Essen. Die Königsfrage bei Photovoltaik: Lohnt sich die Investition? Die Antwort: Wer clever ist, kann nicht nur Geld sparen, sondern auch verdienen.

Lohnt sich eigentlich eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach? Was die Umwelt betrifft: eindeutig ja. Jede durch eine Solaranlage erzeugte Kilowattstunde Energie vermeidet in Deutschland 684 Gramm klimaschädliches CO2. Das zeigen neueste Zahlen des Umweltbundesamts. Eine 10-Kilowatt-Anlage auf dem Dach eines Einfamilienhauses kann demnach fast sieben Tonnen CO2 im Jahr einsparen. Ein Haushalt in Deutschland kann so seinen ökologischen Fußabdruck verkleinern und zum Klimaschutz beitragen: Der durchschnittliche CO2-Ausstoß pro Kopf und pro Jahr liegt bei knapp elf Tonnen.

Doch lohnt sich die Investition für Hausbesitzer auch finanziell? Lässt sich mit Solarstrom trotz hoher Anschaffungskosten gar Geld verdienen? „In der Regel lohnt sich eine PV-Anlage immer“, antwortet Jörg Sutter, Energieberater der Verbraucherzentrale NRW. „Die Rendite ist umso größer, je mehr Solarstrom Sie im eigenen Haushalt verbrauchen.“ Die Logik dahinter: Der selbst erzeugte Strom kostet Verbraucher deutlich weniger als der Strom, den sie vom Energieversorger beziehen. Wie hoch die Rendite tatsächlich ausfällt, hängt von mehreren Faktoren ab - von den Anschaffungskosten der Anlage, vom Stromertrag und wesentlich auch davon, wie sich der Strompreis entwickelt.

Photovoltaik-Serie: Ein Schritt-für-Schritt-Ratgeber für Verbraucher

Sie interessieren sich für eine PV-Anlage auf dem Dach? In Zusammenarbeit mit Energieexperten der Verbraucherzentrale NRW beantworten wir die wichtigsten Fragen rund um die klimafreundliche Stromerzeugung. In einer Serie von Artikeln erhalten Sie so einen Schritt-für-Schritt-Ratgeber für Ihr Photovoltaik-Projekt – von der Planung über die Förderung bis zu den Kosten und Pflichten, die der Betreiber beachten muss.

In diesem Artikel zeigen wir, wie Sie ausrechnen können, ob sich eine Photovoltaik-Anlage auf Ihrem Dach lohnt und welche Bedingungen dafür erfüllt sein müssen. Wir erklären, ob Miete oder Pacht die bessere Lösung ist und wie Sie auch als Mieter von Solarstrom profitieren können.


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Wie teuer ist eine Photovoltaik-Anlage?

„Der Preis hängt natürlich von der Größe der Anlage und den verwendeten Komponenten ab", sagt Energieberater Sutter. Die Verbraucherzentrale NRW gibt für Anlagen bis zehn Kilowatt peak einen durchschnittlichen Preis von 1500 bis 2000 Euro pro Kilowatt peak an, Installation eingerechnet. Je kleiner die Anlage, desto höher ist der Preis pro Kilowatt. Eine Anlage mit zehn Kilowatt peak kostet somit durchschnittlich 15.500 Euro. Höherwertige Module oder Wechselrichter, Batteriespeicher oder weitere Komponenten können den Preis nach oben treiben. Welche Komponenten wichtig sind und welche Unterschiede es gibt, können Sie hier nachlesen.

Hintergrund: Tausende Monteure fehlen – Photovoltaik-Ausbau in NRW stockt

Grob gerechnet sollten Verbraucher mit Anschaffungskosten von 8000 bis 20.000 Euro rechnen. Soll ein Batteriespeicher Teil der Anlage sein, kommen pro Kilowattstunde Speicherkapazität 800 bis 1100 Euro hinzu, hat Stiftung Warentest ermittelt.

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Wie groß soll meine Anlage werden?

Jörg Sutter, Energieberater der Verbraucherzentrale NRW
Jörg Sutter, Energieberater der Verbraucherzentrale NRW © VZ NRW

„Ich rate dazu, die Anlage so groß wie möglich zu dimensionieren", sagt Sutter. „Je nachdem, wie viel Dachfläche genutzt werden kann und wie groß das Budget ist.“ Die Verbraucherzentrale verweist auf eine Studie der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW), die auf dieser Seite abrufbar ist. Demnach reduzieren etwa die Fixkosten für die Einspeisetechnik oder das Gerüst zum Aufbau die Investitionskosten mit zunehmender Leistungsgröße. Im Klartext: Kleinere Anlagen sind im Verhältnis unrentabler.

Die Verbraucherzentrale NRW rät: Je größer der Eigenverbrauch des Solarstroms ist oder je mehr er sich durch künftige Anschaffungen wie ein Elektroauto oder eine Wärmepumpe erhöht, umso sinnvoller ist eine größere Photovoltaik-Anlage. Wie hoch der Eigenverbrauch des Haushalts sein kann, kann durch einen Solarrechner ermittelt werden. Die Verbraucherzentrale NRW bietet den Rechner auf dieser Seite an. Als Faustregel gilt: Ohne Batteriespeicher können etwa 30 Prozent des erzeugten Stroms selbst verbraucht werden, der Rest fließt ins Netz. Mit Energiespeicher kann der Eigenverbrauch 70 Prozent betragen.

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Wie viel Strom erzeugt meine Anlage?

Wie viel Strom eine Solaranlage im Jahr erzeugen kann, hängt von vielen Faktoren ab. Einerseits natürlich von der installierten Leistung oder dem Wirkungsgrad ihrer Module oder des Wechselrichters. Dazu kommen Standortfaktoren: Im sonnigen Süden Deutschlands ist die Globalstrahlung (die Sonneneinstrahlung, die den Boden erreicht) stärker als im Norden. Auch die Dachneigung, Ausrichtung oder aber Verschattungen auf dem Dach können den Ertrag schmälern. Welche Voraussetzungen Ihr Dach haben sollte, haben wir auf dieser Seite erklärt.

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Um unterschiedliche Anlagen vergleichbar zu machen, wird der spezifische Jahresertrag genommen. Demnach kann eine PV-Anlage im Jahr pro Kilowatt peak installierter Leistung durchschnittlich 1000 Kilowattstunden Strom erzeugen. Bei optimalen Bedingungen sogar 1200 bis 1300 Kilowattstunden. Beispiel: Eine PV-Anlage mit vier Kilowatt peak Leistung kann pro Jahr etwa 4000 Kilowatt Strom erzeugen, das ist der Stromverbrauch einer vierköpfigen Familie (ohne E-Auto). Übrigens: 70 Prozent des Ertrags werden im Frühling und Sommer erzielt. Der ertragsreichste Monat ist in der Regel der Juni. In den Sommermonaten kann eine PV-Anlage pro Kilowatt peak installierter Leistung am Tag bis zu 4,8 Kilowattstunden Strom erzeugen.

» Tipp: Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) bietet auf dieser Seite das Solarkataster NRW an. Verbraucher können hier die Adresse ihres Hauses eingeben und erhalten eine Karte, auf der die belegbare Dachfläche und weitere wichtige Planungsdaten für die Errichtung der Solaranlage abgebildet sind. Zudem kann ein Ertragsrechner gestartet werden. Mit diesem Werkzeug lässt sich abschätzen, wie viel Strom die Anlage auf dem Dach produzieren kann und ob sich die Investition in die PV-Anlage lohnt.

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Was bekomme ich für meinen erzeugten Strom?

Die Strommenge aus der PV-Anlage, die nicht im eigenen Haushalt verbraucht wird, kann ins öffentliche Netz eingespeist werden. Dafür erhält der Betreiber der Anlage eine Einspeisevergütung. Wirtschaftlicher aber ist der Eigenverbrauch. Denn der aus dem Netz bezogene Haushaltsstrom, der derzeit auf 40 Cent pro Kilowattstunde gedeckt ist, kostet deutlich mehr.

Geregelt ist die Vergütung im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Seit dem 30. Juli 2022 gelten folgende Vergütungssätze:

Anlagen, die ihren Überschuss einspeisen

  • 8,2 Cent pro Kilowattstunde für Anlagen bis zehn Kilowatt peak
  • 7,1 Cent pro Kilowattstunde für den Anlagenteil von zehn bis 40 Kilowatt peak

Anlagen, die ausschließlich Strom einspeisen

  • 13 Cent pro Kilowattstunde für Anlagen bis zehn Kilowatt peak
  • 10,9 Cent po Kilowattstunde für den Anlagenteil über zehn Kilowatt peak

Wie die Vergütung bei Anlagen über 10 Kilowatt peak berechnet wird, funktioniert, zeigt ein Beispiel der Verbraucherzentrale NRW: Eine 15 kWp-Anlage mit Eigenversorgung erhält für die ersten 10 Kilowatt peak 8,2 Cent und für die verbleibenden fünf Kilowatt peak 7,1 Cent pro Kilowattstunde, im Durchschnitt also 7,8 Cent pro Kilowattstunde.

» Achtung: Die Vergütung wird mit der Inbetriebnahme für 20 Jahre garantiert. Die aktuellen Sätze gelten bis Januar 2024 und sollen danach alle halben Jahre um ein Prozent sinken. Wer also nach 2024 eine Anlage in Betrieb nimmt, erhält weniger Vergütung. Je nachdem, wie sich der Photovoltaik-Ausbau entwickelt, will die Bundesregierung bei der Vergütung nachjustieren.

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Welche Rendite kann ich mit einer PV-Anlage erzielen?

„Die große Unbekannte“, sagt Energieberater Jörg Sutter, „ist die Entwicklung der Strompreise.“ Letztlich könne die Einbeziehung der genannten Faktoren eine Orientierung geben, jedoch keine Sicherheit. Stiftung Warentest sieht jedoch bei Photovoltaikanlagen trotz der Unsicherheiten gute Renditechancen. Vier bis sechs Prozent seien auch bei vorsichtiger Kalkulation möglich.

In der Solarbranche geht man davon aus, dass sich übliche PV-Anlagen auf Einfamilienhäusern (acht bis 15 Kilowatt peak) nach etwa neun bis elf Jahren amortisiert haben, also Gewinne erwirtschaften. Kommt ein Batteriespeicher hinzu, steige der Zeitraum auf bis zu 15 Jahre. Danach aber könnten mehr Stromkosten eingespart werden.

» Tipp: Die Stiftung Warentest bietet auf dieser Seite einen Solarrechner an, mit dem sich die Kosten, Erträge und die Rendite der Photovoltaik-Anlage ausrechnen lassen.

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PV-Anlagen für das Dach werden auch zur Miete angeboten. Oft aber ist dieses Modell teurer als ein Kauf. Auch sind die Verträge mit langer Laufzeit in der Regel nicht kündbar.
PV-Anlagen für das Dach werden auch zur Miete angeboten. Oft aber ist dieses Modell teurer als ein Kauf. Auch sind die Verträge mit langer Laufzeit in der Regel nicht kündbar. © dpa | Marijan Murat

Soll ich eine Photovoltaik-Anlage kaufen oder mieten?

Eine Alternative zum Kauf ist die Möglichkeit, eine Photovoltaik-Anlage zu mieten oder zu pachten. Vermietende Unternehmen bieten Rundum-Pakete an: Installation, Wartung, Reparatur. Die Verbraucherzentrale NRW berichtet, dass solche Angebote für 80 bis 300 Euro im Monat erhältlich seien. „Eine Miete hat Vor- und Nachteile. Verbraucher sollten sich die Bedingungen gut anschauen und sich die Zahlungen über einen Zeitraum von 20 Jahren ausrechnen", sagt Energieberater Sutter. „Aus meiner Erfahrung ist die Miete am Ende teurer als der Kauf.“

Wer eine PV-Anlage mietet, ist zwar nicht Eigentümer, er darf aber als Betreiber den Solarstrom selbst verbrauchen und den Überschuss ins Netz einspeisen. Wie viel er am Ende sparen kann, hängt von den Vertragsbestimmungen ab, die sich Betreiber gut durchlesen sollten, rät die Verbraucherzentrale. Vorteil einer Miete sei, dass während des Betriebs keine größeren Kostenrisiken bestehen. Ein Nachteil seien die Mietverträge, die bis zu 20 Jahren laufen und praktisch nicht kündbar seien.

»Tipp: Ausführliche Informationen zur Miete von PV-Anlagen hat die Verbraucherzentrale NRW auf dieser Seite veröffentlicht.

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Wie kann ich als Mieter günstigen Sonnenstrom beziehen?

Nicht jeder ist Hausbesitzer. Mieter haben den Nachteil, dass sie nicht einfach eine Solaranlage auf dem Dach des Hauses installieren können. Doch hat etwa der Besitzer des Hauses oder ein anderer Betreiber eine PV-Anlage errichtet, können Mieter davon profitieren: Sie können günstigen Mieterstrom beziehen.

Das Verbraucherportal Finanztip hat auf dieser Seite die wichtigsten Informationen zusammengefasst. Mieter können sich vom Betreiber zum Teil oder aber vollständig mit Strom beliefern lassen. Voraussetzung ist, dass der Strom an Letztverbraucher im Gebäude oder im selben Wohnquartier geliefert und verbraucht wird. Der Strom darf nicht durch das öffentliche Netz durchgeleitet werden. Der Tarif ist in der Regel günstig, da für den direkt gelieferten Strom keine Entgelte etwa für die Netznutzung anfallen. Wichtige Fragen zum Thema Mieterstrom beantwortet auch das Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz auf dieser Seite.

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