Witten. 380 Kilometer Versorgungskanäle unterwandern Witten. Repariert werden sie häufig mit dem modernen Inliner-Verfahren. Ein Blick in den Untergrund.

Wer in Witten benutzt am meisten Spülmittel? Es sind keine kleinen Kinder, keine Tellerwäscher in großen Gastronomien, sondern Kanalarbeiter! In diesen Tagen sind Spezialisten in mehreren Straßen im Stadtgebiet im Einsatz. Im Auftrag der Entwässerung Stadt Witten (ESW) bauen Roboter sogenannte „Inliner“ in bestehende, aber marode Kanalrohre ein - mithilfe von viel Spüli.

380 Kilometer Kanäle liegen insgesamt unter Wittens Straßen verbaut. Diese zu prüfen, zu reparieren oder neu zu bauen gehört zu den wichtigen Daueraufgaben für eine gute Infrastruktur. Die ESW führt jedes Jahr etliche kleinere oder große Maßnahmen zur Ertüchtigung des Wittener Kanalnetzes durch. So wurde zum Beispiel ganz Stockum vor Kurzem durchgespült und durchleuchtet. 40 Kilometer unterwandern den Stadtteil.

Riesiger Schlauch wird in bestehendes Kanalnetz gezogen

Harte Arbeit: Dieser gelbe Schlauch, in Gänze 5,4 Tonnen schwer, wird in das bestehende Kanalsystem gezogen.
Harte Arbeit: Dieser gelbe Schlauch, in Gänze 5,4 Tonnen schwer, wird in das bestehende Kanalsystem gezogen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Einem Großeinsatz gleicht dagegen der „Inliner“-Einbau, den man in der letzten Woche beobachten konnte: In der Herbeder Kirchstraße wurden rund 110 Meter Kanal saniert, in der Meesmannstraße 140 Meter und in der Schillerstraße 250 Meter. Unter jener ist einer der größeren Kanäle Wittens verbaut.

In dem Rohr mit 1000 Millimeter Durchmesser fließen die Abwässer fast der gesamten Innenstadt zusammen. Kaum auszudenken, wenn man das marode Stück auf herkömmliche Weise ersetzen würde! Eine mehrmonatige Vollsperrung bräuchte es, um die Straße bis in sechs Meter Tiefe aufzustemmen. Stattdessen rückt die Rohrsanierungsfirma Aarsleff an. Dank eines modernen Verfahrens braucht sie nur zehn Stunden pro Kanalsanierung.

Jeder Kanal wird alle 15 Jahre mit einer Kamerafahrt überprüft

Wir schauen uns das Verfahren in der Meesmannstraße an. Der 900 mm breite Kanal fängt all das Schmutzwasser auf, das im Herbeder Dorf, bis hoch zur Vormholzer Straße, anfällt. Dass das Bauwerk Risse und undichte Muffen bekommen hatte, ahnten die Einwohner nicht. Die Stadt muss aber jeden Kanal alle 15 Jahre mit einer Kamerafahrt überprüfen - und entdeckt dabei „mehr Schäden als wir sanieren können“, sagt Maximilian Bolz, der bei der ESW dafür zuständig ist und auch die Arbeiten öffentlich ausschreibt.

So sehen die Roboter aus, die für den Inliner-Einbau genutzt werden. Hier ist der „Kamera-Roboter“ im Einsatz.
So sehen die Roboter aus, die für den Inliner-Einbau genutzt werden. Hier ist der „Kamera-Roboter“ im Einsatz. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Vor der eigentlichen Renovierung der Kanäle wird bereits unterirdisch gearbeitet - allerdings von Robotern, die ein bisschen wie Dackel aussehen. Daniel Bertelsmeier von der Firma „Aqua Geo Consult“ erzählt, dass vier dieser Roboter durch die Kanäle kriechen: Es gibt Kamera-Roboter, Spachtel-Roboter, Fräs- und Verpress-Roboter. Bertelsmeier ist einer von denen, die regelmäßig „Kanal-TV“ gucken. „Neun Stunden Kanal ist schon hart“, sagt er. Nur so aber werden Undichtigkeiten entdeckt.

Harte körperliche Arbeit

Als nächstes stehen Vorfräsarbeiten an. Roboter entfernen im Innern der Kanäle Hindernisse. Dann wird es ernst - die Kanalsanierer rücken mit ihren Lkw an. Sie stehen an drei Standpunkten, jeweils dort, wo ein Kontrollschacht in die Tiefe führt. Ein Lkw hat einen 5,4 Tonnen schweren gelben Schlauch geladen. Über eine Winde wird dieser Inliner in den Kanal gezogen, dazu braucht es teils sogar ein Förderband.

Daniel Bertelsmeier, Aquageoconsult, und Maximilian Bolz (r.), ESW, planen und begleiten den Inliner-Einbau in Herbede.
Daniel Bertelsmeier, Aquageoconsult, und Maximilian Bolz (r.), ESW, planen und begleiten den Inliner-Einbau in Herbede. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

In den Kanalschächten stehen Arbeiter, die den gelben Schlauch in Position drücken und Spüli verspritzen, wenn‘s mal klemmt. „Reinpusten“ nennt sich das, dabei leisten die Männer in den weißen Overalls und mit Stirnlampen harte körperliche Arbeit.

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Inliner härtet dank UV-Licht aus

Der mit Glasfasern verstärkte Kunststoffschlauch ist in Kunstharz getränkt. Liegt er in der richtigen Position, wird er mit Luft aufgeblasen und legt sich dadurch an die Rohrwandungen an. Nach etwa sechs Stunden ist das Kunstharz ausgehärtet und verschließt dadurch Risse im Rohr. Auch dabei hilft ein Roboter, der UV-Licht verstrahlt, auf das das Harz reagiert.

Blick in den Kontrollschacht. In etwa zwei Metern Tiefe arbeitet ein Kanalsanierer unter der Meesmannstraße.
Blick in den Kontrollschacht. In etwa zwei Metern Tiefe arbeitet ein Kanalsanierer unter der Meesmannstraße. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Auch die Abschlussarbeiten übernehmen die Kanal-Roboter: Die fräsen die Löcher zu den jeweiligen Seitenanschlüssen frei und verputzen Undichtigkeiten. Nach etwa zehn Stunden ist der Kanal saniert. Die Anwohner hatten derweil kaum Einschränkungen. Sogar Wasser floss wie selbstverständlich die ganze Zeit, aus dem Hahn und in den Abfluss.

Schnelleinbauverfahren beim Kanalbau der ESW in der Meesmannstraße in Witten Herbede

Folieneinzug für den Inliner-Einbau der Firma Aarsleff Gmbh am Donnerstag, dem 27. Juni 2024 mit dem  Schnelleinbauverfahren beim Kanalbau der ESW in der Meesmannstraße in Witten Herbede. Ein mit Glasfasern verstärkter, gelber Kunststoffschlauch wird in das Rohrsystem eingeführt und dieser dann mit Luftdruck aufgepumpt damit er sich an die Rohrwandungen anlegen kann.
Folieneinzug für den Inliner-Einbau der Firma Aarsleff Gmbh am Donnerstag, dem 27. Juni 2024 mit dem Schnelleinbauverfahren beim Kanalbau der ESW in der Meesmannstraße in Witten Herbede. Ein mit Glasfasern verstärkter, gelber Kunststoffschlauch wird in das Rohrsystem eingeführt und dieser dann mit Luftdruck aufgepumpt damit er sich an die Rohrwandungen anlegen kann. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer
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