Witten. Intransparente Preisgestaltung bei der Fernwärme werfen Verbraucherschützer den Stadtwerken Witten vor. Die arbeiten an einer Lösung.
Die Stadtwerke Witten sind unlängst von der Verbraucherzentrale NRW abgemahnt worden - als einer von drei kommunalen Energieversorgern in NRW. Der Vorwurf der Verbraucherschützer: Intransparenz bei der Preisgestaltung für Fernwärme. Was dahinter steckt und wie die Stadtwerke reagieren.
30 Fernwärmenetze in NRW hat die Verbraucherzentrale verglichen - zunächst mit Fokus auf die unterschiedlichen Preise. Die Stadtwerke Hamm, Herne und Witten fielen dabei auf, weil sie auf ihren Internetseiten das Zustandekommen der Preise nicht transparent genug darstellten. Dazu sind sie nach Angaben der Verbraucherschützer aber gesetzlich verpflichtet.
Stadtwerke Witten müssen Formel für die Preisberechnung aufstellen
In Witten ist man sich der Problematik bewusst. Man arbeite schon seit einiger Zeit daran, mehr Transparenz herzustellen, sagt Markus Borgiel, Vertriebschef der hiesigen Stadtwerke. Doch das ist schwieriger, als es klingt. Denn der kommunale Versorger muss die Berechnung seiner Fernwärmepreise dafür auf eine mathematische Formel herunterbrechen, die indize-basierte Fernwärmepreisformel.
Ein solcher Index kann etwa der Lohn- oder der Verbraucherpreisindex sein - oder der Gaspreisindex. Aus einer Vielzahl solcher Faktoren muss sich jeder kommunale Versorger die für sich passende Formel zusammenbauen. „Denn jedes Fernwärmenetz ist anders“, sagt Stadtwerke-Sprecher Mathias Kukla. Allein das Zusammenstellen sei herausfordernd.
Mehr Transparenz - teurere Fernwärme?
Bislang haben die Stadtwerke ihre Preise auch nicht anhand solcher Indizes berechnet. „Denn man wirft dabei immer einen Blick in die Vergangenheit“, so Borgiel. Weil etwa die Energiepreise im letzten Jahr teurer waren als aktuell, würde eine Berechnung, in die etwa der durchschnittliche Gaspreis aus dem vorletzten Quartal einfließt, den aktuellen Preis für die Kunden in die Höhe treiben. „Das lässt sich schwer vermitteln“, sorgt sich Borgiel.
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„Die Erwartung der Kunden wird sein, dass die Wärmeversorgung für sie mit Einführung der Formel günstiger wird.“ Doch aktuell sehe es so aus, als wäre das Gegenteil die Folge. Deshalb sei die Umstellung auch ein „Kopfschmerzthema“. „Wir wollen nicht, dass es wirkt, als würden wir bewusst an der Preisschraube drehen“, so der Energie-Experte. Aktuell überlege man, wie man die Folgen für die Kundinnen und Kunden abfedern könne, etwa durch zeitlich begrenzte Rabatte.
Stadtwerke haben zuletzt im April ihre Fernwärmepreise erhöht
Erst im April hatten die Stadtwerke ihre Fernwärme-Preise erhöht. Für Ein- und Zweifamilienhäuser von 16,26 Cent pro Kilowattstunde auf 20,88 Ct/kWh, für Mehrfamilienhäuser ab drei Wohneinheiten von 15,63 auf 20,18 Ct/kWh. Die Anpassung sei aufgrund von Kostensteigerungen unumgänglich gewesen, heißt es. Zugleich gilt seit 1. April wieder der reguläre Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent, zuvor war er im Zuge der Energiekrise auf sieben Prozent gesenkt worden.
Die Wittener Preise liegen damit über dem NRW-Schnitt von 17,3 Ct/kWh. Am günstigsten ist es momentan mit 11,5 Cent in Bielefeld, am teuersten in Gronau mit 28,2 Cent pro Kilowattstunde. Dass die Wittener sich im oberen Mittelfeld bewegen, erklärt Borgiel mit der Art der Energieerzeugung. Im Blockheizkraftwerk (BHKW) in Bommern kommt Bio-Methan zum Einsatz - und wenig CO2 raus. Was in Zeiten steigender CO2-Preise künftig ein Vorteil für den Standort sein wird.
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Die Umstellung auf das neue Preisberechnungsmodell planen die Stadtwerke für den 1. Januar 2025. Für Kunden sollen die Fernwärmepreise dann voraussichtlich zweimal im Jahr angepasst werden, nicht wie bisher einmal. Betroffen von den Neuerungen sind rund 800 Kunden, die alle am BHKW in Bommern hängen. Weitere Fernwärmeanbieter gibt es in Witten nicht.
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