Essen. . Die Fallhöhe ist enorm: Der Doppelmoral überführt, steht Uli Hoeneß steht vor den Trümmern seiner Reputation. Von den Bayern-Fans als Seele des Klubs verehrt, kann er seinem Verein nur noch einen letzten Dienst erweisen: indem er zurücktritt. Ein Kommentar.

In einem Rechtsstaat gilt – aus gutem Grund - die Unschuldsvermutung. Um die moralische Dimension des Verhaltens von Uli Hoeneß beurteilen zu können, bedarf es jedoch keiner Gerichte mehr mehr. Die Selbstanzeige in einer Steuersache ist das Eingeständnis, Geld am Staat vorbeigeschleust zu haben. Dass der Präsident des FC Bayern München nun in der Reihe namhafter Steuersünder an vorderster Stelle steht, ist mehr noch als seiner Prominenz seinem bisherigen Auftreten als Saubermann der Nation geschuldet.

„Ausgerechnet Hoeneß“ war denn auch die häufigste Reaktion auf die Nachricht. Erst unlängst hatte selbst das nicht gerade für Schwärmereien bekannte Nachrichten-Magazin „Der Spiegel“ über den 61-Jährigen geschleimt: „Hoeneß erscheint gerade wie der mustergültige Deutsche, wie ein Vorbild fürs ganze Land.“ Als anerkannter Macher des erfolgreichsten deutschen Fußballklubs hat Hoeneß sich zunehmend in der Rolle der moralischen Instanz gefallen, die seinen Landsleuten inklusive ihrer Politiker in Talkshows die Leviten las. Was „Bild“ zu der Frage provozierte: „Brauchen wir mehr Hoeneß in der Politik?“ Dabei hatte der frühere Nationalstürmer seine Doppelmoral schon einmal enthüllt, als er – öffentlich Solidarität mit den übrigen Bundesligisten heuchelnd - 40 Millionen Mark des TV-Rechtehändlers Kirch an der Liga vorbeischmuggelte.

Uli Hoeneß steht als enttarnter Moralprediger da

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Der FC Bayern, den der Wirbel um seinen Präsidenten zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt trifft, wird die reflexartig verkündete Strategie, es handele sich um eine „Privatangelegenheit“ nicht durchhalten können. Wenn der Chef einer Weltmarke ins Gerede kommt, wird dies sehr schnell auch eine betriebliche Angelegenheit. Eben noch Verfechter des „Financial Fair Play“ im europäischen Vereinsfußball und Vorkämpfer für die Ausmistung von Sepp Blatters „Saustall“ namens Fifa, steht Hoeneß, der wie kein anderer in der Fußball-Szene polarisiert, als enttarnter Moralprediger selbst am Pranger. Da erscheint sogar seine viel gelobte soziale Ader in einem anderen Licht.

Womöglich fast noch schlimmer für den Fußballfan Hoeneß dürfte sein, dass er selbst einen etwaigen Triumph in der Champions League nicht mehr richtig genießen könnte. Ins Stadion von Hannover hat er sich schon nicht mehr getraut. Und darauf vertrauen, dass die eingeschworene Bayern-Gemeinschaft die Diskussionen um die Steuermoral ihres Präsidenten auch diesmal als „Neiddebatte“ abzubügeln versucht, wie üblicherweise bei Angriffen auf ihren Klub, sollte er besser auch nicht.

Nein, das Spiel ist aus. Oder, um die Diktion eines früheren Münchner Trainers zu benutzen: Hoeneß hat fertig. Was sich vor zwei Tagen niemand vorzustellen vermochte, ist Realität geworden: Der Rücktritt des Mannes, der den Verein groß gemacht hat, wäre zum Wohle des FC Bayern.