Witten. Der EN-Kreis führt das „Telenotarztsystem“ im Rettungsdienst ein. Auch in Witten. Wie bringt es Patienten bei Herzinfarkt oder Schlaganfall?

  • Bald sind Telenotärzte in Witten bei Rettungseinsätzen am Werk.
  • Dieser Tage werden Krankenhaus mit der erforderlichen Technik ausgestattet.
  • Eine Möglichkeit der Zusammenarbeit von Telearzt und Notfallsanitäter steht schon fest.

Die Medizin wird immer digitaler, nicht nur durch die elektronische Patientenakte. Auch der Rettungsdienst stellt sich anders auf. Künftig sollen sogenannte Telenotärzte bei Rettungseinsätzen die Krankenwagenbesatzung unterstützen. Im Ennepe-Ruhr-Kreis mit Witten laufen dazu schon lange die Vorbereitungen. Jetzt steht der Start kurz bevor.

Im Frühjahr sollen die ersten entsprechend ausgestatteten Krankenwagen über die Straßen im EN-Kreis rollen. Zwei Fahrzeuge werden dazu noch mit moderner Technik ausgerüstet. Dazu gehören etwa Kameras, Router und Antennen sowie entsprechende Steuerungselemente und Headsets. Wo die Wagen dann aber stationiert sein werden und in welchen Städten sie zum Einsatz kommen, darüber kann der EN-Kreis noch keine Auskunft geben.

Kooperation mit anderen Städten für den Telenotarzt

Vor zwei Jahren unterzeichneten Vertreter der Städte Solingen, Wuppertal und Remscheid sowie des EN-Kreises und des Kreises Mettmanns eine „öffentlich-rechtliche Vereinbarung zur Bildung eines Telenotarztsystems Bergisches Land“. Die Idee: Ein Notarzt verfolgt Einsätze per Videoschalte in der Leitstelle, kann sich mit den Notfallsanitätern vor Ort austauschen und hat Zugriff auf die von ihnen erhobenen Vitalwerte des Patienten wie EKG, Puls, Blutdruck oder Sauerstoffgehalt. Über eine im Rettungswagen installierte Kamera begleitet er den Patienten virtuell bis ins Krankenhaus.

Mehr zum Thema

Der Telenotarzt soll die bestehenden Strukturen ergänzen. Bei schweren Erkrankungen oder Verletzungen werde aber weiterhin ein Notarzt auf den Weg geschickt, versichert der Kreis. Zugeschaltet werden soll die Ärztin oder der Arzt nur bei weniger dramatischen Fällen, etwa bei Verlegungsfahrten. Oder als zwischenzeitlicher Ansprechpartner für Notfallsanitäter, die vor Ort noch auf den Notarzt warten.

Unterstützung bei der Entschiedung für das richtige Medikament

„Ein typisches Einsatzszenario ist die Gabe von Schmerzmitteln“, so Kai Pohl, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes und Projektverantwortlicher im Schwelmer Kreishaus. Ab einer gewissen Dosierung sollten Medikamente nur nach ärztlicher Verordnung gegeben werden. „Hier kann sich der Telenotarzt zuschalten, die Lage mitbeurteilen und die Entscheidung für ein wirksameres Medikament treffen“, so Pohl.

+++Folgen Sie jetzt auch dem Instagram-Account der WAZ Witten+++

Zunächst müssen aber auch die Besatzungen der Rettungswagen entsprechend geschult werden. Die Telenotärzte für Witten werden in den Leitstellen des Kreises Mettmann und der Stadt Leverkusen sitzen. Von dort werden die Rettungskräfte aller beteiligten Kommunen unterstützt. Nach und nach soll es dann immer mehr Telenotarzt-taugliche Fahrzeuge geben. Der Ausbau soll stufenweise erfolgen und werden „noch einige Jahre dauern“, so Pohl.

Mehr Nachrichten aus Witten lesen Sie hier.