Mit gemischten Gefühlen haben Opelaner aus Witten auf den geplanten Verkauf an Magna reagiert. Rund 150 Ruhrstädter arbeiten in dem Bochumer Werk.
„Ich bin erleichtert, dass endlich etwas in Bewegung gekommen ist”, erklärt Detlef Fuhrmann, der seit 43 Jahren im Bochumer Opel-Werk arbeitet. In den letzten Wochen seien die Gerüchte um eine mögliche Insolvenz und den Verbleib bei GM immer größer geworden. Deshalb seien viele Mitarbeiter froh, dass nun eine Entscheidung gefallen ist – wenngleich der Vertrag noch nicht unter Dach und Fach ist.
Der drohende Abbau von 2000 Stellen trübt die Freude. „Auch wenn das sozialverträglich abgewickelt wird, 2000 Jobs sind am Ende weg”, erklärt Fuhrmann. „Das bedrückt mich schon.” Um sich macht sich der 57-jährige Meister in der Instandhaltung zwar keine großen Sorgen. „Aber was ist mit den 30-, 40-Jährigen? Sie werden große Probleme haben, einen Job im Ruhrgebiet zu finden.”
Zu diesen Jüngeren gehört Thomas Löhken, der mit seiner Frau und zwei Töchtern an der Rosi-Wolfstein-Straße in der Nähe der Wittener Uni lebt. Seine Frau hatte ihn telefonisch auf dem Laufenden gehalten, als die Nachrichten aus Amerika kamen. „Das Positive an Magna ist, dass die mit uns weiterplanen, dass Bochum weiterbesteht”, sagt der 41-Jährige, Opelaner im 21. Jahr.
Hinter ihm und seiner Familie liegen Wochen voller Anspannung. Die Ungewissheit, ob General Motors am Ende die europäische Tochter nicht doch behalten würde, zerrte an den Nerven. „Wir sind immer mit Bauchschmerzen zur Arbeit gegangen”, meint Löhken. Und das sagt einer, der an Opel hängt, der seinen Job „supergerne macht”.
Dabei ist der Wittener ein Quereinsteiger. Gelernt hat er Gas- und Wasserinstallateur, bevor er ans Band in der Autofabrik wechselte. Später machte er noch seinen Meister, den er jetzt seit zehn Jahren hat. Als Meister in der Karrosseriefertigungsmontage leitet Löhken ein Team von 47 Mitarbeitern, die sich gerade um die „Innereien” kümmern: Kabel, Gurte etc.
Als die Entscheidung für Magna endlich gefallen war, erklärte Löhken, der ebenso wie Detlef Fuhrmann IG-Metall-Vertrauensmann ist, das seinen Leuten so: „Wir hatten die Wahl zwischen Pest, Cholera und Schweinegrippe.” Bei Pest und Cholera – gemeint ist ein Verkauf an den Finanzinvestor Ripplewood bzw. der Verbleib bei GM - „wären wir tot gewesen”. Bei der Schweinegrippe, sprich einer Übernahme durch Magna, habe das Bochumer Werk gute Überlebenschancen. Wenngleich der Preis mit dem Abbau von 2000 Stellen hoch sei. Löhken: „Ich hoffe, dass geschieht sozialverträglich und fair.”
Eine Abfindung komme für ihn aber nicht in Frage. Dafür arbeite er zu gerne in dem Werk. Außerdem fragt er sich, wer ihn denn nehmen würde. In seinem alten Beruf sieht er für sich überhaupt keine Chance mehr, da er ihn vor über 20 Jahren aufgegeben hat.
Löhken und Fuhrmann sind mit Leib und Seele Opelaner. Fuhrman war 14, als er in Bochum seine Lehre als Starkstromelektriker begann. „Heute wäre das Kinderarbeit”, sagt er lachend.