Witten. Die Weltmeisterschaft 2006 war auch in Witten ein echtes Fußballfest. Die schönsten und kuriosesten Bilder haben wir in einer Fotostrecke gesammelt.
„Die Welt zu Gast bei Freunden“, so lautete das Motto der Fußballweltmeisterschaft 2006. Vor beinahe 20 Jahren sah die Welt in Witten noch anders aus. Damals trugen Polizisten grüne Uniformen, auf dem Rathausplatz stand kein Bumerang und die Menschen hatten seltsame Frisuren - auch ohne schwarz-rot-goldene Perücken. Jetzt, kurz vor Anpfiff der Herren-EM, haben Fans aus aller Welt schon fast alle Hotels in Witten ausgebucht. Bis das große Fußballfest endlich angepfiffen, lohnt sich der Blick zurück. Selbst der Bochumer Kult-Polizist Toto (ohne Harry) war in Witten mit dabei. So schön wurde damals gefeiert.
Spätestens nach dem Sieg im Viertelfinale gegen Argentinien gab es in Witten kein Halten mehr. Unzählige Fußballfans in schwarz-weißen Trikots strömten in die Innenstadt. Wer nicht zu Fuß kam, reihte sich in den endlos wirkenden Autokorso ein. Normalerweise würde man das als Blechlawine bezeichnen, doch anders als stürzende Schneemassen, kamen die Autos kaum voran. Das lag vor allem an der Fanhorde, die die Ruhrstraße fast komplett in Besitz nahm und jedes mit Fahnen gespickte Fahrzeug einzeln begrüßte.
„Die wahren Weltmeister“ kommen aus Witten - nicht aus Italien!
„Die wahren Weltmeister“ waren im Jahr 2006 übrigens nicht die Italiener, sondern die Wittener Abiturienten. Die feiern ihren Abschluss normalerweise mit provokanten Sprüchen oder schlechten Wortspielen auf ihren Motto-Shirts. Doch im Jahr des Sommermärchens kam es anders: Weiße Shirts mit Deutschlandfahnen am Ärmelansatz - Trikots statt T-Shirts! Die konnten sie auch gebrauchen. Denn beim Aktionstag auf dem Hof des Ruhr-Gymnasiums ging es auf der Fußball-Hüpfburg im Spiel gegen eine Lehrerauswahl - das Ergebnis ist nicht überliefert.
Lesen Sie auch
- Fußball-EM: Wo es in Witten noch günstige Unterkünfte gibt
- Fußball-EM: Hier gibt‘s in Witten Public Viewing
- Ab 173 Euro pro Nacht: Fußball-EM füllt auch Wittener Hotels
Auch die Wittener Friseure hatten sich mit „WM-Fieber“ angesteckt. So oder so ähnlich titelte die WAZ damals. Fans, denen eine Perücke nicht ausreichte, konnten sich im Salon „Kammback“ ihre Haare in den jeweiligen Nationalfarben einfärben lassen. Die Idee dazu kam nicht von Friseurmeister Udo Schürrmann, sondern von seiner Tochter Anna, die damals noch in der Ausbildung war.
Campingplatz in der Innenstadt - Die Welt zu Gast in Witten
Während heute auf dem Gelände „Drei Könige“ die neue Wache der Feuerwehr glänzt, lag das Gelände vor rund 20 Jahre noch brach. Damals nutzten Reptilienhändler Bodo Haarmann und Gastronom Jörg Klusmann die Gunst der Stunde, pachteten das Gelände und richteten dort den „Wittener WM-Campingplatz“ ein. Ursprünglich sollten hier bis zu 400 Fußballbegeisterte aus aller Welt Platz finden. Nach einem langen Hin und Her zwischen den Betreibern und der Stadt durften letztlich nur 60 Fans auf das Gelände. Unter den Gästen: Mexikaner, Kroaten, Schweizer, Spanier, Ostfriesen, Mosel-Anrainer und Holländer.
Rückblick: Witten feierte ein emotionales Sommermärchen 2006
Ohne den Wittener Hans Pechtel wäre das Sommermärchen in der Nachbarstadt Dortmund wohl nur halb so schön. Er hat rund 1100 Helfer - „Volunteers“ genannt - für den WM-Standort Dortmund eingestellt und betreut. Die Auswahl hat über ein Jahr gedauert, schließlich gab es über 3500 Bewerber. Zwei Drittel davon hat der Wittener ausgesiebt. Das wichtigste Kriterium: Um die internationalen Gäste zu unterstützen, mussten die Helfer Englisch sprechen können. Wer Weltmeister wird, hat Hans Pechtel damals im Gespräch nicht erraten, aber er wusste, wer den Titel nicht holen wird: „Deutschland - alles andere ist offen.“
Traurigerweise sollte er mit seiner pessimistischen Prognose Recht behalten. Hatten die Fans nach dem Sieg gegen Argentinien noch begeistert „Berlin! Berlin! Wir fahren nach Berlin!“ skandiert, endete die Reise bereits in Dortmund. Dort traf die Nationalelf auf Italien und musste sich nach Verlängerung 2:0 geschlagen geben. Das haben wiederum die Wahlwittener aus Italien kräftig gefeiert. Herzlichen Glückwunsch nachträglich.
Mehr Nachrichten aus Witten lesen Sie hier.