Witten. Der schwere Unfall am Bahnhof Witten-Annen Nord war nicht der erste. 2016 starb dort ein 23-Jähriger. Es wird Kritik an der Sicherheit laut.

Bei dem Teenager, der am ersten Weihnachtsfeiertag (25.12.) in Witten von einer S-Bahn erfasst wurde, besteht keine Lebensgefahr. Das teilte die zuständige Bundespolizeiinspektion Dortmund jetzt auf Nachfrage mit. Der 17-Jährige sei schwer verletzt und werde weiterhin im Krankenhaus behandelt. Er könne noch nicht vernommen werden.

Der junge Mann aus Dortmund war am Abend gegen 21.40 Uhr ganz in der Nähe der S-Bahn-Station Witten-Annen Nord von einem einfahrenden Zug überrollt worden. Der Unfallhergang ist bislang nicht vollständig geklärt. Vermutlich wollte der Teenager zu Fuß die herannahende Bahn erreichen - und seinen Weg über die Gleise nahe der Stockumer Straße abkürzen, trotz geschlossener Schranke.

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Tödlicher Unfall in Witten mit S-Bahn 2016

Nach Angaben der ermittelnden Bundespolizei soll der junge Mann dabei wohl ausgerutscht sein und wurde dann von der einfahrenden Bahn erfasst. Er habe sich bei dem Unfall großflächige Frakturen, also Brüche, an den Beinen zugezogen. Lebensgefahr habe aber nie bestanden. Die Bahnstrecke der Linie S 5 musste zwischen Witten und Dortmund für einige Zeit gesperrt werden, ebenso die Stockumer Straße.

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Vor acht Jahren ist am Bahnhof in Annen schon einmal ein junger Mensch verunglückt - damals tödlich. Der 23-jährige Wittener wollte am 10. Dezember frühmorgens die Gleise westlich des Bahnsteigs hin zur HEM-Tankstelle überqueren und übersah die einfahrende S-Bahn. Der Zug erfasste ihn seitlich.

„Dass hier nur alle paar Jahre was passiert, ist ein Wunder“

„Dass hier nur alle paar Jahre etwas passiert, ist ein Wunder“, sagt Ratsmitglied Holger Jüngst. Der Zustand rund um den Bahnhof sei einfach nur „desolat“ und beklagenswert. „Seit ich kommunalpolitisch aktiv bin, arbeite ich an einem barrierefreien Zugang zum Bahnhof“, sagt Jüngst. Es sei tägliche Praxis, dass vor allem junge Menschen die Gleise entlangliefen, um dann vor Kopf auf den Bahnsteig zu klettern. „Das birgt ein hohes Risikopotenzial.“

Immer wieder nutzen Menschen den Weg entlang der Gleise, um zum Bahnhof Witten-Annen Nord zu gelangen. Im Hintergrund sieht man den Bahnübergang an der Stockumer Straße.
Immer wieder nutzen Menschen den Weg entlang der Gleise, um zum Bahnhof Witten-Annen Nord zu gelangen. Im Hintergrund sieht man den Bahnübergang an der Stockumer Straße. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald (theo)

Das Problem: Der Bahnhof ist nur von einer Seite aus zugänglich, von Süden aus über die Annenstraße. Wer aus dem nördlichen Annen kommt, muss zunächst den Bahnübergang an der Stockumer Straße überqueren. Er ist die beste Möglichkeit, in Annens Zentrum von Nord nach Süd zu gelangen. Es gibt zwar noch eine Unterführung unter den Schienen. Sie ist allerdings nicht barrierefrei und gilt zumindest abends oder frühmorgens als Angstraum. Viele nehmen jedenfalls die gefährliche Abkürzung entlang der Schienen.

Neue Fußgängerbrücke könnte Situation in Witten-Annen entschärfen

Generell ist die ganze Kreuzung dort problematisch, für Autos und Fußgänger“, sagt Julian Fennhahn, Vorsitzender des Verkehrsausschusses. Denn nur ein paar Meter hinter den Gleisen trifft die Annenstraße auf die Stockumer Straße und die Bebelstraße. Immer wieder staut sich dort der Verkehr - besonders bei heruntergefahrener Schranke. „Es reizt, da neben den Gleisen herzulaufen“, so der Christdemokrat. Aus seiner Sicht müsste eine größere bauliche Lösung her, die auch einen barrierefreien Zugang zum Bahnhof ermöglicht.

Eine solche ist von der Stadt schon lange angedacht: eine neue Fußgänger- und Radbrücke. Sie soll im „Park der Generationen“ beziehungsweise am neuen Bildungsquartier starten, über die Gleise und die Annenstraße führen und an den Rheinischen Esel anschließen. Im Bereich des Bahnsteigs und des Penny-Parkplatzes sind Treppen und Aufzüge geplant. Die Kosten liegen nach ersten Schätzungen zwischen 4,8 und 5,5 Millionen Euro. Doch bisher fehlt das Geld. Die Brücke sei deshalb derzeit auch eher eine „Zukunftsvision“, so Fennhahn.

Für eine schnellere Lösung sieht Ratsherr Holger Jüngst deshalb auch die Deutsche Bahn in der Verantwortung. „Dieser offene Zugang darf so nicht bleiben“, fordert Jüngst, der selbst im Stadtteil wohnt. Die Bahn müsse Sicherheitsmaßnahmen ergreifen, die es unmöglich machten, vom Bahnübergang an der Stockumer Straße aus kommend auf den Bahnsteig zu gelangen.

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