Essen. Photovoltaikanlagen auf dem Dach kann man auch mieten: für 50 bis 200 Euro pro Monat, inklusive Installation und Wartung. Doch rechnet sich das?
Komfortabler geht die Energiewende kaum: Ein Solarfachbetrieb installiert die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach, kümmert sich um Versicherung und Wartung – der Eigentümer zahlt lediglich eine monatliche Miete und nutzt den Sonnenstrom für Eigenverbrauch oder Einspeisung. Mit diesen Rundum-sorglos-Angeboten werben aktuell kommunale Stadtwerke, Energieversorger und überregional tätige Unternehmen.
Mieten statt kaufen – lohnt sich das wirklich? Immerhin können Verbraucher fünfstellige Anschaffungskosten umgehen. Auch das Risiko bei Installation und Betrieb trägt das Unternehmen, das die Anlage vermietet. Sören Demandt, Energieexperte der Verbraucherzentrale rät Interessenten jedoch, die Mietbedingungen genau zu lesen. Denn wer für ein Mietmodell entscheidet, kettet sich langfristig an einen Vertrag. Darauf müssen Verbraucher achten.
Photovoltaik-Serie: Ein Schritt-für-Schritt-Ratgeber für Verbraucher
Sie interessieren sich für eine PV-Anlage auf dem Dach? In Zusammenarbeit mit Energieexperten der Verbraucherzentrale NRW und des Bundesverbands Solarwirtschaft beantworten wir die wichtigsten Fragen rund um die klimafreundliche Stromerzeugung. In einer Serie von Artikeln erhalten Sie so einen Schritt-für-Schritt-Ratgeber für Ihr Photovoltaik-Projekt – von der Planung über die Förderung bis zu den Kosten und Pflichten, die der Betreiber beachten muss. Die bislang veröffentlichten Artikel finden Sie am Fuß dieser Seite.
In diesem Artikel erfahren Sie, worum es bei Mietangeboten für Photovoltaik-Anlagen geht und ob sich dieses Modell mehr lohnt als ein Kauf. Wir erklären, was Verbraucher in einem Mietvertrag beachten sollten und wo es Fallstricke gibt.
Mit einem Klick auf die folgenden Themen springen Sie an die Stelle im Text:
- Wer bietet Miete oder Pacht an?
- Was umfasst die Miete?
- Wie lange laufen die Verträge und was kostet das?
- Wie fällt die Kosten-Nutzen-Rechnung aus?
- Wie finde ich einen Anbieter?
Bei wem kann ich eine Solaranlage mieten?
Neben regionalen Energieversorgern, kommunalen Stadtwerken zum Beispiel, haben auch überregional tätige Unternehmen Miet- und Pachtmodelle im Programm – etwa Enpal, DZ4, Eigensonne oder Zolar. Die Angebote unterscheiden sich in vertraglichen Details, das Konzept aber ist ähnlich: Statt einer großen Anfangsinvestition von circa 10.000 bis 18.000 Euro wird ein monatlicher Betrag gezahlt. ↑ Zurück zur Auswahl
Was ist in einem Mietangebot enthalten?
„Im Mietpreis enthalten sind neben der Installation und Planung der Anlage in der Regel auch Zusatzleistungen wie Wartung und Versicherung“, erklärt die Verbrauchzentrale NRW. Grundsätzlich raten die Verbraucherschützer zu einer genauen Prüfung von Verträgen und Konditionen. Nicht immer seien alle Wartungskosten oder Versicherungsleistungen abgedeckt. Immerhin: Die meisten Anbieter übernehmen laut Verbraucherzentrale einen Teil der Verwaltungsaufgaben, etwa die Meldung der Anlage im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur.
Nicht entlastet werden Solaranlagen-Mieter in Sachen Steuern. „Hier sind die Regeln allerdings mit dem Jahressteuergesetz 2022 viel einfacher geworden“, sagt Sören Demandt, Energieexperte der Verbraucherzentrale NRW. Anlagen unter 30 Kilowatt-Peak (kWp) sind für die Ertragsteuer nicht mehr relevant. Der Papierkram entfällt damit für die meisten Privatanlagen.
» Tipp: Die steuerrechtlichen Änderungen, die für Anlagenbetreiber seit Jahresbeginn gelten, haben wir in diesem Teil unserer Photovoltaik-Serie erklärt.
Wie lange laufen die Verträge und was kostet das?
Lange Laufzeiten von 15 bis 25 Jahren sind normal. Anschließend kann die Anlage oft kostenlos übernommen werden. „Auch wird häufig angeboten, die Anlage vorzeitig abzukaufen und damit aus dem Mietverhältnis auszusteigen. Jedoch sind in diesem Fall die Kosten bedeutend höher als beim direkten Kauf einer Anlage“, teilt die Verbraucherzentrale mit.
Eine Solaranlage zu mieten kostet pro Monat 50 bis 200 Euro. Der Mietpreis hängt von der Größe der Anlage und den eingesetzten Komponenten ab. Eine Solaranlage mit Energiespeicher oder Wallbox fürs Laden von E-Fahrzeugen ist am teuersten.
Die monatlichen Kosten bleiben über die gesamte Vertragslaufzeit konstant. Aber Achtung: Solarmieter müssten laut Verbraucherzentrale damit rechnen, sich dazu zu verpflichten, bei Verkauf oder Vererbung des Hauses für eine Nachfolge im Mietvertrag zu sorgen.
Wie fällt die Kosten-Nutzen-Rechnung aus?
Die Rechnung hängt von vielen Komponenten ab: Größe und Ausrichtung der Anlage, Verschattung, Strompreis, Verbrauch oder Mietpreis. Laut Beispielrechnungen des Fachportals gruenes.haus rechnet sich die Miete (119 Euro/Monat inklusive Speicher) weder im Vergleich zum Kauf noch zum Strombezug aus dem Netz. Grundlage war hier eine Anlagengröße von 4 kWp, ein Strompreis von 32 Cent pro Kilowattstunde (kWh), eine Vertragslaufzeit von 20 Jahren, eine Eigenverbrauchsquote von 64 Prozent und ein jährlicher Verbrauch vom 3600 kWh. „Der durchschnittliche Strompreis müsste über den gesamten Mietzeitraum bei etwa 0,55 Cent pro kWh liegen, damit sich die Solarmiete lohnt“, schreibt Experte Kai Janßen.
» Lesen Sie auch: Kosten, Erträge, Renditen – wann Solaranlagen Geld verdienen
Auch interessant
Auch die Verbraucherzentrale erklärt: „Die gestiegenen Preise für die Installation haben dazu geführt, dass sich private PV-Anlagen erst später rechnen als noch vor einigen Jahren.“ Bei Mietangeboten führe das schnell dazu, dass die versprochene Kostenersparnis gar nicht oder erst nach Ende des Mietvertrages eintrete. „In aller Regel ist ein finanzieller Vorteil nicht gegeben“, sagt Sören Demandt. Dass der Strompreis dauerhaft so hoch sei, dass sich die Bilanz ins Positive drehe, sei zwar nicht auszuschließen, aber eher unwahrscheinlich.
Viele Berechnungen der Anbieter suggerieren laut Verbraucherzentrale dennoch eine hohe Wirtschaftlichkeit. „Hier wird häufig Schönrechnerei betrieben. Und garantiert werden die berechneten Ersparnisse nicht“, so die Verbraucherschützer. Sören Demandt: „Lohnen kann sich das Modell, wenn man den Aufwand für Solarstrom minimal halten möchte und die höheren Kosten dafür akzeptiert. Bei sehr viel Eigenverbrauch, etwa durch ein E-Auto, kann man dann auch bei der Miete in einen Bereich kommen, wo sich die Anlage zumindest innerhalb der Mietdauer amortisiert.“
Wie finde ich einen Anbieter?
Viele Anbieter werben online um Kundinnen und Kunden. Nach Eingabe entsprechender Prüfdaten vereinbaren sie einen Ortstermin. Fast alle Anbieter haben eigene Montageteams, oft arbeiten sie zusätzlich mit externen Fachbetrieben für Photovoltaik-Anlagen zusammen. Installation und Anschluss der Anlagen dauern meist ein bis zwei Tage.
„Egal ob bei Miete oder Kauf – im Optimalfall beauftrage ich ein lokales Unternehmen, das schon Referenzen in der Region hat“, sagt Energieexperte Sören Demandt. Hier sei die Gefahr am geringsten, dass Versprechen gemacht würden, die in der Umsetzung nicht erreichbar seien. Demandt: „Es lohnt sich auch, auf Online-Bewertungen zu schauen.“ ↑ Zurück zur Auswahl
Hier finden Sie die Artikel unserer Photovoltaik-Serie (wird ergänzt):
- 1. Photovoltaik auf dem Dach: Was Einsteiger wissen müssen
- 2. Die ersten Schritte zur eigenen Solaranlage
- 3. So finden Sie den richtigen Handwerksbetrieb
- 4. Das Wichtigste über Solarmodule und Technik
- 5. Kosten, Erträge, Renditen: Wann Solaranlagen Geld verdienen
- 6. Photovoltaik-Anlagen: Wo es in NRW noch Fördergelder gibt
- 7. Neue Regeln für 2023: Die wichtigsten Steuertipps
- 8. Mieten statt kaufen – lohnt sich das?
- 9. Wartung, Pflege, Pflichten: So laufen PV-Anlagen 20 Jahre
- 10. Solarboom in NRW: Alles über Balkonkraftwerke