Witten. Eva Rubrecht aus Witten zog das große Los. Doch sie ist schlecht zu Fuß. So darf ihr Sohn die Olympischen Spiele sehen, mit sportlicher Tochter.

Volles Programm für Martin Rubrecht: Kaum ist er mit seiner Frau vom Parookaville-Festival in Weeze zurück, da erwartet ihn wenige Tage später schon das nächste Großereignis. Wenn die Olympischen Spiele am Freitag in Paris eröffnet werden, ist der Mann aus Witten-Vormholz live dabei. Diesmal nimmt er Tochter Charlotte (16) mit. Beide haben den mehrtägigen Ausflug der Oma zu verdanken. Eva Rubrecht (83) hatte nämlich das große Los gezogen.

Es war einer jener Anrufe, denen man kaum glauben mag. „Sie haben gewonnen“, sagte die Stimme am anderen Ende des Telefons, als Eva Rubrecht abhob. Es war ein Mitarbeiter des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe, und es ging um eben jene Paris-Reise zu Olympia. Die 83-Jährige hat dann erst noch mal aufgelegt und zur Sicherheit ihren Sachbearbeiter kontaktiert. Der bestätigte ihr den Gewinn der einmal im Jahr stattfindenden Sonderauslosung, an der die Wittenerin tatsächlich teilgenommen hatte. Eva Rubrecht war zunächst sprachlos.

Wittener fahren mit dem Zug nach Paris

Schon fürs große Ereignis dekoriert: der Eiffelturm mit den olympischen Ringen. Die Spiele beginnen am 26. Juli.
Schon fürs große Ereignis dekoriert: der Eiffelturm mit den olympischen Ringen. Die Spiele beginnen am 26. Juli. © DPA Images | Mike Egerton

Denn bislang hatte sie höchstens mal kleine Beträge gewonnen. 50 Euro waren das höchste der Gefühle. Und nun das. „Ich habe mich wahnsinnig gefreut“, sagt die ältere Dame. Wenig später wurde ihr bewusst, was so eine Fahrt bedeutet. „Bist du verrückt, wie willst du das schaffen?“, fragte sie sich. Denn die Herbederin hat Probleme beim Laufen. Sie ist auf Stock oder Rollator angewiesen. „Schweren Herzens habe ich abgesagt.“

Als sich die erste Aufregung gelegt hatte, kam ihr die Idee, die Reise für zwei Personen an ihren Sohn zu übertragen - was möglich war. So kommt es, dass am Donnerstag Martin Rubrecht und Tochter Charlotte Busch per Bahn mit dem Eurostar ab Köln an die Seine aufbrechen. Der Aufenthalt ist im wahrsten Sinne des Wortes sportlich. „Man ist nur auf Achse“, sagt Martin Rubrecht. Er wirkt nicht so, als ob ihm das was ausmachen würde.

Schiller-Schülerin hat den Deutschland-Cup gewonnen

Erfolgreiche Turnerin: Charlotte Busch gehört zu den „Rhönis“, der Rhönradgruppe beim TuS Bommern.
Erfolgreiche Turnerin: Charlotte Busch gehört zu den „Rhönis“, der Rhönradgruppe beim TuS Bommern. © TuS Bommern | TuS Bommern

Der Schalke-Fan ist ein „alter Fußballer“. Er kickte vor allem bei den Sportfreunden Schnee und beim TuS Stockum, noch heute spielt er bei den Alten Herren. Tochter Charlotte turnt bei den „Rhönis“ vom TuS Bommern erfolgreich mit dem Rhönrad. Im letzten Jahr hat die Schiller-Gymnasiastin, die im nächsten Jahr ihr Abi macht, den Deutschland-Cup gewonnen. Wenn sie kopfüber in dem Gerät hängt, erfordert das unglaublich viel Körperbeherrschung, weiß Papa Martin, der es selbst schon mal ausprobieren konnte.

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Nun werden Vater und Tochter also bei der Eröffnungsfeier am Ufer der Seine im Publikum sitzen. Zwischendurch warten noch ein bisschen Kultur und französische Küche auf sie. Und natürlich sportliche Events, wie die Handball-Vorrunde der Männer mit den Partien Kroatien gegen Japan und Norwegen gegen Argentinien. „Am meisten freue ich mich auf Beachvolleyball unterm Eiffelturm“, sagt Martin Rubrecht, der zuletzt die Tour de France intensiv im TV verfolgt und während der EM beim Public Viewing in Dortmund die tolle Atmosphäre genossen hat.

„Ganz Paris trauerte.“

Eva Rubrecht erinnert sich an ihren Paris-Besuch 1982, als gerade Romy Schneider gestorben war

Der Vormholzer war bislang einmal in Paris. Lange her - 25 war er da. Für Charlotte ist es eine Premiere, auf die sie sich total freut. Oma Eva, die Gewinnerin, hat die französische Hauptstadt 1982 besucht, Ende Mai muss das gewesen sein. Denn gerade war dort Romy Schneider gestorben. „Ganz Paris trauerte“, erinnert sich Eva Rubrecht.

Dass sie nun daheim in Vormholz bleiben muss, trägt die Seniorin mit Fassung. Sohn und Enkelin werden sie täglich mit Live-Videos versorgen. Und bei ihrer Rückkehr haben sie sicher ein kleines Präsent für die Oma im Gepäck.

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