Essen. Mit Solaranlagen auf dem Dach Sonnenstrom erzeugen – immer mehr Menschen in NRW werden so Teil der Energiewende. Das Wichtigste für Einsteiger.

Elf Millionen Dächer gibt es in Nordrhein-Westfalen, auf 280.000 von ihnen sind Photovoltaik-Anlagen installiert, teilt Landesverband Erneuerbare Energien (LEE) mit. Das sind gerade einmal 2,5 Prozent – weit weg von einer Energiewende. Doch die Solarenergie in NRW gewinnt wieder an Schwung. Laut Zahlen der Bundesnetzagentur gingen im vergangenen Jahr Anlagen mit einer Gesamtleistung von 913 Megawatt neu ans Netz – so viel wie im bisherigen Rekordjahr 2011. NRW lag damit im bundesweiten Vergleich hinter Bayern auf Platz zwei. Insgesamt sind in NRW rund 485.000 Solaranlagen registriert, darunter auch Mini-Solaranlagen und Freiflächenanlagen.

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Für die Klimaschutzziele der Bundesregierung aber reicht das Tempo des Zubaus in NRW nicht. „Dafür ist beim Ausbau ein jährliches Plus von mindestens 2000 Megawatt Solarleistung unverzichtbar“, sagt LEE-Geschäftsführer Christian Mildenberger. Bis 2030 sollen in NRW 18 bis 24 Gigawatt an Leistung installiert sein. Ende 2022 waren es gerade einmal 7,5 Gigawatt. Die neue Landesregierung von CDU und Grünen will nun eine Solarpflicht in NRW einführen.

Photovoltaik-Serie: Ein Schritt-für-Schritt-Ratgeber für Verbraucher

Sie interessieren sich für eine PV-Anlage auf dem Dach? In Zusammenarbeit mit Energieexperten der Verbraucherzentrale NRW beantworten wir die wichtigsten Fragen rund um die klimafreundliche Stromerzeugung. In einer Serie von Artikeln erhalten Sie so einen Schritt-für-Schritt-Ratgeber für Ihr Photovoltaik-Projekt – von der Planung über die Förderung bis zu den Kosten und Pflichten, die der Betreiber beachten muss. Die bislang veröffentlichten Artikel finden Sie am Fuß dieser Seite.

In diesem Artikel erfahren Sie, welche grundsätzlichen Dinge Einsteiger wissen sollten, woraus etwa eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach besteht und wie der eingespeiste Strom vergütet wird.


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So funktioniert Photovoltaik

Eine Photovoltaik-Anlage, kurz PV-Anlage, besteht aus Solarmodulen, die wiederum aus Solarzellen zusammengesetzt sind. Trifft Sonnenlicht auf die Zellen, wird Gleichstrom erzeugt. Ein Wechselrichter wandelt den Strom in Haushaltsstrom mit einer Spannung von 230 Volt um. Dank dieser Umwandlung kann der Strom entweder im Stromnetz des Haushalts verbraucht oder ins öffentliche Netz eingespeist werden. Photovoltaik erzeugte 2022 rund zwölf Prozent des Stroms in Deutschland.

Bei der Solarthermie hingegen wird statt Strom Wärme erzeugt. Auf dem Dach sind statt der Solarmodule Kollektoren installiert. In ihnen zirkuliert eine Flüssigkeit, die über einen Wärmetauscher die Wärmeenergie an das Wasser abgibt – entweder zum Heizen oder für Warmwasser.
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Woraus besteht eine PV-Anlage?

Hauptbestandteile einer PV-Anlage sind die Solarmodule, die überwiegend aus Silizium bestehen, das aus Quarzsand gewonnen wird. Ein typisches Modul ist 1 x 1,67 Meter groß und wiegt etwa 20 Kilo. Im Schnitt verfügt ein gängiges Solarmodul inzwischen über eine Leistung von bis zu 400 Watt. Die Module sind durch ein Montagesystem auf den Dachsparren befestigt. Der erzeugte Strom wird durch Kabel zum Wechselrichter geleitet. Meist ist dieses Bauteil Herz eines elektronischen Monitoringsystems, das Leistung und Funktion der Anlage überwacht. Zur Anlage kann auch ein Speicher gehören, der Energie wieder abgibt, wenn im Haus mehr Strom verbraucht wird als die Module auf dem Dach produzieren.

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Eine PV-Anlage für ein durchschnittlich großes Ein- oder Zweifamilienhaus mit einer Leistung von vier bis zehn Kilowattpeak (maximale Leistung, kurz kWp) kostet nach Berechnungen der Verbraucherzentrale NRW zwischen 1550 und 1900 Euro pro Kilowattpeak. Inklusive Montage sollten Verbraucher je nach Größe und Komponenten mit Preisen von etwa 7600 bis 15.500 Euro rechnen.
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Wie viel Geld erhalte ich für den Strom, den ich einspeise?

Für den erzeugten Strom, der ins öffentliche Netz eingespeist wird, erhält der Betreiber einer PV-Anlage eine Einspeisevergütung. Diese Vergütung bleibt über 20 Jahre lang gleich. Geregelt wird diese Vergütung über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG).

Für Anlagen bis 10 Kilowattpeak, die 2023 ans Netz gehen, sind das 8,2 Cent pro Kilowattstunde. Strom aus Anlagen von zehn bis 40 Kilowattpeak wird mit 7,1 Cent pro Kilowattstunde vergütet. Wird der Solarstrom vollständig ins Netz eingespeist und nicht für den Eigenverbrauch genutzt, steigt die Vergütung auf 13 Cent pro Kilowattstunde.

Möglichst viel Solarstrom vom Dach im eigenen Haushalt zu verbrauchen, ist lukrativ: Wer die Energie selbst erzeugt und nutzt, spart den Kauf von teurem Strom, der Anfang des Jahres auf 40 Cent pro Kilowattstunde gedeckelt wurde, jedenfalls für 80 Prozent des vorherigen Verbrauchs.

Der größte Vorteil der Photovoltaik ist der Nutzen für die Umwelt: Solarstom ist zu 100 Prozent erneuerbar erzeugte Energie, bei der Produktion entsteht kein klimaschädliches CO2.
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Stecker-Solargeräte können die Stromrechnung von Mietern senken. Aus den Modulen, die auch Balkonkraftwerke genannt werden, fließt der Strom über einen Wechselrichter in das Stromnetz der Wohnung.
Stecker-Solargeräte können die Stromrechnung von Mietern senken. Aus den Modulen, die auch Balkonkraftwerke genannt werden, fließt der Strom über einen Wechselrichter in das Stromnetz der Wohnung. © dpa

Was sind Stecker-Solargeräte (Balkonkraftwerke)?

Nicht jeder ist Hausbesitzer, doch auch Mieter oder Wohnungseigentümer können eigenen Sonnenstrom erzeugen. Stecker-Solargeräte, auch Mini-Solaranlagen oder Balkonkraftwerke genannt, bestehen aus einem oder aus zwei Standard-Solarmodulen, die an eine Balkonbrüstung oder an die Fassade befestigt werden können. Über einen Wechselrichter, der maximal 600 Watt abgeben darf, fließt der Strom ins Stromnetz der Wohnung, im einfachsten Fall über einen Stecker, der in die Steckdose gesteckt wird.

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Der Strom wird sofort verbraucht, etwa durch einen laufenden Kühlschrank oder Fernseher. Ein Stecker-Solargerät mit Standard-Modul kostet laut Verbraucherzentrale NRW normalerweise zwischen 350 und 600 Euro. Das Modul kann bei guten Bedingungen pro Jahr etwa 280 Kilowattstunden Strom liefern – das entspreche dem Jahresverbrauch eines Kühlschranks und einer Waschmaschine eines Zwei-Personen-Haushalts. Aktuell ist in Deutschland pro Wohnung ein Strecker-Solargerät mit maximal 600 Watt zulässig.

Über die Frage, ob die Mini-PV-Anlagen mit einem haushaltsüblichen Schuko-Stecker mit dem Netz verbunden werden dürfen, hatte es lange einen Streit gegeben. Der Verband Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) hatte sich Anfang des Jahres dafür ausgesprochen, dass Stecker-Solargeräte mit einer Leistung von bis zu 800 Watt per Schuko-Stecker angeschlossen werden können. Das Positionspapier ist hier zu finden.
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