Witten. Als Erzieherin hat Ruth Tennie über 1000 Kinder begleitet und mit ihnen gespielt. Nun geht die Leiterin der Kita Krone in Heven in den Ruhestand.
Die evangelische Kirche in Heven ist am Sonntagmorgen (29.6.) gut besucht. Es ist wuselig, da viele Eltern mit kleinen Kindern vor Ort sind. Sie sind aus einem ganz bestimmten Grund zum Steinhügel gekommen: Nach 45 Dienstjahren in der Kita Krone wird Ruth Tennie, die Leiterin der Einrichtung, in den Ruhestand verabschiedet.
Es wird ein emotionaler Gottesdienst, den alle Beteiligten mit einem lachenden und einem weinenden Auge begehen. „Mit Ruth gehen Fachkompetenz und menschliche Qualität“, findet Pfarrerin Heike Bundt die passenden Worte.
Weit mehr als 1000 Kinder begleitet
Am Eingang der Kirche steht eine Leinwand. Darauf ist ein Erinnerungsbaum gemalt, der von den Gästen mit kleinen grünen Blättern verziert werden kann. Die Leinwand ist freilich viel zu klein, um allen Kindern und Eltern Platz zu bieten. Denn Ruth Tennie hat in den Jahrzehnten weit mehr als 1.000 Kinder begleitet, mit ihnen gespielt, sie getröstet und ihnen Aufmerksamkeit geschenkt.
Als eine der prägendsten Eigenschaften von Ruth Tennie nennt Pfarrerin Heike Bundt ihre Fähigkeit zu vermitteln und ein Team zu bilden. Wenn man sich am Wochenende traf, um Räume zu renovieren, sei Ruth Tennie immer vorne mit dabei gewesen und habe die Leute motiviert, mitanzupacken, beschreibt Heike Bundt ihre langjährige Weggefährtin: „Ruth kann Menschen begeistern und zusammenführen und ist dabei immer bescheiden und drängt sich nie in den Vordergrund.“
Auch interessant
Gratulanten stehen quer durch die Kirche Schlange
Das schätzt auch Heike Lohmann, Hauswirtschafterin in der Kita und seit 27 Jahren Kollegin von Ruth Tennie. „Sie hat immer ein offenes Ohr, ist hilfsbereit und für jeden da“, charakterisiert sie ihre Chefin. Der Abschied von Ruth Tennie fällt schwer: „Ein lieber Mensch geht in den Ruhestand“, beschreibt Lohmann ihren Gemütszustand.
- Witten: Noch stehen bis zu 600 Kinder ohne Kita-Platz da
- Wittener Pferdebachstraße: Kita eröffnet in ehemaliger Sauna
- Witten: Warum ein Inklusionskind seinen Kita-Platz verlor
Während Mariola Filla, Erzieherin in der Kita Krone, Ruth Tennies Ruhe und Gelassenheit betont, stehen die Gratulanten quer durch die Kirche Schlange. Mariola Filla freut sich für Ruth Tennie, dass sie nun ihren Ruhestand genießen kann und hofft zugleich, dass man sie auch zukünftig in der Kita begrüßen darf.
Arbeit war „eine Herzensangelegenheit“
„Ich bin ganz gerührt“, lächelt Ruth Tennie. Ihre Kollegin Heike Lohmann reicht ihr ein Glas Sekt zur Beruhigung. Ruth Tennie freut sich über die vielen Begegnungen heute, vor allem auch mit Menschen, die sie lange nicht gesehen hat und die es sich nicht haben nehmen lassen, heute zum Gottesdienst zu kommen. Zu den Gratulanten gehört auch Ute Rambuscheck. Sie hat ihre drei Kinder in der Kita Krone betreuen lassen. Heute hat sie ihre Tochter Lina (25) mitgebracht, die sehr schöne Erinnerungen an ihre Kita-Zeit hat.
Es gab aber auch schwierige Zeiten. Im Jahr 2010 sollte die Kita geschlossen werden. Doch in einer gemeinsamen Kraftanstrengung mit viel Herzblut von Mitarbeitenden, Eltern und Gemeinde konnte die Schließung noch abgewendet werden. Ruth Tennie kann sich noch gut an diese Zeit erinnern.
„Meine Arbeit war mir immer eine Herzensangelegenheit“, sagt die Wittenerin. Auch an diesem Vormittag habe sie wieder diese Herzlichkeit der Kinder gespürt, die sie ihr ganzes Berufsleben begleitet habe. Die Kinder und auch die Eltern werden ihr fehlen, sagt sie, „aber darüber möchte ich heute noch gar nicht nachdenken.“
Jetzt geht es nach Skandinavien
Jetzt freut sie sich erst mal auf den Urlaub. Mit ihrem Mann reist sie durchs Baltikum und quer durch Skandinavien. Dort will sie abschalten und ihr Berufsleben reflektieren. Danach wird sie sich dann weiterhin als Presbyterin und im Kreissynodalvorstand engagieren.
„You raise me up“, singt der Kirchenchor Ruth Tennie zu Ehren. „Du hebst mich hoch“. Diese Unterstützung hat sie in den 45 Jahren immer wieder erfahren. „Ich habe mich nie alleine gefühlt“, blickt Ruth Tennie voller Dankbarkeit zurück.
Mehr Nachrichten aus Witten lesen Sie hier.