Witten. Der Bahnhof Witten-Annen Nord hat wieder einmal schlechte Noten bekommen. Müll und Graffiti sind nicht der einzige Grund.
Rote Karte für den S-Bahnhof Witten-Annen Nord: Im aktuellen Stationsbericht des VRR hagelt es wieder schlechte Noten. Statt Barrierefreiheit warten Müll und Graffiti auf die Fahrgäste. Lösungsvorschläge gibt es einige, doch die Lage ist kompliziert.
Für die Sauberkeit und die Aufenthaltsqualität vor Ort sei die Deutsche Bahn zuständig, so Stadtsprecherin Lena Küçük. Die letzte Ortsbegehung mit der Bahn habe es im Herbst 2022, die letzten Gespräche im Frühling 2023 gegeben. Neben der fehlenden Sauberkeit seien noch weitere Probleme seitens der Stadt angesprochen worden.
Wittener S-Bahnhof nicht barrierefrei und nur von einer Seite zugänglich
Der Bahnhof lässt nicht nur generelle Barrierefreiheit vermissen, sondern ist auch nur von einer Seite zugänglich. Das führe dazu, dass manche Fahrgäste, die aus der Stockumer Straße oder der Märkischen Straße kommen, lieber illegal die Gleise kreuzen, als einen Umweg zu gehen. Eine echte Gefahr für Leib und Leben. „Über die zukünftige komplexe bauliche Entwicklung des Haltepunktes Annen-Nord muss es weitere Gespräche mit der DB geben“, so Küçük.
Brücke statt Barriere? Drei Lösungsvorschläge im Verkehrsausschuss
Im Fokus der aktuellen Diskussion zwischen Stadt und Bahn steht eine Brückenlösung. Doch die ist teuer, braucht Platz und hat Kritiker. Bereits im vergangenen Jahr wurden drei Vorschläge im Verkehrsausschuss vorgelegt.
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Alle Vorschläge zeigen mal längere, mal kürzere Brücken, die wahlweise die Strecke zwischen Rheinischem Esel und dem Park der Generationen oder die Strecke zwischen dem Schotterparkplatz an der Annenstraße mit dem Park verbinden sollen. Über mehrere Aufzüge soll die Barrierefreiheit dann hergestellt werden.
Machbarkeitsstudie jetzt schon veraltet?
Für den Vorsitzenden der Wittener Bürger Gemeinschaft (WBG), Siegmut Brömmelsiek, ist eine Brückenlösung nur schwer vorstellbar, er sorgt sich um Vandalismus. „Die Lösung funktioniert nur, wenn die Aufzüge funktionieren. Aber wie will man das sicherstellen?“ Er hält eine Untertunnelung der Gleise neben der HEM-Tankstelle für sinnvoller. „Doch da wird die Bahn nie rangehen.“
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Auch die Brücke steht in der Kritik, denn die 20.000 Euro teure Machbarkeitsstudie ist wieder hinfällig. Nördlich des Annener S-Bahnhofs soll ein neues Bildungsquartier entstehen. Als das Gutachten erstellt wurde, war aber noch nicht klar, dass das Bildungsquartier kommt.
Ob die Flächen, die eine Brückenlösung benötigt, nach dem Bau des Quartiers noch vorhanden sind, ist fraglich, ob sich Stadt und Bahn einigen können ebenso: „Hier müssen die zukünftigen Planungen der Deutschen Bahn mit den Überlegungen und Planungen der Stadt koordiniert und in Einklang gebracht werden“, so Stadtsprecherin Lena Küçük.
Das wünschen sich die Wittener
Bis es eine Lösung gibt, müssen Fahrgäste wie Karen und Peter Büch (74 und 80) einen Umweg machen, wenn sie mit der Bahn in den Urlaub wollen. Heute steht nur eine Shopping-Fahrt nach Dortmund an. „Aber wenn wir in den Urlaub fahren, steigen wir mit unseren Koffern lieber in Dortmund Kruckel zu.“
Dort kommt man über eine Rampe auf den Bahnsteig. Eine solche Lösung wünschen sich die beiden auch in Annen. „Man könnte doch von da vorne auf den Bahnsteig kommen“, sagt Peter und zeigt auf die Stelle, an der die Stockumer Straße die Gleise kreuzt.
Was denken die Wittener über den Annener S-Bahnhof?
Und wie ist es um die Aufenthaltsqualität bestellt? „Der Bahn kann man keinen Vorwurf machen, hier wird oft sauber gemacht. Den Müll lassen andere liegen“, so Karen Büch. Beate (32) hat andere Prioritäten. „Es ist okay. Es gibt Sitzplätze und ein Dach“, sagt sie bescheiden. Wenigstens werde man am Annener Bahnhof nicht nass. „Anders als am Busbahnhof Witten Rathaus, da regnet es von allen Seiten rein.“
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