Berlin. Harte Zeiten kommen auf die Opel-Mitarbeiter zu. Magna-Chef Stronach kündigt an, dass die Sanierung schwierig werde. Die Opelaner sollen sich mit zehn Prozent am Unternehmen beteiligen. Die Opposition sieht den Verkauf an Magna skeptisch. Viele Fragen seien noch offen.

Magna-Chef Frank Stronach hat die Opel-Beschäftigten auf eine schwierige Sanierung eingestimmt. «Opel hat schon lange keinen Profit mehr gemacht, und die Wirtschaft ist zurzeit auch nicht so blühend», sagte Stronach der Zeitung «Österreich». Es werde «für alle Beteiligten ein harter Weg werden». Magna sei bei Opel erst am Anfang.

Stronach sagte der Zeitung, er sei glücklich, dass die Einigung mit General Motors über den Einstieg des Zulieferers Magna und der russischen Sberbank doch noch erfolgt sei: «Wir sind auch immer weiter drangeblieben und haben deshalb ein gutes Geschäft abgeschlossen.» Das Magna-Team habe sehr hart und erfolgreich gearbeitet.

Der Magna-Chef bekannte sich zu einer Beteiligung der Opel-Mitarbeiter an ihrem Unternehmen: «Es wird sich ungefähr bei zehn Prozent einpendeln, aber da müssen wir noch Gespräche führen.» Es sei wichtig, im Unternehmen zufriedene Mitarbeiter zu haben: «Sie machen den Erfolg erst möglich.»

Opposition kritisiert geheime Vertragsbedingungen

Die Entscheidung zum Verkauf von Opel an den Autozulieferer Magna ist bei der Opposition auf Vorbehalte gestoßen. FDP-Chef Guido Westerwelle kritisierte am Donnerstagabend im ZDF, dass die Vertragsbedingungen bislang «Geheimsache» seien und die Regierungsparteien damit vor der Bundestagswahl am 27. September offensichtlich gestärkt werden sollten. Der Verkauf an Magna sei keine überzeugende Lösung, da die Arbeitsplätze «bisher überhaupt nicht gerettet» seien. Westerwelle vermutete, «dass man der Regierung es noch kurz vor der Wahl gönnen wollte, eine solche Erfolgsmeldung in die Medien zu bringen».

Die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Renate Künast, sprach von einer «angeblichen Rettung». «Keiner weiß, ob die Verkaufsbotschaft nur heiße Luft war und wir nicht nach dem 27. September unser blaues Wunder erleben», fügte sie hinzu. Auch die Linkspartei zeigte sich skeptisch. «Wir wissen nicht, ob das ganze denn auch stattfindet», sagte der Fraktionsvorsitzende Gregor Gysi. Niemand kenne bislang die Bedingungen, die General Motors für den Verkauf von Opel an Magna stelle.

Rüttgers sieht keinen Grund zur Euphorie

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) hat den Teilverkauf von Opel an das Magna-Konsortium verteidigt. Die wichtigste Botschaft sei, dass alle deutschen Standorte des Autobauers und damit der industrielle Kern erhalten bleibt, sagte Rüttgers am Freitag im Deutschlandfunk. Er könne die Sorgen wegen der noch ungeklärten Fragen verstehen. Die Entscheidung zugunsten des Konsortiums aus dem österreichisch-kanadischen Zulieferer und der russischen Sberbank eröffne für Opel aber eine Perspektive und mache eine Zukunft möglich.

Trotzdem sei dies kein Grund für Euphorie, denn der Verkauf werde harte Einschnitte zur Folge haben. Es werde aber «nur einen sozialverträglichen Abbau» von Personal geben und keine betriebsbedingten Kündigungen, das sei jetzt gewährleistet, sagte Rüttgers.

Die Vorbehalte der deutschen Mitglieder des Opel-Treuhand-Beirats schienen ihm «eher eine Sache am Rande» zu sein, sagte Rüttgers. Sie hätten offenbar mit der parteipolitischen Verankerung des einen beziehungsweise dem beruflichen Hintergrund des anderen zu tun. Er wisse auch nicht, warum Ex-Continental-Chef Manfred Wennemer von der Bundesregierung in das Gremium geschickt wurde und warum dieser das Mandat überhaupt angenommen habe, «wenn er anderer Auffassung war».

Harte Zeiten für Mitarbeiter

Der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) hat die Beschäftigten des deutschen Autobauers Opel nach der Entscheidung über einen Verkauf an Magna auf harte Zeiten vorbereitet. Zwar sei die Übernahme durch den österreichisch-kanadischen Zulieferer der wahrscheinlich einzige Weg für die Mitarbeiter in eine Zukunft, sagte der Regierungschef am Freitag im rbb-Inforadio. «Dennoch wird es eine schwierige Operation für die Mitarbeiter, wird es auch eine schwierige Aktion für die Lieferanten, denn die Kosten müssen gesenkt werden», hob er hervor.

Koch betonte, nicht ausgelastete Produktionskapazitäten in beträchtlichem Umfang müssten stillgelegt werden. «Es werden Arbeitsplätze reduziert werden, in Deutschland und in Europa. Das ist alles kein Spaziergang, es handelt sich zur Zeit um ein krankes Unternehmen.» Opel könne aber mit den vorhandenen Konzepten saniert werden, sagte Koch. Der Regierungschef verteidigte deshalb auch die in Aussicht gestellten staatlichen Milliardenbürgschaften für das Geschäft. Er könne den Steuerzahlern guten Gewissens sagen, dass sich die Inkaufnahme des Risikos eindeutig lohne im Verhältnis zu den Schäden, die sonst entstehen würden, sagte Koch.

Magna verspricht Trennung von Opel und Zuliefergeschäft

Der Autozulieferer Magna und sein russischer Partner Sberbank haben sich zufrieden über den Opel-Deal geäußert. Man werde «sich nun gemeinsam mit General Motors, den Opel-Mitarbeitern und Opel-Händlern darum bemühen, Opel in eine erfolgreiche Zukunft zu führen», teilten Magnas Co-Vorstandschef Siegfried Wolf und der Präsident und Vorstandsvorsitzende der Sberbank, German Gref, am Freitag mit.

Zugleich kündigte Magna-Chef Frank Stronach an, nach dem endgültigen Abschluss der Übernahme Opels angemessene «Firewalls» zu errichten, «um eine vollständige Trennung zwischen dem laufenden Autozuliefergeschäft und Opel zu garantieren». Damit sollen «vertrauliche Kundeninformationen umfassend geschützt bleiben».

IG Metall verlangt Standortsicherung für Werke

Die IG Metall stellt an den Opel-Käufer Magna Bedingungen. Dazu zählten zum einen Standortsicherung und zum anderen der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen, sagte IG-Metall-Chef Berthold Huber am Freitag im ZDF-Morgenmagazin. Das könne man in den anstehenden Verhandlungen auch hinbekommen. Er fügte hinzu, dass an Restrukturierungen kein Weg vorbeiführe. Um Opel zukunftsfähig zu machen, sei man auch zu weiteren Stundungen bei Sonderleistungen wie beim Weihnachtsgeld bereit.

Huber betonte, die IG Metall sei erleichtert über den Beschluss von General Motors, seine Tochter an Magna zu verkaufen. Er hoffe, die Entscheidung sei stabil. Nun müsse ein Businessplan erarbeitet und mit Magna über Arbeitsplätze gesprochen werden.

Guttenberg sieht Verkauf positiv

Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat überraschend deutlich den von General Motors geplanten Verkauf der Tochter Opel begrüßt. Dies sei ein erfreuliches Signal für die Mitarbeiter, sagte der CSU-Politiker am Donnerstag im ZDF-»Heute-Journal». Daraus erwachse die Chance, dass sich Opel restrukturiere. «Aber das erfordert viel Arbeit.» Es seien große Leistungen zu erbringen.

Guttenberg betonte zugleich, dass er das Konzept für die Zukunft von Opel für tragfähig halte. Auch die Bedingungen von GM an die Käufer Magna und Sberbank seien erfüllbar. «Es sind keine großen Klöpse», sagte der Minister, der in der Bundesregierung einer der größten Skeptiker im Hinblick auf Staatshilfen für Opel war.

Eklat bei Abstimmung

Nach monatelangem Tauziehen hatte GM am Donnerstag bekanntgegeben, Opel an ein Konsortium unter Führung des Autozulieferers Magna International zu verkaufen. Viele Fragen bleiben aber noch offen und müssen in den kommenden Wochen gelöst werden. Zudem gab es einen Eklat, weil bei der Abstimmung in der Opel-Treuhandgesellschaft der Vertreter der Bundesländer gegen den Plan stimmte. Der Bundesvertreter enthielt sich.

GM will 55 Prozent von Opel an Magna verkaufen. 10 Prozent sollen von den Beschäftigten selbst übernommen werden, 35 Prozent will der amerikanische Autoriese behalten. Kanzlerin Angela Merkel und Landesregierungschefs sowie die Opel-Belegschaft begrüßten das Vorhaben.

Schulden sollen bis 2014 getilgt sein

Der GM-Verwaltungsrat gab schon in der Nacht zum Donnerstag grünes Licht. Der Magna-Gruppe gehören neben dem kanadischen Autozulieferer selbst auch die Sberbank und der Autobauer GAZ aus Russland an. Sie zielen mit «New Opel» vor allem auf den russischen und den osteuropäischen Markt ab. GM-Unterhändler John Smith betonte, Magna sei ein langjähriger Zulieferer, und dank Sberbank verspreche man sich für Opel verstärkte Geschäfte in Russland. «New Opel» könnte in zwei Jahren Gewinne schreiben und die Schulden könnten bis 2014 getilgt sein.

Merkel begrüßte den Beschluss. «Geduld, Zielstrebigkeit, auch Klarheit» der Bundesregierung hätten zu diesem Ergebnis beigetragen. Die Regierung hatte sich früh auf Magna festgelegt und Opel einen Überbrückungskredit von 1,5 Milliarden Euro gewährt. «Ich weiß, dass vor Opel noch ein schwieriger Weg liegt», erklärte die Kanzlerin. Es sei aber nun möglich, Opel in eine sichere Zukunft zu schicken. (ap/afp/ddp)