Essen. Uli Hoeneß hatte die Debatte über die langweilende Dominanz der Großen und Reichen in der Fußball-Bundesliga angezettelt. Dass ausgerechnet der Bayern-Präsident als mutmaßlicher Steuersünder in Millionenhöhe enttarnt wird, ist eine Groteske. Ein Kommentar von Dirk Graalmann.
Die vermeintlich "spanischen Verhältnisse" in der Bundesliga haben die jüngsten fußballerischen Diskussionen geprägt. Nun wird, ohne jede prophetische Gabe, die Steuerhinterziehung von Bayern-Präsident Uli Hoeneß die Debatte der nächsten Tage bestimmen. Ausgerechnet jener Mann, der die vorherige Diskussionen angezettelt hatte, das Ende einer ausgeglichenen Liga fürchtete, die zementierte, langweilende Dominanz der Großen und Reichen.
Es ist schon eine Groteske, dass dieser Uli Hoeneß, dessen karitativer Ruf weithin hallt, wenig später als mutmaßlicher Steuersünder in Millionenhöhe enttarnt wird. Hoeneß wird dafür bezahlen - nicht nur bei den Steuerbehörden, sondern auch in der Währung Öffentlichkeit, die ihn begleiten wird mit Häme und Wut. Mit einer Emotion, die er sich − so exponiert Hoeneß über Jahrzehnte für seine Postionen gestritten hat − ganz wertneutral formuliert, verdient hat.
Und das Ende dieses Scherbengerichts auf großer Bühne ist offen.
Bayern filetieren Hannover
Die aktuelle Relevanz des Themas Zweiklassengesellschaft im Übrigen wurde am Samstag auf den Plätzen der Republik eindrucksvoll untermauert. Mit 6:1 filetierten die Bayern die Gastgeber von Hannover 96 − und das drei Tage vor dem Champions-League-Halbfinale gegen den FC Barcelona, ergo im Schongang. Auch die Aufwärm-Übung der Dortmunder Borussen vor dem Duell mit Real Madrid verlief reibungslos − 2:0 gegen Mainz.
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Und hinter den Leverkusenern, denen trotz mäßiger Rückrunde ein Kantersieg gegen dezimierte Hofenheimer genügte, um im fast sicher im Hafen der Königsklasse anzukommen, straucheln die Schalker, stolpern in Frankfurt − und die restlichen Tickets gen Europa sind wieder gänzlich im freien Verkauf. Und plötzlich sogar mittendrin, mit schlappen zwei Zählern Rückstand auf den Platz vier, der zur Champions-League-Qualifikation berechtigt: der Hamburger SV. Genau, jener HSV, der vor drei Wochen noch vom FC Bayern mit 9:2 gedemütigt wurde. Die Bayern und der HSV im selben europäischen Wettbewerb - auch das wäre grotesk.