Witten. Eine Wittener Handwerksmeisterin erklärt, warum moderne Hörgeräte kleine Wunderwerke sind. Auch für Fans von Musikfestivals hat sie einen Rat.
- Wittener Hörgeräte-Akustikerin machte sich in Corona-Zeit selbstständig
- Sie hatte einen cleveren Plan
- Kerstin Köhl hat auch für junge Leute Tipps, ihr Gehör zu schützen
Künstliche Intelligenz, so scheint es, klingt nach Zukunft, nach großen Projekten. Dabei ist die superschlaue Computer-Technologie längst in der Gegenwart angekommen – sogar in winzigen Alltagsgeräten. Des Rätsels Lösung präsentiert Kerstin Köhl. Sie ist Hörgeräte-Akustikerin in Witten.
Hörgeräte galten einst als uncool. Denn: Klobige Klötze am Ohr verrieten überdeutlich die Hörprobleme ihrer Träger. Unmodisch waren sie obendrein. Zur Auswahl standen zwei Farben: mausgrau und steingrau. Vorbei. Heutzutage sind Hörgeräte winzig - und schimmern modisch metallic-matt. Das Auge hört gewissermaßen mit.
Wittenerin wagt Sprung in die Selbstständigkeit in der Corona-Zeit
Doch das ist nicht alles. Hörgeräte sind inzwischen kleine Wunderwerke. Sie passen sich per Künstlicher Intelligenz in Echtzeit an wechselnde Umgebungen an – ganz gleich, ob es sich um Innen- oder Außenräume handelt, Naturgeräusche oder Menschenmengen.
Außerdem dienen Hörgeräte längst auch als Minikopfhörer. Musik vom Smartphone kann per Bluetooth auf den Knopf im Ohr gespielt werden – in HiFi-Qualität. Obendrein können Hörgerät und Smartphone auch beim Telefonieren gekoppelt werden. Ein Fingertipp an den kleinen Helfer am Ohr genügt.
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Kerstin Köhl erklärt die großen Qualitäten ihrer kleinen Hörhilfen vor Ort in ihrem Büro in Annen. Die Handwerksmeisterin wagte ausgerechnet auf dem Höhepunkt der Corona-Krise, im Jahr 2021, den Sprung in die Selbstständigkeit: „Ich war mit meinem Arbeitgeber nicht ganz zufrieden, und dann war ich in Elternzeit.“
Die Handwerksmeisterin wagte – und gewann. Sie arbeitet allein, und sie hat sich einen stabilen Kundenkreis mit einer cleveren Überlegung geschaffen. Kerstin Köhl schloss einen Kooperationsvertrag mit gleich drei Seniorenheimen im Raum Annen und Stockum. Das hat Kerstin Köhl einen stabilen Kundenstamm von rund 300 Personen beschert: „Das sind Leute, die vorher ein bisschen in Vergessenheit geraten sind.“
Die Kundschaft muss für Kerstin Köhls Besuche nichts extra bezahlen – sie gelten als Service der jeweiligen Einrichtung. Auf diese Weise hat die Hörgeräteakustikerin die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Beschränkungen nicht gespürt. Hausbesuche in Privatwohnungen kommen obendrauf. Sie sind kostenpflichtig.
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Möglich ist die Arbeit vor Ort, weil Kerstin Köhl alles mitnehmen kann, was sie für ihre Arbeit braucht: Gerätschaften zur Messung der Hörfähigkeit nebst Laptop plus Analyse-Software. Kerstin Köhl: „Ich kann alle Messungen, alle Anpassungen komplett vor Ort machen.“
Inhabergeführte Geschäfte
Es gibt in Witten neben Kerstin Köhls Geschäft „Hörchen“, Stockumer Straße 26a, weitere inhabergeführte Handwerksbetriebe. Dazu zählt das Unternehmen von Paul Rybarsch, Johannisstraße 17, Hörtechnik Jakobs, Bahnhofstraße 57, oder Hörgeräte Steneberg, Vormholzer Straße 2. Außerdem sind in Witten zahlreiche Hörgeräte-Filialisten mit Geschäften vertreten.
Nebenher war die Hörgeräte-Akustikerin gerade in der Corona-Zeit für manche Menschen in Altenheim in einsamen Stunden ein rettender Engel. Schmunzelnd erzählt sie vom großen Redebedarf ihrer Kundschaft. Längst ist sie vielerorts zum inoffiziellen Familienmitglied geworden. Sind Hörschwierigkeiten allein ein Tribut ans Alter?
Wittener Fachfrau hat Tipps für Fans lauter Musik
Kerstin Köhl schüttelt den Kopf. Durch genetische Vorbelastung oder Folgen anderer Erkrankungen kann das Hörvermögen auch bei jungen Menschen leiden. Manche Feierbiester fordern Schwerhörigkeit geradezu heraus. Häufige Besuche von Clubs, Konzerten und Festivals mit hochphoniger Beschallung fordern ihren Preis. Dennoch kennt Kerstin Köhl einen Trick, wie sich die Partygemeinde vor heißen Ohren schützen kann.
„Wir leben in einer lauten Welt. Manchmal hilft ein Gehörschutz“, weiß die 35-jährige Fachfrau. Es gibt individuell gefertigte Modelle, die die Geräuschkulisse auf ein erträgliches Maß herunterregeln: „Der Musikgenuss leidet nicht.“ Maßarbeit kostet zwischen 180 und 250 Euro. Das klingt nach viel Geld. Andererseits greifen Musikfans für Live-Erlebnisse tief in die Tasche. Ein Wochenendticket fürs Techno-Festival Parookaville kostet knapp 260 Euro. Enthusiasten ist das egal. Für sie gehört das Live-Erlebnis zum guten Ton.
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