Witten. Die Wartezimmer sind voll, viele Wittener liegen flach. Ärzte bestätigen die aktuelle Infektionswelle. Ist auch die echte Grippe im Anmarsch?
Husten, Schnupfen, Heiserkeit: Viele Wittener liegen derzeit krank im Bett. Das bestätigen Ärztinnen und Ärzte, die vermehrt Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen ausstellen. Die meisten Patienten sind erkältet, sie leiden oft unter einem grippalen Infekt. Noch nicht angekommen ist die Influenza-Welle, die echte und mitunter lebensbedrohliche Grippe. Doch auch sie ist laut Gesundheitsamt inzwischen im Anmarsch.
Das raten Ärzte und Apothekerin
„Mindestens sieben Tage Schonung“ empfiehlt Allgemeinmediziner Dr. Arne Meinshausen bei einem grippalen Infekt. Kreis-Apothekerin Dr. Dorothe Werner bestätigt die bei Erkältungssymptomen „jahreszeitlich normale“ verstärkte Nachfrage etwa nach hustenlösenden oder hustenstillenden Medikamenten. Die Nachfrage sei aber „breiter gefächert“, ähnlich wie vor Corona. Während der Pandemie waren Präparate wie Paracetamol oder Ibuprofen „extrem gefragt“.
Der Himmel über Witten war am Montag so blau wie auf den Kanaren. Doch nach der Wärme auf den spanischen Inseln dürften sich manche Wittener derzeit sehnen. Sie frieren, weil es draußen kalt ist oder - schlimmer - weil sie sich krank fühlen. Momentan sind die Symptome aber eher noch harmloser Natur.
Wittener Hausarzt: „Wir haben bisher erst einige wenige bestätigte Grippefälle“
Allgemeinmediziner Dr. Arne Meinshausen spricht von einer für diese Jahreszeit „normalen Infektwelle“. Viele „AU‘s“, also Krankschreibungen, seien die Folge eines einfachen Infekts. Oft fängt es mit Halsschmerzen an. Husten und Schnuppen kommen häufig noch dazu. Von einer Grippewelle mit hohem Fieber und Schüttelfrost könne man derzeit noch nicht sprechen, so der 67-jährige Hausarzt aus Herbede. „Wir haben bisher erst einige wenige bestätigte Grippefälle.“
Von „sehr vielen Krankschreibungen“ aufgrund einer Erkältungswelle mit grippalen Infekten spricht Dr. Margarete Paprotny (54) aus der Innenstadt. Zum Teil handele es sich um „RSV“-Viren, die im schlimmsten Falle einen stationären Krankenhausaufenthalt nötig machten. In der Regel seien aber „milde Verläufe“ zu beobachten, wenngleich diese zum Teil sehr langwierig sein könnten.
Neben Medikamenten wie schleimlösenden Präparaten und viel Flüssigkeit empfehlen Mediziner vor allem Schonung, etwa Bettruhe. Oft handelt es sich um eine Viruserkrankung. Ein Antibiotikum könnte dann erforderlich werden, wenn Bakterien ins Spiel kommen und sich der Schleim gelb-grünlich färbt.
Lesen Sie auch
- Grippe in Witten: Kritische Infrastruktur hat Notfallpläne
- Verwirrung um Wittener Arztpraxis: Schließung nun endgültig
- Grippe-Saison 2024/25: Wird sie diesmal nicht so massiv?
In einzelnen Wittener Praxen wird Patienten, die sich nicht zum Arzt schleppen können, eine Telesprechstunde angeboten, also eine kleine Videokonferenz mit dem Arzt. Allerdings ist ein Praxisbesuch unumgänglich, wenn zum Beispiel die Lunge abgehört werden muss. Dazu rät Allgemeinmediziner Meinshausen, wenn ein „starker Husten länger als drei Tage andauert“.
Das Kreisgesundheitsamt zählt im Januar bisher 75 Fälle einer echten Grippe, Fälle, die im Labor bestätigt wurden. Die Dunkelziffer könne allerdings viel höher sein - also wenn kein Arzt aufgesucht oder ein entsprechender Test gemacht wurde. Im gesamten Januar des Vorjahres gab es kreisweit 346 offizielle Influenza-Erkrankungen.
In jedem Fall stellt der Kreis aktuell einen Anstieg fest. So gab es im Dezember bereits 50 Grippefälle. „Eine Grippewelle kündigt sich an. Dies sieht das RKI auch so“, erklärt Kreissprecher Ingo Niemann. Die Zahlen aus den Vorjahren zeigten, dass im Februar und März mit einem weiteren deutlichen Anstieg zu rechnen sei. Der Höhepunkt werde im Februar erwartet.
Macht eine Grippeimpfung jetzt noch Sinn?
Eine Impfung könne jetzt noch Sinn für noch nicht geimpfte Risikogruppen machen, heißt es aus dem Kreishaus. Wobei der volle Schutz erst nach zehn bis 14 Tagen erreicht werde. Corona-Infektionen spielen derzeit nur eine untergeordnete Rolle, was sowohl Wittener Ärzte als auch die Kreisgesundheitsbehörde bestätigen.
„Zehn bis 20 Prozent sind vielleicht noch Covidfälle. Vor wenigen Wochen waren es noch 50 Prozent“, sagt Dr. Meinshausen. Offiziell wurden im Januar bislang 67 Fälle kreisweit registriert. Die „echte Grippe“ dürfte Betroffene in den kommenden Wochen deutlich härter treffen.