Witten. Der Wittener Gerd Gahr hat ein neues Buch geschrieben. Wieder geht er auf unterhaltsame Zeitreise. Nicht nur mit Honda-Erwin und Hut-ab-Paul.
Gerd Gahr hat noch längst nicht alles erzählt. „Sahneschnitten“ nannte er sein erstes Buch, in dem er ein Stück Crengeldanzer Heimatgeschichte aufschrieb. Nun hat der 68-jährige Wittener nachgelegt. Sein neues Werk trägt dementsprechend den Titel „Nachschlag“. Darin geht es erneut um muntere Anekdoten und eigene Erlebnisse.
Diesmal zieht der Autor den Radius etwas größer. „Herr Crengeldanz“ - wie man ihn auch nennen könnte - erzählt nicht nur von „seiner Siedlung“, in der er aufwuchs. Er präsentiert „Historisches und Autobiografisches aus Witten, dem Ruhrgebiet und dem Rest der Welt“. Dem süßen Cover bleibt er treu: Erneut ziert eine Torte die Vorderseite des Buches.
Wittener Autor wohnt in der Schott-Siedlung
Schließlich hatte Gahr vor vier Jahren beim Wettbewerb des Quartiersmanagements Heven-Ost/Crengeldanz solch einen Kuchen gewonnen. Damals wurden Lieblingsplätze, also „Sahneschnitten“, im Viertel gesucht. Der Vermessungstechniker hatte kurzerhand die sehr besondere Schottsiedlung an der Otto-Seeling-Straße mit all ihren Schieferfassaden vorgeschlagen - und die Jury überzeugt.
Er wohnt nach wie vor in einem dieser Häuser. Am Schreibtisch im Wohnzimmer füttert er den Rechner mit seinen Geschichten, die er im Kopf hat und in alten Ordnern sammelt. Vor rund zwei Wochen hat Gerd Gahr das neue Exemplar erstmals in Händen gehalten. DIN A-4-Format, Hardcover, Farb- und Schwarzweiß-Fotos. 160 Seiten sind es insgesamt geworden. Mit einem Extra für Naschkatzen und Backkünstler ganz zum Schluss. Weil seine Titel an Back- oder Kochbücher erinnern, gibt‘s diesmal ein Rezept für Käse-Sahne-Torte dazu.
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Davor bieten 38 Kapitel viel Gelegenheit zum Schmunzeln und Staunen. Von Gahrs Opa August ist etwa in „Vor 100 Jahren“ die Rede. Der 1880 Geborene wird im Ersten Weltkrieg für seine Dienste in der kaiserlichen Armee hoch dekoriert, wechselt allerdings danach die Seiten, wird Gewerkschaftssekretär und Kommunist. Und laut Gahr der erste Arbeiterführer Wittens.
„Essen rocks“ dagegen beschreibt, wie er mit einem Freund 1972 sein erstes Rockkonzert besucht: „The Who“ in der Grugahalle. Das Ticket kostete damals zwölf DM. Hingejuckelt sind die beiden mit einem Mini-Motorrad, einer Honda Dax. „Damals gab es noch keine Helmpflicht.“ Seine lange Mähne war danach so zerzaust, dass er hinterher eine Stunde brauchte, um sie zu entwirren.
Von „Honda-Erwin“ bis „Hut-ab-Paul“
Gerd Gahr schreibt über Wittener Originale. Ältere Semester kennen vielleicht noch „Honda-Erwin“, der auf einem imaginären Motorrad übern Marktplatz raste. Oder „Hut-ab-Paul“, der stets mit Kopfbedeckung auftrat, die er zum Gruß lüftete. Oder Drehorgelspieler Alberto, der in den 1960er Jahren auf der Bahnhofstraße Musik machte.
„Diese Momente zählen zu meinen absolut liebsten und wertvollsten Kindheitserinnerungen“
Die eigene Familie spielt für Gerd Ghar eine große Rolle. Ihr widmet er sein Buch - mit Foto. Seine Tochter Kristin hat ihm das Vorwort verfasst. Sie schreibt von kuscheligen Momenten auf der elterlichen Couch, wo sie und ihre Schwester Sybille stundenlang den Geschichten ihres Vaters und seines Bruders Rolf lauschten: „Diese Momente zählen zu meinen absolut liebsten und wertvollsten Kindheitserinnerungen.“
Auch Gerd Gahrs Enkelkinder wissen das schriftstellerische Erbe ihre Opas schon zu schätzen. Dem neunjährigen Liam hat Gahr zum Geburtstag sein Buch geschenkt. „Er liest jetzt seiner kleinen Schwester Anna daraus vor.“ Wenn irgendwann der dritte Band erscheint, kann die heute Vierjährige dann schon selbst darin schmökern. Denn ihr Großvater hat auch nach zwei Büchern noch viel zu erzählen.
Bücher erscheinen im Selbstverlag
Gerd Gahr hat ein neues Buch „Nachschlag“ bei Books on Demand selbst verlegt. Das Cover, das Layout - alles hat er selbst gestaltet. Vor rund zwei Wochen ist das neue Werk erschienen. Es kostet 45 Euro und ist auch im Buchhandel zu haben.
Sein erstes Buch - die „Sahneschnitten“ - brachte der Wittener vor zwei Jahren heraus. Über 100 Exemplare davon hat er schon unter die Leute gebracht. Auch der „Nachschlag“ fand bereits 50 Abnehmer. Nachbarn, Freunde, Bekannte - „das ist für jeden was, der irgendeine Beziehung zum Crengeldanz hat“, sagt Gahr. Alle anderen dürfen es aber auch gerne lesen.
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