Witten. Mehmet Bozkurt und Ehefrau Zahide haben die Bäckerei Weidler in Witten-Annen übernommen. Sie bieten Bewährtes, setzen aber auch neue Akzente.

  • Das Ehepaar Bozkurt hat das Traditionsgeschäft Weidler in Witten-Annen übernommen.
  • Der neue Inhaber hat während seines Literaturstudiums in einer Bäckerei gejobbt.
  • Nun gibt es an der Annenstraße auch türkischen Tee und Linsensuppe.

Bekannte haben es ihnen durch die Blume gesagt, buchstäblich: Viel Glück mit dem neuen Geschäft. Mehmet Zait Bozkurt (56) und seine Frau Zahide (46) haben die Bäckerei Weidler im Wittener Stadtteil Annen übernommen. Sichtbares Zeichen für die guten Wünsche aus dem Freundeskreis ist ein Bistrotisch voller Topfblumen, allesamt dekorativ in Klarsichthülle verpackt. Zugleich nahm die Kundschaft Abschied von Bäckermeister Dieter Weidler, der am Mittwoch 69 Jahre alt wurde, und seiner Frau Christine (57). Die Ex-Chefin sorgt auf ihre Weise dafür, dass Familie Bozkurt möglichst gut im ehemaligen Weidler-Hauptgeschäft an der Annenstraße 68 startet.

Neues Jahr, neues Geschäft, neues Angebot. Familie Bozkurt bietet der Kundschaft weiterhin Backwaren in gewohnter Form, allen voran frische Brötchen mit und ohne Körner. Aber neue Akzente im Geschäft sind unübersehbar. Am Ende des Tresens, beispielsweise, steht eine große Maschine für schwarzen türkischen Tee. Markenzeichen der Bozkurts sind Sesamkringel, auf Türkisch heißen sie Simit. Kein Wunder, dass Ladenchef Mehmet Bozkurt seine erste Bäckerei an der Hauptstraße 48 in Witten kurzerhand „Mr. Simit“ genannt hat.

Die Weidlers sind in Witten-Annen eine Institution

Bäcker Dieter Weidler gab an „Mr. Simit“ Mehmet Bozkurt ab: So kennen die Menschen das Traditionsgeschäft an der Annener Straße 68. Vor der Tür gibt es zwei Brötchen-Parkplätze.
Bäcker Dieter Weidler gab an „Mr. Simit“ Mehmet Bozkurt ab: So kennen die Menschen das Traditionsgeschäft an der Annener Straße 68. Vor der Tür gibt es zwei Brötchen-Parkplätze. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Die Weidlers sind in Annen eine Institution. Mehr als 50 Jahre lang haben sie die Nachbarschaft sowie Beschäftigte naher Betriebe versorgt – mit Brot und Brötchen, Kaffee und Kuchen, und ein bisschen Nachbarschaftsklatsch gab’s obendrauf. „Wir hoffen, dass es so bleibt“, sagt Christine Weidler. Die Chancen stehen gut. Mehmet Bozkurt ist von der Attraktivität des Standorts überzeugt. In der Nähe der Bäckerei gibt es eine Moschee und einen türkischen Kulturverein. Von einem Bekannten aus dem Verein hatte er den Tipp erhalten, die Weidlers seien auf Nachfolgesuche.

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Dabei war der Weg von Mehmet Bozkurt zum Bäckerhandwerk ungewöhnlich. Er führte über das Studium der arabischen Literaturwissenschaften. Mehmet Bozkurt finanzierte es durch Arbeit in einer Bäckerei.

Christine Weidler kam über einen ähnlichen Umweg ans Bäckerhandwerk. Als junge Studentin kam sie nach der Wende aus Thüringen ins Ruhrgebiet, lernte Land, Leute und ihren Mann lieben. Die Tätigkeit in der Bäckerei hat ihr stets Spaß gemacht. „Ich war verantwortlich für fünf Läden“, sagt sie und strahlt dabei.

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Das frühe Aufstehen mitten in der Nacht macht ihr nichts aus. Deshalb machte Christine Weidler noch gern die Frühschicht: „Die Ersten sind schon um fünf Uhr morgens da.“ Bis zum späten Vormittag folgen neben Einzelkunden immer wieder kleine Gruppen aus der Nachbarschaft. Die Bäckerei hat als Rentnertreff eine wichtige Aufgabe.

Das Geheimnis der Linsensuppe

Das sehen auch die Bozkurts so. Deshalb gibt es ein neues Angebot: einen warmen Mittagstisch. „Ich mache jeden Tag Linsensuppe“, erzählt Zahide Bozkurt. Leckerschmecker dürfen mit einer Überraschung rechnen. Die Suppe schmeckt etwas anders als man es im Ruhrgebiet gewohnt ist. Eilige Kunden dürfen das heiße Gericht gegen Pfand im Suppenbecher mitnehmen.

Eine weitere Änderung kündigt Mehmet Bozkurt an. Er kann sich vorstellen, die Öffnungszeiten zu erweitern. Brötchen soll es bald auch sonntagmorgens geben. Auch abends können sich die neuen Betreiber der Bäckerei Weidler längere Öffnungszeiten vorstellen. Ende Februar fallen nämlich zwei Ereignisse zusammen. Für die Jecken gibt’s Berliner Ballen. Zudem versüßt die Bäckerei Weidler gläubigen Muslimen den Fastenmonat Ramadan: Nach Sonnenuntergang gibt’s Baklava.

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