tragfläche über eine Turbine, die ausgeklappt werden und dann mit Hilfe des Strömungswindes Elektrizität erzeugen könne.
Gewitterfronten werden normalerweise umflogen
In einem Gewitter seien die Turbulenzen für ein Passagierflugzeug ein größeres Problem als Blitze. Deshalb versuche der Pilot auch, Gewitterfronten zu umfliegen, sagte Handwerg weiter. Ihm sei kein Fall bei modernen Verkehrsflugzeugen bekannt, in dem ein Blitzeinschlag zu einem Absturz geführt habe.
Laut Statistik schlägt etwa alle drei Jahren einmal ein Blitz in einen großen Passagierjet ein. Kleine Maschinen im Regionalverkehr sind häufiger betroffen - etwa einmal pro Jahr -, da sie in geringeren Höhen unterwegs sind. Die Blitzeinschläge bleiben, von ein paar Dellen an der Flugzeugoberfläche einmal abgesehen, normalerweise ohne größere Schäden.
In den vergangenen 50 Jahren gab es nur eine handvoll Fälle, in denen Blitzeinschläge eine Rolle bei Flugzeugunglücken gespielt haben könnten. Der folgenschwerste Zwischenfall ereignete sich am 8. Dezember 1963, als ein Blitz über dem Nordosten der USA in eine Boeing 707 der Pan American World Airways einschlug und die Treibstoffdämpfe in den Tanks entzündete. Alle 81 Menschen an Bord kamen ums Leben. Die US-Flugsicherheitsbehörde ordnete umgehend an, dass an allen Zivilflugzeugen elektrische Entladungsvorrichtungen angebracht werden müssten.