Witten. Profi- und Ehrenamtsgastronomen hatten große Erwartungen an die Fußball-Europameisterschaft. In Witten wurden längst nicht alle erfüllt.

Jubel, Trubel, Torgefahr: Sportevents wie die Fußball-Europameisterschaft gelten als Umsatztreiber vor allem für die Gastronomie. Kein Wunder, dass heimische Veranstalter von Public Viewing große Erwartungen hatten. Wurden sie erfüllt?

Getränke Hörst in Herbede versorgt Gastronomen, aber auch Privatleute. Es gibt auch Fässchen und Bierzeltgarnituren fürs Public Viewing mit der Nachbarschaft. Sprudelten die Umsätze mehr als sonst? „Wir hatten das übliche Geschäft“, heißt es kurz vor Abpfiff der Euro am Sonntag in Berlin.. „Rudelgucken im eigenen Garten: Das war nicht.“ Und wie lief’s in den Fußball-Kneipen?

In „Alter Post“ ging Post nicht ab

In der „Alten Post“ ging fußballtechnisch leider nicht die Post ab: Das gesteht Wirt Thorsten „Toto“ Wottrich unumwunden ein. Einst drängte sich das Fußballvolk in der Kneipe. Die „Alte Post“ hatte schon ganz früh Fernseher – im Gegensatz zur Mehrzahl der Fans. Heutzutage gibt es fast keinen Haushalt ohne TV-Gerät. Außerdem sieht er eine starke Konkurrenz, wenn Tausende zum Public Viewing etwa in die Nachbarstadt Dortmund pilgern.

Dennoch hat „Toto“ Wottrich alle Euro-Spiele in seiner Gaststätte gezeigt, so will er’s bis zum Finale halten. Der Wittener hofft auf Fans, die es zu schätzen wissen, dass sie sich ihr Bier nicht holen müssen – es wird ihnen gebracht. Bayern-Fan Wottrich blickt unterdessen schon auf den Start der Bundesliga. Die „Alte Post“ ist traditionell das bewirtschaftete Wohnzimmer von Borussia- wie Schalke-Fans.

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Das „Maschinchen Buntes“ ist nicht nur eine Kult-, sondern vor allem auch eine Kulturkneipe. Fußball ist vor allem dann ein Thema, wenn Momo und Ralf Behler zum Quiz bitten. Hat Rudelgucken funktioniert? Reinald „Ede“ Assheuer zur WAZ: „Wir haben zumindest kein Minus gemacht.“ Das nächste Quiz dürfte wohl mehr bringen. Es findet am 8. August statt. Und wie sah’s bei den Ehrenamtlichen aus?

Public Viewing beim DJK TuS Ruhrtal Witten: Die Erwartungen an Umsätze für Speis‘ und Trank wurden nicht erfüllt.
Public Viewing beim DJK TuS Ruhrtal Witten: Die Erwartungen an Umsätze für Speis‘ und Trank wurden nicht erfüllt. © DJK TuS Ruhrtal Witten | DJK TuS Ruhrtal Witten

Thomas Franzuschak, TuS Ruhrtal, zeigt sich ernüchtert. „Leider muss man sagen, dass unser Vereinsheim nicht so gut besucht gewesen ist, und sich der Zeitaufwand im Gegensatz zur Einnahme nicht unbedingt gelohnt hat. Allerdings muss man auch sagen, dass wir nur das Eröffnungsspiel gezeigt haben und danach nichts mehr.“

Björn Brose vom SV Herbede wollte mit Public Viewing Werbung für den Verein machen: Ziel erreicht.
Björn Brose vom SV Herbede wollte mit Public Viewing Werbung für den Verein machen: Ziel erreicht. © FUNKE Foto Services | Bernd Böhmer

Eine bessere Bilanz zieht Björn Brose vom SV Herbede. „Vom Umsatz her sind wir zufrieden. Allerdings war dies nicht unsere primäre Absicht. Der SV Herbede wollte die Menschen zu diesem Turnier zusammenführen. Man sollte neue Leute und den SV Herbede kennenlernen.“ Unterm Strich kamen „mehrere hundert Menschen“. Dem Verein habe das „sehr viel Spaß gemacht“. Brose hat bereits die Weltmeisterschaft im Blick. In zwei Jahren will der Verein erneut Deutschlands kleinste Fanmeile organisieren.

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Ljupcho Velkov vom „Treppchen“ in Stockum hat ebenfalls eine Fanmeile organisiert. Rund 100 Gäste kamen allein zum Achtelfinalspiel Deutschland-Spanien, und alle hatten Durst. Auch Grillgut wurde gern genommen. „Alles war schön. Der Getränke-umsatz war mega“, sagt der Wirt. Vielleicht ist der Zugang ein gutes Omen: Der Weg zum Biergarten führt durch ein Tor.