Hannover. DFB-Präsident Theo Zwanziger fordert nach dem Suizid von Robert Enke ein Umdenken. Das Thema Depression solle enttabuisiert werden. Zwanziger will dazu die Meinung von Fachleuten einholen. Die Enke-Trauerfeier ist am Sonntag in Hannovers Arena geplant.

Nach dem Freitod von Nationalkeeper Robert Enke fordert DFB-Präsident Theo Zwanziger das Thema Depression zu enttabuisieren. "Der deutsche Fußball muss Antworten finden, warum junge Leistungssportler, die als Idole gelten, in solche Situationen kommen können", sagte der 64-Jährige: "Wir wollen das Geschehene nicht oberflächlich aufarbeiten." Enkes Ehefrau Teresa und sein behandelnder Arzt Dr. Valentin Markser hatten am Mittwoch in einer bewegenden Pressekonferenz in Hannover die schweren Depressionen des 32-Jährigen öffentlich gemacht.

"Es gab den Fall Sebastian Deisler, nun Robert Enke. Wir müssen mit Fachleuten reden, wie künftig mit der Krankheit umgegangen werden könnte", sagte Hannovers Präsident Martin Kind dem kicker. Auch der Manager von Hannover 96, Jörg Schmadtke, betonte in einem Interview mit dem Norddeutschen Rundfunk: "Die Tragödie Robert Enke gibt Anlass, über bestimmte Dinge nachzudenken, die in dem Geschäft üblich sind und hingenommen werden. Wir haben eine Aufgabe gestellt bekommen von Robert, über die sollten wir nachdenken."

"Depression wird sicher irgendwo als Schwäche ausgelegt"

Enkes langjähriger Torwarttrainer Jörg Sievers untermauerte auch mit Blick auf die negativen Reaktionen im Fall Deisler, warum sich Leistungssportler in den seltensten Fällen zu ihrer Depression bekennen. "Depression wird sicher irgendwo als Schwäche ausgelegt", sagte Sievers in der Sat.1-Sendung "Kerner". Ulf Baranowsky, Geschäftsführer der Vereinigung der Vertragsfußballer (VdV), berichtet von einer zunehmenden psychologischen Belastung von Spitzensportlern: "Der Druck auf die Spieler nimmt zu. Es kommt vor, dass Spieler beim Training bedroht, rassistisch beschimpft oder von Trainern und Mitspielern gemobbt werden."

Fußball-Bundesligist Hannover 96 wird sich am kommenden Sonntag (11 Uhr) in der heimischen AWD-Arena gemeinsam mit seinen Fans vom verstorbenen Torhüter Robert Enke verabscheiden. An der Zeremonie werden auch der Stab um Bundestrainer Joachim Löw sowie die komplette deutsche Nationalmannschaft und Vertreter der DFB-Spitze um Präsident Dr. Theo Zwanziger teilnehmen. Nachdem bereits am Mittwochabend rund 35.000 Menschen im Gedenken an Enke einen Trauerzug durch die niedersächsische Landeshauptstadt gebildet hatten, rechnet der Verein auch für den Sonntag mit großem Zuspruch für die Veranstaltung im 49.000 Zuschauer fassenden Stadion.

Absolute Stimme

Neben dem Trauermarsch hatte am Mittwoch ein Gedenkgottesdienst mit über 1000 Besuchern in Hannovers Marktkirche stattgefunden. Außer Zwanziger waren hierzu auch Bundestrainer Joachim Löw samt seines Stabes, Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff und DFB-Kapitän Michael Ballack angereist, um Enkes Witwe Teresa ihr Mitgefühl und Beileid auszusprechen. Absolute Stille herrschte vor allem in dem Moment, als Ballack Enkes Witwe Teresa herzlich in den Arm nahm und tröstete. (sid)